Julia Festival Band 0105
ein sehr langsamer Prozess.“
„Zu langsam, um Court zu retten. Außerdem sind nicht alle froh über die Fortschritte des Gentleman.“
„Mrs. Chubb …“, begann Chessie vorwurfsvoll.
„Denken Sie an meine Worte“, unterbrach die Frau sie würdevoll. „Erst neulich sagte Schwester Taylor zu mir, dass er keine Besucher in seiner Nähe duldet – auch nicht sein eigen Fleisch und Blut. Bei Ihnen macht er jedoch eine Ausnahme, und natürlich auch bei Master Miles.“
Chessie traute ihren Ohren kaum. „Miles besucht Sir Robert?“
Mrs. Chubb nickte. „Er liest ihm die Zeitung vor und so. Hat er Ihnen nichts davon erzählt?“, fügte sie leicht spöttisch hinzu.
Chessie goss kochendes Wasser in den Kaffeefilter. „Wahrscheinlich hat er es irgendwann erwähnt. Aber er muss mir nicht über jede Minute des Tages Rechenschaft ablegen, Mrs. Chubb.“
Und das tut er auch nicht, dachte sie, als sie wenig später das Kaffeetablett ins Arbeitszimmer trug.
Miles arbeitete mehr denn je, um das Buch zu beenden. Dabei war er sich selbst gegenüber sehr kritisch und nahm ständig Änderungen vor. Zum ersten Mal, seit sie für ihn tätig war, stand Chessie unter Druck.
Trotzdem hat er sich nicht überanstrengt, tröstete sie sich. Er war noch zwei Mal nach London gefahren und jedes Mal über Nacht dort geblieben. Demnach hatte er sich Ruhe und Erholung gegönnt, während Chessie in den schlaflosen Nächten ihrer regen Fantasie ausgeliefert gewesen war.
Als sie die Halle durchquerte, läutete es an der Tür. Sie stellte das Tablett ab und öffnete. Zu ihrem Erstaunen sah sie sich Linnet gegenüber.
„Ist Miles zu Hause?“ Die ältere Frau ging an ihr vorbei. „Ich sehe schon, er ist da“, fügte sie angesichts der Kanne und der Tassen hinzu. „Am besten schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe und bringe ihm den Kaffee selbst.“
„Er arbeitet und darf nicht gestört werden“, protestierte Chessie.
„Unsinn. Du solltest nicht so besitzergreifend sein, Kleines.“ Linnet öffnete die Tür zum Arbeitszimmer und trug das Tablett hinein, dicht gefolgt von Chessie. „Miles, mein Lieber …“ Linnets Tonfall und Lächeln waren bezaubernd. „Chessie scheint zu glauben, Sie wären zu beschäftigt, um mich zu sehen.“
„Ich fühle mich geehrt.“ Er erhob sich schwerfällig und griff nach seinem Stock. „Würdest du noch eine Tasse bringen, Francesca?“
„Es stehen zwei auf dem Tablett“, erwiderte Chessie ruhig. „Ich trinke später Kaffee.“
„Geh nicht, Chessie.“ Linnet ließ sich anmutig auf das Ledersofa sinken. „Es betrifft auch dich.“ Sie zog einen großen Umschlag aus ihrer Tasche und reichte ihn Miles. „Die Einladung zur Sommerparty.“
„Danke. Streikt die Post?“
„Ich wollte die Karte persönlich überbringen und mich vergewissern, dass Sie auch kommen. Erst heute habe ich zu meinem Stiefsohn gesagt, dass wir Sie in den letzten Wochen so wenig gesehen haben. Hoffentlich werden Sie kein Einsiedler.“
„Im Gegenteil, ich bin viel unterwegs“, erklärte Miles charmant. „Leider scheinen wir einander immer zu verpassen.“
Zu Chessies größter Freude verlor Linnet einen Moment lang die Fassung, hatte sich jedoch schnell wieder in der Gewalt. „Ein Jammer, aber ich stecke natürlich bis über beide Ohren in den Vorbereitungen für die Party. So viele Termine … Ich habe beschlossen, während des Abendessens eine Tombola zu veranstalten – allerdings mit interessanteren Preisen als den üblichen Kristallschalen und Whiskyflaschen.“ Sie warf Miles einen verführerischen Blick zu. „Vielleicht kann ich Sie heute zu einem Beitrag überreden. Eine signierte Ausgabe Ihres letzten Buches wäre schön.“
„Gern. Möchten Sie es gleich mitnehmen?“ Miles holte einen Band aus dem Regal und schrieb seinen Namen auf die Innenseite.
„Perfekt. Jetzt brauche ich nur noch eine Berühmtheit, die die Verlosung leitet.“ Sie machte eine Pause. „Ich dachte an Sandie Wells.“
Er goss mit ausdrucksloser Miene Kaffee ein und reichte Linnet eine Tasse. „Es ist Ihre Party. Tun Sie, was Sie für richtig halten.“
Sie seufzte. „Ich habe sie natürlich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Vermutlich versucht die Ärmste, ihre Karriere neu anzuschieben, nachdem ihre Ehe in die Brüche gegangen ist. Könnten Sie Sandie für mich fragen, mein Lieber?“
„Es wäre besser, wenn Sie über ihren Agenten Jerry Constant Kontakt zu ihr aufnehmen würden.“
Linnet seufzte
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