Julia Festival Band 0105
der Hausbewohner von Gunners Terrace.
Eigentlich hätte sie sich auch an dem Gespräch beteiligen sollen, doch sie war sich ihres Gegenübers zu bewusst und wurde dadurch abgelenkt. Dessert und Kaffee lehnte sie dankend ab. Insgeheim hoffte sie, nun bald gehen zu können. Vergeblich.
„Gute Nacht, Miss Andrews, Mr. Matlock.“ Nick stand auf und verabschiedete sich höflich per Handschlag. „Wir treffen uns morgen früh um neun vor Ort, Matthew. Meine Frau und ich bleiben noch etwas hier und feiern unser Wiedersehen.“ Er lächelte verhalten. „Wir haben uns einiges zu erzählen, nicht wahr, meine Süße?“
Cally wollte protestieren, besann sich jedoch anders und beschloss, Gelassenheit zu demonstrieren, so schwer ihr das auch fallen würde.
Kit schien noch immer verärgert zu sein. Am liebsten hätte sie ihn gebeten, noch zu bleiben, doch das wäre nicht fair gewesen. Die gemeinsame Arbeit hatte ihr Spaß gemacht, doch mehr würde nie zwischen ihnen sein, selbst wenn Cally ungebunden gewesen wäre. Er hatte sich falsche Hoffnungen gemacht.
Außerdem wollte sie das Treffen vor Ort nicht dadurch gefährden, dass sie den Vorstandsvorsitzenden verärgerte und er es sich anders überlegte.
Als die anderen gegangen waren und Nick sich wieder gesetzt hatte, sagte Cally leise: „Ich finde, jemand sollte mich jetzt über meine Rechte aufklären.“
„Ich kenne meine bereits. Immerhin hatte ich lange genug Zeit, mich zu informieren.“ Nick winkte den Ober heran, um sich noch einen Espresso zu bestellen.
„Danke, ich möchte nichts“, lehnte Cally schnell ab.
„Dann kannst du mir Gesellschaft leisten, und wir unterhalten uns, während ich meinen Espresso genieße. Ist das nicht ein heimeliges Bild?“
Cally beschloss, sofort zur Sache zu kommen. „Hör mal, Nick, muss das sein? Können wir nicht einfach akzeptieren, dass unsere Ehe kein guter Einfall war, und es dabei belassen? Ich würde jetzt wirklich gern nach Hause gehen.“
„Ein ausgezeichneter Vorschlag. Leider ist mein derzeitiges Zuhause das Majestic Hotel, das allerdings nichts Majestätisches an sich hat. Aber wenigstens haben sie mir die Hochzeitssuite überlassen. Findest du das nicht sehr passend?“ Er trank seinen Espresso aus. „Wollen wir los?“
Das Herz schlug ihr plötzlich bis zum Hals. Das kann doch nicht Nicks Ernst sein, dachte sie verstört und sagte leise: „Ich gehe nirgends mit dir hin. Du scheinst vergessen zu haben, dass ich dich verlassen habe.“
„Nein, Liebling, daran erinnere ich mich nur zu genau. Die Tinte auf der Heiratsurkunde war ja kaum getrocknet, als du dich aus dem Staub gemacht hast.“
„Ich schulde dir wohl eine Erklärung.“
„Allerdings! Und eine Entschuldigung dafür, dass du mich vor aller Öffentlichkeit bloßgestellt hast.“
Cally senkte den Kopf. „Ja, natürlich. Es tut mir leid.“
„Ist das alles?“
Du hast mich auch bloßgestellt, allerdings nicht in der Öffentlichkeit, dachte sie und sah ihn an. „Ich hatte keine Wahl, ich musste es tun.“ Zögernd fragte sie: „Was hast du den Leuten denn erzählt?“
„Jedenfalls nicht die Wahrheit, denn die wusste ich ja nicht. Du hast ja nicht mal einen Abschiedsbrief hinterlassen. Ich habe den Leuten erklärt, dass du es dir anders überlegt hast und wir uns entschlossen haben, uns zu trennen. Zuerst wusste ich ja selbst nicht, was los war. Du hattest den Wagen genommen, und ich befürchtete, du könntest einen Unfall gehabt haben. Was glaubst du, wie viel Zeit ich damit verschwendet habe, alle Krankenhäuser in der Umgebung anzurufen? Schließlich meldete sich die Polizei, weil die Beamten junge Leute mit dem Wagen erwischt hatten. Sie hatten das Auto am Bahnhof gestohlen und zu Schrott gefahren. Der Schalterbeamte am Bahnhof hat dich auf unserem Verlobungsfoto erkannt und sich erinnert, dass du einen Einzelfahrschein nach London gelöst hast. Das gab der Geschichte eine neue Richtung.“
Cally betrachtete interessiert das weiße Tischtuch. „Dann hast du mich also gesucht?“
„Nein, zunächst nicht. Dazu war ich zu wütend. Ich habe dich dorthin gewünscht, wo der Pfeffer wächst.“
„Dabei hättest du es auch belassen sollen.“
„Vielleicht. Dann aber habe ich es mir anders überlegt.“
„Wie … wie hast du mich denn gefunden?“
„Abgesehen von den ersten Wochen wusste ich immer, wo du bist.“
Cally erschauerte und schloss kurz die Augen. „Und ich dachte, ich hätte alle Spuren verwischt. Ich bin doch so oft
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