Julia Festival Band 0105
ausdruckslos. „Was für ein unerwartetes Vergnügen. Ich dachte, du wärst in Paris.“
Adele Tempest, die mit einem engen weißen Rock und einem lila Wickeltop bekleidet war, blieb an der Tür zum Salon stehen. Das rotgoldene Haar hatte sie aufgesteckt. Einige Löckchen umschmeichelten ihr Gesicht. Sie lächelte.
„Da war ich auch“, antwortete sie. „Bis mir zu Ohren gekommen ist, dass du mit der verlorenen Braut zurückkehrst. Da wollte ich doch zur Begrüßung hier sein.“ Sie musterte Cally und lächelte noch breiter. „Nicks Überredungskünste müssen enorm sein, meine Kleine. Oder konntest du mal wieder seinem Geld nicht widerstehen? Verständlich, du hast ja wohl ein Jahr lang von der Hand in den Mund gelebt.“
Irgendwie gelang es Cally, freundlich zu bleiben. „Ich freue mich auch, dich zu sehen, Adele. Gut zu wissen, dass du immer noch die Alte bist.“
Adele lachte. „Die Veränderungen gehen auf Nicks Konto. Du wirst staunen. Besonders aus dem großen Schlafzimmer in diesem schrecklichen gotischen Stil, auf den Ranald bestanden hatte, ist ein richtiges Liebesnest geworden. Ich wusste ja nicht, dass es für dich ist.“
„Das Leben steckt eben voller Überraschungen“, gab Cally zurück, bevor sie sich der Haushälterin zuwandte. „Wären Sie so gut, mir diese erstaunliche Verwandlung dort oben zu zeigen, Mrs. Thurston? Ich würde mich gern etwas frisch machen. Und dann servieren Sie bitte den Tee im Salon.“ Sie lächelte Nick zu, der noch immer wie erstarrt wirkte. „Bitte unterhalte unseren Gast so lange, Liebling. Ich bin gleich wieder da.“
Ruhig und gelassen begann sie hinter der Haushälterin die Treppe zu erklimmen und folgte der Frau bis zu einem Raum mit einer zweiflügeligen Tür, die Mrs. Thurston öffnete.
„Das ist das große Schlafzimmer, Lady Tempest. Ich hoffe, Sie finden alles zu Ihrer Zufriedenheit.“
Cally sah sich in dem großen, hell tapezierten Raum mit der niedrigen Decke um. Sie entdeckte eine hübsche edwardianische Frisierkommode mit einem mit Satin bezogenen Hocker davor und das riesige Bett mit dunkelblauem Himmel, der hell abgesetzt war. Auf dem Bett lag eine dazu passende Tagesdecke. Die Vorhänge vor den großen Fenstern waren aus dem gleichen Stoff.
Cally rang sich ein Lächeln ab. „Es ist sehr schön.“
Mrs. Thurston lächelte erfreut, dann beeilte sie sich, eine Tür zu öffnen, die sich auf der anderen Seite des Schlafzimmers befand. Ein kurzer Flur lag dahinter mit weiteren Türen auf beiden Seiten.
„Am Ende des Flurs ist noch ein Schlafzimmer, das Sir Nicholas bis jetzt benutzt hat“, erklärte Mrs. Thurston. „Das gemeinsame Ankleidezimmer befindet sich links, das Badezimmer gegenüber. Wenn Sie irgendetwas brauchen, läuten Sie bitte.“
„Das wird sicher nicht nötig sein.“ Cally lächelte ihr zu.
Die andere Frau schien noch etwas auf dem Herzen zu haben. „Darf ich etwas sagen, gnädige Frau? Es tut mir sehr leid, was unten passiert ist. Ich wusste, dass Sir Nicholas heute nicht gestört werden wollte, aber ich hatte keine Ahnung, dass Lady Tempest im Haus war. Es war so ein schöner, sonniger Tag, und da habe ich die Verandatüren im Salon aufgemacht. Offensichtlich ist sie durch den Garten gekommen und über die Terrasse in den Salon gelangt. Ich traute meinen Augen nicht, als ich mit Blumen in den Salon kam und sie auf dem Sofa sitzen sah.“
Nach kurzem Schweigen fügte Mrs. Thurston hinzu: „Sie hat ja mal hier gewohnt.“
„Und deshalb ist es auch schwierig, sie zum Verlassen des Hauses aufzufordern.“ Cally nickte verständnisvoll. „Keine Sorge, Mrs. Thurston, mein Mann ist der Situation gewachsen.“ Sie verzog das Gesicht. „Ich fürchte, es ist nichts Neues für ihn.“
Die Haushälterin lächelte ergeben, schien jedoch alles andere als beruhigt zu sein, als sie das Zimmer verließ.
Auch Cally wäre es lieber gewesen, wenn Adele nicht gleich bei ihrer Rückkehr ihr Gift verspritzt hätte. Unwillig warf sie ihre Handtasche aufs Bett und verschwand im Badezimmer, wo sie sich etwas erfrischte. Helle Marmorfliesen und -kacheln verliehen dem Raum einen edlen Look. Die große, ebenerdige Badewanne und die riesige Dusche schienen für zwei Personen ausgelegt zu sein, wie Cally verunsichert feststellte.
Was soll ich tun, wenn Nick darauf besteht, mich hier zu verführen?, überlegte sie. Dann ging sie hinüber zu der anderen Tür und betrachtete das andere Schlafzimmer. Auf dem Doppelbett lag eine olivgrüne
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