Julia Festival Band 05
gerade am Telefon gesagt, dass es bis übermorgen dauern kann, bis die Straßen wieder passierbar sind.“
„Übermorgen?“ Tyler riss entsetzt die Augen auf. „Aber da ist doch Weihnachten! Wir können nicht bis Weihnachten hierbleiben!“
Tricia blickte ihre Mutter weinerlich an. „Wir haben dem Weihnachtsmann gesagt, dass wir bei Grandma sind. Er soll doch morgen da hinkommen.“
Lucy fiel auf, dass sich um Banners Mundwinkel tiefe Linien eingegraben hatten. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Fremde waren nicht nur in sein Heim eingedrungen, sondern murrten auch noch undankbar, dass sie lieber woanders wären. Beinahe tat er ihr ein wenig leid.
„Macht euch keine Gedanken“, sagte Joan zu ihren Kindern. „Der Weihnachtsmann kommt extra zu euch, wenn wir bei Grandma angekommen sind.“
Die Kinder wirkten nach wie vor geknickt, und die allgemeine Stimmung am Tisch war wieder bedrückt.
„Banner, diese Suppe ist wirklich köstlich“, lobte Lucy betont fröhlich. „Sie sind ein ausgezeichneter Koch.“
„Danke.“
„Meine Annie ist eine wundervolle Köchin“, mischte Pop sich mal wieder ein. „Und ihre Kuchen! Ihre Kokostorte ist die beste Torte der Welt, und ihr Schokoladenkuchen ist auch nicht zu verachten.“
„Jetzt koche ich nicht mehr so viel wie früher“, murmelte Miss Annie und blickte auf ihre knorrigen Hände. „Aber im Sommer koche ich immer noch gern frisches Gemüse.“
„Früher haben wir alles Gemüse selbst angebaut“, fügte Pop erklärend hinzu. „Wir hatten einen großen Garten hinter dem Haus. Jetzt kann ich nicht mehr viel tun, wo die Arthritis so schlimm geworden ist. Aber ich pflanze immer noch jedes Frühjahr Tomaten.“
Miss Annie schenkte ihm ein zärtliches Lächeln. „Er liebt Tomaten frisch aus dem Garten.“
Lucy beobachtete die beiden ein wenig neidisch. Zweiundsechzig Jahre Ehe, Kinder, Enkelkinder, Beisammensein und unzählige gemeinsame Erinnerungen …
All das wünschte sie sich auch. Und jetzt, da ihr achtundzwanzigster Geburtstag nahte, dachte sie immer öfter daran. Sie war durchaus fähig, selbst für ihren Unterhalt zu sorgen, aber sie träumte von einem märchenhaften Happy End. Das Problem war nur, dass sie einfach keinen Mann fand, den sie heiraten wollte.
„Möchte noch jemand Suppe?“, fragte Banner knapp und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich.
Er ist umwerfend, dachte Lucy und bewunderte im Stillen sein dichtes, dunkles Haar, das im Lampenschein seidig glänzte. Aber gutes Aussehen allein reichte nicht, damit ein Mann es auf ihre Kandidatenliste schaffte – nicht mehr, seit sie mehrere verheerende Verabredungen mit sehr attraktiven, aber total ungeeigneten Typen erlebt hatte.
Niemand wollte noch mehr Suppe.
„Lassen Sie mich die Küche aufräumen“, bot Joan schüchtern an. Sie blickte zu Banner hinüber und schaute schnell wieder weg. „Sie sind so großzügig zu uns, und ich möchte mich gern revanchieren.“
„Ich helfe Ihnen“, erklärte Lucy sofort.
Bobby Ray stand auf. „Miss Annie, ich bringe Sie zurück ins Wohnzimmer.“
„Eigentlich möchte ich mich ein paar Minuten hinlegen“, entgegnete die alte Dame müde. „Wenn Sie nichts dagegen haben, Mr. Banner.“
„Nennen Sie mich Banner, Ma’am“, sagte er mit einer respektvollen Wärme, an der es total mangelte, wenn er mit den anderen Gästen sprach. „Sie dürfen jederzeit gern mein Zimmer benutzen. Ich habe genügend andere Plätze, wo ich schlafen kann.“
Miss Annie strahlte ihn an. „Vielen Dank. Sie sind ein sehr netter junger Mann.“
Lucy beobachtete fasziniert, wie eine leichte Röte sich auf seine Wangen stahl. Hörte er so selten Komplimente?
Tricia war auch müde und begann zu quengeln. Als Tyler sie deswegen hänselte, brach ein Streit aus.
Lucy sah, dass um Banners Mund wieder die tiefen Linien erschienen. Anscheinend hatte er selten Umgang mit Kindern und bedauerte das auch nicht. „Kümmern Sie sich doch lieber um die Kinder“, schlug sie Joan vor. „Ich erledige den Abwasch schon.“
Joan seufzte. „Das wäre wohl das Beste.“
„Im Wohnzimmer steht ein Fernseher“, erklärte Banner. „Ich habe Satellitenempfang. Vielleicht finden Sie ein Programm, das für die Kids geeignet ist.“
Joan nickte dankbar und scheuchte die Kinder aus der Küche, sodass Lucy allein mit Banner zurückblieb.
„Ich schaffe das schon“, sagte sie, als er den Tisch abzuräumen begann.
„Ich räume lieber die Küche auf, als ins Wohnzimmer zu
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