Julia Festival Band 05
…“
Lächelnd legte sie ihm eine Hand auf den Arm. „Bei Banner wird die Geduld manchmal ganz schön auf die Probe gestellt, das weiß ich.“
„Wie lange kennst du ihn schon?“
„Kaum eine Woche. Aber ich glaube, ich habe ihn trotz der kurzen Zeit ganz gut kennengelernt.“
„Ich kenne ihn schon mein Leben lang, und für mich ist er trotzdem mehr oder weniger ein Fremder.“
Aufmunternd drückte sie seinen Arm. „Wir gehen wieder rein und reden mit ihm.“
„Das hat keinen Sinn. Wir sprechen nicht dieselbe Sprache.“
„Dann braucht ihr also einen Dolmetscher. Und ich spreche zufällig etwas ‚bannerisch‘. Komm schon.“ Als Tim zögerte, fügte sie hinzu: „Zwing mich nicht, dich zu tragen.“
Widerstrebend grinste Tim, der nur wenig kleiner war als Banner und sie um ein gutes Stück überragte. „Ich glaube, du würdest es tatsächlich versuchen.“
„Stimmt. Also komm lieber freiwillig mit.“
Lucy und Tim waren gerade auf dem Weg durch das Wohnzimmer zur Küche, als Banner eintrat und fragte: „Was soll ich tun?“
„Du könntest Tim zuhören“, schlug sie vor.
„Also gut.“ Er sank auf die Couch. „Setzt euch.“
„Ich sollte euch vielleicht besser allein lassen“, meinte Lucy.
„Nein!“, protestierten beide Männer wie aus einem Munde.
„Nun gut.“ Sie setzte sich neben Banner auf die Couch. „Aber schickt mich bitte raus, wenn ihr über private Familienangelegenheiten sprechen wollt.“
Tim lachte bitter auf. „Rick hat weniger Interesse an der Familie als du.“
„Da könntest du recht haben“, bestätigte Banner aufgebracht. „Ich habe mich immer um meine eigenen Angelegenheiten geschert und euch dasselbe tun lassen.“
„Hast du nie daran gedacht, dass wir dich gern in die Familie integriert hätten?“
„Dann hätte Dad mich genauso kontrolliert wie dich und Brenda. Nein danke.“
„So weit hättest du es nicht kommen lassen. Du hast dich nie von ihm rumschubsen lassen.“
Banner zuckte die Achseln. „Er hat erst so spät angefangen, mich zu beachten, dass ich schon alt genug war, um meinen eigenen Kopf zu haben. Ich konnte ihm nie was recht machen, also habe ich aufgehört, es zu versuchen. Du dagegen bist scheinbar immer genau so gewesen, wie er es sich von einem Sohn wünscht.“
„Ich habe mich mein Leben lang darum bemüht. Nur hatte ich nicht so viel Mumm wie du, um ihm Kontra zu bieten.“
„Vielleicht hat du diesen Punkt jetzt erreicht.“
„Mag sein.“
Die beiden Brüder verfielen in Schweigen, offensichtlich jeder in seine eigenen düsteren Gedanken vertieft.
Nach einer Weile fragte Lucy: „Wie haben deine Mutter und deine Schwestern darauf reagiert, dass du das Studium aufgeben willst?“
„Mom hat einen hysterischen Anfall bekommen und ist ins Bett gegangen. Brenda hat mich einen Idioten genannt und ist ins Krankenhaus gefahren, wo sie sowieso all ihre Zeit verbringt.“
„Sie liebt ihre Arbeit wirklich?“
Er nickte. „Sie kann sich keinen anderen Beruf vorstellen. Ich dagegen war nie so begeistert von Jura, und Medizin kommt für mich schon gar nicht infrage.“
„Dann musst du dir was anderes suchen, das dich so begeistert wie deine Schwester die Medizin“, erklärte Lucy überzeugt, „oder wie deinen Bruder die Tischlerei.“
„Was machst du denn, Lucy?“
„Dr. Guerin ist Mathematikprofessorin“, verkündete Banner, noch bevor sie antworten konnte.
Tim riss verblüfft die Augen auf. „Du bist Professorin an der Uni?“
„Ja.“ Seufzend schüttelte sie den Kopf. „Ich weiß gar nicht, warum das jeden so verblüfft.“
„Ich glaube, Tim ist überrascht, dass ich eine Freundin habe, die nicht nur die Universität absolviert hat, sondern sogar dort unterrichtet.“
Eine Freundin. Lucy speicherte diese Bezeichnung ab, um später darüber nachzudenken.
„Es überrascht mich nicht, dass du eine Freundin wie Lucy hast“, verteidigte sich Tim. „Sie wirkt nur einfach zu jung, um einen Doktortitel zu haben.“
„Das fasse ich als Kompliment auf.“ Sie lächelte Tim an und ermahnte Banner mit einem kurzen Seitenblick, sich besser zu benehmen.
Banner räusperte sich. „Also, Tim, brauchst du Geld oder so?“
„Nein. Deswegen bin ich nicht gekommen.“
„Weswegen dann?“
„Vielleicht habe ich gehofft, von dir zu hören, dass ich das Richtige getan habe.“
„Wenn du selbst dir sicher bist, dann ist es das Richtige. Und was hast du jetzt vor?“
„Tja, ich werde mir einen Schlafplatz für
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