Julia Festival Band 0105
die Brieftasche einsteckte.
„Danke für die Warnung, Linnet, aber sie ist völlig überflüssig.“ Sie ging zu Miles, hakte sich bei ihm unter und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Liebling, darf ich dir Lady Markham vorstellen, die gerade nach Wenmore Court zurückgekehrt ist? Linnet, dies ist Miles Hunter.“ Sie machte eine kurze Pause. „Mein Verlobter.“
Obwohl Miles mit keiner Wimper zuckte, spürte sie, dass er die Muskeln anspannte. Sie wusste, dass sie sich später dafür hassen würde, doch Linnets verblüffte Miene war die Sache wert.
Linnet hatte sich schnell wieder in der Gewalt. „Gratuliere.“ Sie reichte Miles mit einem bewundernden Lächeln die Hand.
Du liebe Zeit, dachte Chessie. Zuerst die Kellnerin und nun Linnet. Bin ich die einzige Frau Englands, die gegen seine Anziehungskraft immun ist?
„Wann ist es denn passiert?“, erkundigte Linnet sich charmant.
„Heute Abend“, erwiderte er ungerührt. „Wir haben es mit einem Dinner gefeiert. Sie sind die Erste, die es erfährt.“
„Wie wundervoll. Ich bin sicher, Sie beide sind wunschlos glücklich. Wann ist der große Tag?“
„Das haben wir noch nicht entschieden“, warf Chessie ein. „Miles muss ein Buch beenden und kümmert sich um ein Filmprojekt. Er ist momentan sehr beschäftigt.“
„Du schilderst mich so unromantisch, Liebes“, beschwerte er sich schmunzelnd. „Ich finde nämlich, wir sollten so schnell wie möglich heiraten, wenn auch die Flitterwochen noch eine Weile warten müssen.“ Er zog sie fester an sich und streifte mit den Lippen ihr Haar. „Es ist Zeit, dass wir gehen, damit wir unsere Feier daheim fortsetzen können.“
Errötend murmelte Chessie etwas Unverständliches.
Lächelnd wandte er sich an Linnet. „Gute Nacht, Lady Markham. Es war mir ein Vergnügen. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.“
„Darauf können Sie sich verlassen.“ Linnet zwinkerte ihm verführerisch zu.
Schweigend gingen sie zum Wagen. Als Miles die Beifahrertür für Chessie öffnete, stieg sie hastig ein.
Er nahm den Platz neben ihr ein und blickte hinaus in die Dunkelheit. „Das war wohl eher eine Formsache als eine endgültige Antwort, oder?“
Sie senkte den Kopf. „Entschuldige. Es war unverzeihlich von mir. Was musst du nur von mir denken.“
„Ich denke, dass du Punkte sammeln wolltest“, meinte er spöttisch. „Und das verstehe ich, obwohl ich die Mittel nicht billigen kann, die du gewählt hast.“
„Sie hat mich für eine Kellnerin gehalten!“
„Das bezweifle ich. Wie du bereits bemerkt hast, ist das Personal beinahe übertrieben entgegenkommend. Von dir kann das niemand behaupten.“
Chessie wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken.
Nach einer Pause fuhr er ruhig fort: „Trotzdem sind wir nun dank Lady Markhams Einmischung offiziell verlobt und müssen uns entsprechend benehmen.“ Seine Narbe wirkte im Mondlicht silbrig. „Jeder Sinneswandel in diesem Stadium würde uns beide lächerlich machen, und das dulde ich nicht.“
„Danke.“ Ihre Stimme bebte. „Du bist sehr nett.“
„Täusch dich nicht, Francesca. Momentan empfinde ich alles Mögliche, aber glaub mir, Nettigkeit gehört nicht dazu. Und jetzt bringe ich dich heim.“
Das Schweigen auf der Fahrt zerrte an Chessies Nerven.
Miles hielt den Wagen vor der Treppe an, die zur Wohnung der Haushälterin führte. Dann drehte er sich um und betrachtete Chessie.
Was jetzt?, überlegte sie hilflos. Ihre Haut begann erwartungsvoll zu prickeln. Was sollte sie tun, wenn er sie berührte? Innerhalb weniger Stunden war ihr Leben völlig aus den Fugen geraten.
„Soll ich dich nach oben begleiten?“, fragte er. Ein höfliches Angebot, mehr nicht. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
Erleichtert schüttelte sie den Kopf. „Ich muss allein damit fertig werden. Trotzdem vielen Dank.“
„Eines Tages werde ich dich lehren, deine Dankbarkeit deutlicher zu zeigen“, flüsterte er. „Gute Nacht, Francesca. Es tut mir leid, dass der Abend eine Katastrophe für dich war. Ich sehe dich dann morgen früh.“
Sie stand im Mondlicht und blickte Miles nach, der zur Vorderfront des Hauses fuhr. Er hatte zwar um ihre Hand angehalten, aber die Beziehung zwischen Chef und Angestellter blieb unverändert – was ihr natürlich recht war. Langsam stieg sie die Stufen hinauf und konzentrierte sich auf ihr dringendstes Problem.
Sie hatte keine Ahnung, was sie Jenny sagen oder wie sie das Thema anschneiden sollte. Ich könnte mit
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