Julia Festival Band 0105
hat kein Wort darüber verloren, dass der kleine Prinz dich nicht aus den Augen gelassen hat?“ Steffie verdrehte die Augen. „Und ich habe gedacht, ich würde heute Blut auf dem Teppich finden.“
„Ich kenne die Markhams schon sehr lange. Miles versteht das.“
„So? Dann muss er ein ungeahntes Talent für Toleranz entwickelt haben.“
„Nun, wir alle verändern uns.“ Chessie lächelte höflich. „Möchtest du den Kaffee hier trinken?“
„Mit anderen Worten: Kümmere dich um deinen eigenen Kram.“ Steffie erhob sich. „Ich begleite dich in die Küche, wenn es dir recht ist. Der erstaunlich verständnisvolle Miles möchte nicht gestört werden, und ich kann dir helfen.“ Sie klopfte Chessie leicht auf die Schulter. „Keine Bange, das Verhör ist für heute beendet, Liebes.“
Es war für Chessie eine völlig neue Erfahrung, beim Kochen mit jemandem plaudern zu können. Als sie dies Steffie anvertraute, schaute sie sie fassungslos an.
„Und deine Schwester?“
„Du liebe Zeit, nein. Jenny würde sich nie in die Nähe eines Herdes wagen. Ich weiß nicht, wie sie zurechtkommen will, wenn sie erst auf dem College ist.“
„Die wenigsten Studenten sterben an Unterernährung – auch nicht im ersten Jahr.“ Steffie zögerte. „Leistet sie uns beim Essen Gesellschaft?“
„Sie ist bei einer Freundin, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten.“ Zumindest hoffte Chessie das. Der Name von Zak Woods war zwischen den Schwestern nicht mehr gefallen. „Die Examen beginnen morgen.“
„Wie wäre es mit einem Gläschen Sherry?“, erkundigte Steffie sich fröhlich, als die Mittagszeit nahte.
„Für mich nicht, danke. Während ich den Tisch decke, könntest du Miles Bescheid sagen, dass alles fertig ist.“
Sie hatte eine Blumenkohlcremesuppe gekocht, danach sollte es Roastbeef und Yorkshirepudding geben und zum Kaffee Baisers mit Zitronenschaum. Alles duftete köstlich, doch Chessie war der Appetit gründlich vergangen.
„Willst du schon wieder weglaufen, Francesca?“ Miles war unbemerkt in die Küche gekommen.
„Ich bereite das Essen vor.“
„Zum Teufel mit dem Essen. Wir müssen uns unterhalten.“
„Über letzte Nacht?“ Sie rührte die Suppe um. „Da gibt es nichts zu reden.“
„Ich denke doch. Ich möchte dir erklären …“
„Nein.“ Chessie warf den Löffel auf die Arbeitsplatte. „Ich will weder deine Erklärungen noch dein Mitleid. Ich bin nicht die erste Frau, die sich in den falschen Mann verliebt hat. So etwas passiert. Ich werde es überleben.“
„Dir ist also klar, dass es nicht funktioniert hätte?“ Er klang fast überrascht. „Du hast es trotzdem akzeptiert?“
„Natürlich.“ Sie nahm eine Schüssel von der Warmhalteplatte und füllte die Suppe ein. „Aber vergangene Nacht hatte damit überhaupt nichts zu tun. Ich habe es schon vor einer Weile gemerkt.“
„Ich hatte Angst, es würde dich verletzen. Du darfst dich nie mit dem Zweitbesten zufrieden geben, Francesca, vergiss das nie.“
„Ein wertvoller Rat.“ Sie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. „Würdest du jetzt bitte mit Steffie ins Esszimmer gehen?“
Miles kam einen Schritt auf sie zu, und für einen Moment dachte sie, er wollte sie berühren. Sie wusste, dass ein flüchtiges Streicheln genügen würde, ihre mühsam gewahrte Fassung zu zerstören.
„Nein“, flüsterte sie voller Panik.
Er blieb sofort stehen und sah sie schockiert an. Dann machte er wortlos kehrt und verschwand. Chessie folgte ihm mit der Schüssel.
Es wurde eine der schlimmsten Mahlzeiten ihres Lebens. Miles saß schweigend da, das Gesicht wie aus Stein gemeißelt.
Steffie warf beiden einen kurzen Blick zu und begann dann, Anekdoten aus ihrer Zeit als Journalistin zu erzählen, um die Atmosphäre aufzulockern. Irgendwann schaute sie auf die Uhr und meinte: „Ich muss zum Bahnhof, Brüderchen, sonst glaubt meine Familie, ich wäre von Außerirdischen entführt worden.“
Beim Abschied an der Tür schloss sie Chessie fest in die Arme. „Keine Sorge, es wird alles gut.“
Chessie winkte ihnen nach, als Miles den Wagen die Auffahrt hinunterlenkte.
„Auf Court liefen überall Gutachter umher.“ Mrs. Chubb wiegte den Kopf. „Sieht so aus, als wollte Madam verkaufen. Skandalös! Wäre Sir Robert noch bei Kräften, würde er sie hinauswerfen.“
„Es geht ihm doch schon besser“, wandte Chessie ein. „Dank der regelmäßigen Physiotherapie kann er seine Hand und den Arm wieder bewegen. Leider ist es
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