Julia Festival Band 05
schmollst. Aber Tim und ich haben dich nie abgewiesen. Es war anders herum. Du machst ein großes Theater daraus, das schwarze Schaf der Familie zu sein, aber du selbst stößt jeden weg, der versucht, dich gern zu haben. Vielleicht ist es ja für dich richtig so, aber ich will nicht, dass Tim allein und verbittert endet.“ Ihre Stimme brach, aber sie vollendete den Satz. „Ich will nicht den einzigen Bruder verlieren, der mich je lieb hatte.“
Tims junges Gesicht wurde sanft. „Du weißt, dass ich dich nach wie vor lieb habe. Das alles hat nichts mit meinen Gefühlen zu dir zu tun, und ich lasse es bestimmt nicht zum Bruch zwischen uns kommen.“
„Ich will doch nur, dass du glücklich bist und dass du nichts tust, was du später bereuen könntest, nur um Dad etwas zu beweisen.“
Er legte ihr die Hände auf die Schultern. „Glaub mir, ich weiß, was für mich das Beste ist. Und ich brauche deine Unterstützung bei meinen Entscheidungen, genau wie du immer meine haben wirst.“
Sie seufzte. „Okay. Wenn du sicher bist, dass du es wirklich so willst, werde ich dich nicht mehr nerven. Und ich hoffe wirklich, dass du mit uns in Kontakt bleibst.“
„Ich verschließe mich nicht vor euch. Ich brauche momentan nur etwas Freiraum. Okay?“
Sie nickte. „Aber versprich mir, dass du dich meldest, wenn du etwas brauchst.“
„Ich verspreche es.“
Sie umarmten sich herzlich, und dann wandte Brenda sich an Banner. „Es tut mir leid, dass ich dich angefaucht habe. Ich war sehr aufgeregt.“
„Schon gut.“
Sie holte tief Luft. „Ich habe Tim versprochen, ihn nicht mehr zu nerven. Dasselbe gilt für dich. Wenn du willst, dann lasse ich dich in Frieden.“
„Ich will es nicht“, entgegnete er schroff. „Schließlich bist du auch meine Schwester.“
Plötzlich schimmerten Tränen in ihren Augen. „Das ist das Netteste, was du je zu mir gesagt hast.“
Banner wurde zu spät klar, was er durch seine unbedachte Äußerung ausgelöst hatte. Brenda warf sich ihm an die Brust und umarmte ihn stürmisch. Da ihm nichts Besseres einfiel, tätschelte er ihr verlegen den Rücken.
Mit einem zittrigen Lächeln hob sie den Kopf. „Ich weiß, dass du es hasst, von deiner Schwester umarmt zu werden, aber ich konnte nicht anders. Es war einfach so lieb von dir, das zu sagen.“
Er murmelte etwas Unverständliches, wich zurück und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Hast du Hunger? Tim und ich waren gerade beim Frühstück.“
„Ein Kaffee wäre nicht schlecht.“
„Rick kocht echt guten Kaffee“, pries Tim an. „Er kann überhaupt toll kochen.“
Verlegen über das Lob ging Banner voraus in die Küche.
„Du meine Güte, was ist das denn?“, rief Brenda und starrte fassungslos auf das Tier, das geduldig an der Hintertür wartete.
„Das ist Banners Hund. Hulk“, erklärte Tim, während Banner das Tier hinausließ.
„Oh. Tja, er ist …“ Ihre Stimme verklang.
„Hässlich“, warf Banner ein. „Aber er ist ein guter Hund.“
„Lucy hat gesagt, dass er gar nicht hässlich ist, sondern nur einen neuen Trend in Sachen Mode setzt“, entgegnete Tim grinsend.
„Wer ist Lucy?“, fragte Brenda neugierig.
„Ricks Freundin. Zumindest wäre sie das, wenn er sich ein bisschen bemüht hätte, sie zu halten.“
Banner warf seinem Bruder einen warnenden Blick zu. „Fang nicht wieder damit an.“
Brenda ignorierte den Einwurf. „Wie ist sie denn so?“, wollte sie wissen.
„Großartig. Witzig, herzlich und herrisch und fröhlich. Sie hat einen Doktor in Mathe, aber sie sieht aus wie eine Studentin. Und sie guckt Rick an, wie ein Astronom eine neu entdeckte Galaxie studiert. Wie ein Kunstliebhaber ein Original von Van Gogh anstarrt, das auf dem Dachboden einer alten Lady entdeckt wurde. Wie ein …“
„Das reicht, Tim“, unterbrach Banner ihn ungehalten.
„Ich verstehe schon“, meinte Brenda lachend. „Ich möchte sie mal kennenlernen.“
„Das liegt ganz allein bei Rick“, murmelte Tim.
„Trink deinen Kaffee“, befahl Banner mit einem Anflug von Verzweiflung.
Er glaubte nicht eine Sekunde, dass Lucy ihn so angesehen hatte, wie Tim behauptete. Ebenso wenig akzeptierte er Brendas Vorwurf, dass er sich grundlos von allen zurückgezogen hatte.
Aber auf jeden Fall hatten ihm seine Geschwister reichlich Stoff zum Nachdenken geliefert.
Nach drei Wochen im neuen Jahr hatte Banner seine alte Routine wieder aufgenommen. Er stand früh auf, frühstückte, verbrachte einen langen
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