Julia Festival Band 05
Unsicherheiten. Meinst du nicht?“
„Vielleicht.“
„Du sagst doch auch nichts, was du nicht wirklich meinst, oder?“
„Nein, aber ich sage auch nicht unbedingt alles, was ich denke.“
„Ich sage auch nicht alles . Zum Beispiel habe ich dir nicht gesagt, wie hübsch deine Augen sind. Oder dass du einen echt spektakulären Körper hast.“
Der Kochlöffel fiel ihm aus der Hand. Mit einem vorwurfsvollen Blick, der sie zum Lachen brachte, hob Banner ihn vom Boden auf. „Verdammt noch mal, Lucy.“
Er war so niedlich, wenn er in Verlegenheit geriet, dass sie nicht widerstehen konnte, ihn weiter zu necken. „Hat dir noch nie jemand gesagt, wie hübsche Augen du hast?“
„Das kann ich nicht behaupten“, erwiderte er verlegen, während er den Kochlöffel abspülte.
„Siehst du? Woher wüsstest du es dann, wenn ich es dir nicht gesagt hätte?“
„Du bist nicht ganz normal, weißt du das? Ich bin noch nie jemandem wie dir begegnet.“
„So ungewöhnlich bin ich gar nicht. Du kommst nur nicht genug unter Leute.“
Jetzt musste er lachen. „Das mag sein.“
Sie hatte ihn noch nie richtig lachen hören, nie sein strenges Gesicht so aufleuchten sehen. Es hielt zwar nicht lange an, aber die Wirkung auf sie war verblüffend. Und es stärkte ihre Überzeugung, dass sie ihre Gefühle nicht so schnell überwinden würde.
„Was tust du normalerweise nach dem Abendessen?“, erkundigte sich Lucy, als sie und Banner den Tisch abräumten.
„Manchmal arbeite ich. Manchmal lese ich, oder ich sehe fern.“
„Gehst du nie aus?“
„Doch. Wenn mir nach Gesellschaft zumute ist, was höchstens ein paar Mal im Monat vorkommt, gehe ich in ein Lokal in der Nähe und spiele mit ein paar Bekannten Billard. Und gelegentlich treffe ich mich mit einem Nachbarn, Kyle Polston, mit dem ich auch meistens jogge.“
„Hast du dich nach deiner Scheidung schon mal wieder mit Frauen verabredet?“
„Nicht oft.“ Er schloss die Schranktür mit einer Endgültigkeit, die auch das Gesprächsthema zu beschließen schien.
Dann gingen sie ins Wohnzimmer, wo Banner sich auf die Couch setzte. Als er den Fernseher einschaltete, fragte sie sich, ob er damit weitere Fragen von ihr unterbinden wollte.
Sie setzte sich neben ihn und lehnte sich an seine Schulter. Nach einer Weile legte er einen Arm um sie.
Der Ton war leise gestellt und kaum zu hören. Da Banner nicht sonderlich an den Nachrichten interessiert zu sein schien, wagte sie einen weiteren Kommunikationsversuch. „Erzähl mir von deinen Geschwistern“, forderte sie ihn auf.
„Von allen?“
„Natürlich.“
„Warum?“
„Weil …“
„… ich dich besser kennenlernen will“, antwortete er gleichzeitig mit ihr, und sie musste lachen.
Dann seufzte er. „Ich habe dir ja schon erzählt, dass mein Vater zwei überaus tüchtige Nachkommen hat. Brenda ist sehr gewissenhaft und zielstrebig. Alles im Leben muss bei ihr in fein säuberlich organisierte Schubladen passen. Es stört sie, dass sie mich nicht so einfach einordnen kann, wie sie gern möchte. Sie ist sehr darauf bedacht, dem alten Herrn eine gute Tochter zu sein und ihn zu beeindrucken, also kann sie nicht verstehen, dass es mir nicht so geht. Ich halte ihn für einen ichbezogenen Wichtigtuer. Aber sie kennt ihn vielleicht besser. Immerhin ist sie bei ihm aufgewachsen, ich dagegen nicht.“
„Und wie ist Tim?“
„Ich kenne ihn nicht sehr gut. Er hat sich immer mit Sport und irgendwelchen Klubs und Vereinen beschäftigt. Er war selten zu Hause, wenn ich zu Besuch kam. Dem äußeren Anschein nach ist er eine genaue Kopie seines Vaters.“
Seines Vaters, nicht unseres Vaters – ein vielsagender Versprecher. „Ist dein Vater auch Anwalt?“
„Nein. Er hat eine erfolgreiche Maklerfirma und verbringt mehr Zeit im Büro als mit seiner Familie. Trotzdem glaubt er, der beste Vater der Welt zu sein.“
„Erzähl mir von deinen anderen Geschwistern. Den Töchtern deiner Mutter.“
„Die kenne ich etwas besser, aber wir stehen uns auch nicht besonders nahe. Eileen ist Laborassistentin und mit einem Zahnarzt verheiratet, sie haben einen Sohn. Jenny ist Kinderbuchautorin und mit einem Strafverteidiger verheiratet. Sie haben eine Tochter und erwarten gerade Zwillinge. Sie engagiert sich sehr für liberale Politik und Gemeindearbeit und ist sauer, weil ich mich für beides nicht interessiere.“
Lucy glaubte, einen Anflug von Wärme in seiner Stimme herauszuhören, und war überzeugt, dass er seine
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