Julia Festival Band 05
nicht überraschend, dass es bei Lucy lag, ein Gespräch in Gang zu bringen. Aufmunternd lächelte sie Tim an. „Dein Bruder hat mir erzählt, dass du Jura studierst. Wie läuft es denn so?“
Tim nahm einen großen Bissen Pfannkuchen und spülte ihn hastig mit Orangensaft hinunter. „Ich habe aufgehört.“
Nun horchte Banner auf. „Wie bitte?“
Tim setzte eine trotzige Miene auf. „Ich habe das Studium geschmissen.“
„Warum?“
„Weil ich Jura furchtbar finde.“
„Hast du es der Familie schon gesagt?“
Tim biss die Zähne zusammen und nickte.
„Wie ist es gelaufen?“
„Dad hat mich rausgeworfen.“
Lucy legte die Gabel nieder, obwohl ihr Teller noch halb voll war. Ihr war der Appetit vergangen. Banner und Tim schien es genauso zu ergehen. Sie fühlte sich gezwungen, das angespannte Schweigen zu brechen. „Ich bin sicher, dass sich dein Vater damit abfinden wird.“
Tim blickte sie finster an. „Rick hat dir wohl nicht viel über unseren Vater erzählt.“
„Ein bisschen. Ich weiß, dass er hohe Erwartungen an dich und deine Schwester stellt.“
„Er hat unser Leben bis ins kleinste Detail geplant, als wir noch Babys waren. Er hat Freunde und Hobbys für uns ausgesucht und uns dann vor die Wahl gestellt, Jura oder Medizin zu studieren. Brenda scheint mit der Medizin zufrieden zu sein, aber ich habe immer gewusst, dass Jura nichts für mich ist. Ich habe versucht, mich damit abzufinden, aber es geht nicht. Ich sehe keinen Sinn darin, mein Leben noch länger damit zu verschwenden.“
„Du hast dein Abitur mit einem erstklassigen Notendurchschnitt abgelegt und bist an einer der exklusivsten Universitäten im Land aufgenommen worden“, wandte Banner ein. „Warum willst du das alles wegwerfen?“
Tim kniff die Augen zusammen. „Ich hätte gedacht, dass gerade du es verstehen würdest.“
„Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Du hast Dad nie über dein Leben bestimmen lassen. Du tust genau das, was du willst und wann du willst. Das war immer so.“
„Meine Situation ist eine ganz andere.“
„Nur, weil du nicht ständig unter seinem Dach gelebt hast. Ich weiß, dass er versucht hat, dich zu einem Studium zu zwingen, aber du hast dich nicht von ihm beherrschen lassen. Von jetzt an tue ich das auch nicht mehr.“
„Und was hast du vor?“
„Ich weiß noch nicht genau. Ich hatte nie die Gelegenheit, meine Alternativen auszuloten. Wahrscheinlich werde ich das nächste halbe Jahr damit verbringen, genau das endlich zu tun.“
„Kannst du das nicht herausfinden, während du dein Studium fortsetzt? Dann würdest du wenigstens nicht gleich alle Brücken hinter dir abbrechen.“
„Ich kann es nicht fassen“, murmelte Tim ungläubig. „Du redest genau wie Dad.“
Lucy beobachtete, wie Banner ein Anflug von Röte ins Gesicht stieg angesichts des unliebsamen Vergleichs mit seinem Vater. „Ich will dir nicht reinreden und dich zu nichts zwingen. Mir ist egal, was du tust. Aber ich dachte, du wolltest meine Meinung hören. Warum sonst bist du hier aufgetaucht?“
„Das ist eine gute Frage“, fauchte Tim, während er seinen Teller wegstieß und aufsprang. „Ich weiß nicht, warum ich dachte, du würdest es verstehen. Ich dachte wohl, ich könnte ausnahmsweise darauf zählen, dass mein Bruder auf meiner Seite steht.“
Lucy bedachte Banner mit einem empörten Blick, als Tim aus dem Raum stürmte. „Willst du ihn nicht aufhalten?“
„Ich kann ihn nicht zwingen zu bleiben.“
Da er offensichtlich nicht wusste, wie er Tim zum Bleiben überreden konnte, stand sie seufzend auf. „Ich rede mit ihm.“
Banner nickte erleichtert.
Lucy holte Tim an der Haustür ein. „Warte bitte.“
„Warum?“
„Weil dein Bruder nicht wirklich will, dass du gehst.“
Er lachte bitter auf. „Ihm ist es egal. Das hast du doch gerade gehört.“
„Er hat gesagt, dass es ihm egal ist, welchen Beruf du wählst. Das heißt nicht, dass du ihm egal bist.“
„Wenn er sich nicht darum schert, was ich beruflich tue, warum redet er dann genau wie Dad?“
„Vielleicht, weil ihm an dir liegt. Hast du nicht gehört, mit welchem Stolz er von deinen schulischen Leistungen gesprochen hat? Bei deinem Bruder muss man manchmal zwischen den Zeilen lesen, weil es ihm schwerfällt, seine Gefühle auszudrücken.“
„Und du bist jetzt seine Dolmetscherin?“
Sie zögerte. „Ich …“
Tim seufzte. „Es tut mir leid, Lucy, ich hätte dich nicht anfauchen dürfen. Es ist nur … na ja
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