Julia Festival Band 05
ihrem Sektglas. „Lasst uns einen Toast aussprechen, bevor es Mitternacht schlägt. Wer fängt an?“
„Du“, entschied Banner, und Tim pflichtete ihm bei.
„Auf Tim“, begann sie und hob ihr Glas in seine Richtung. „Auf dass du den Weg findest, der zu Glück und Erfüllung führt.“
„Danke.“
„Und auf Banner“, fuhr sie fort und drehte sich lächelnd zu ihm um. „Auf dass du lernst, dich als den großzügigen, talentierten und einzigartigen Menschen zu sehen, den ich in dir sehe.“
Ihm saß plötzlich ein Kloß im Hals, und er hätte kein Wort herausbringen können, selbst wenn ihm etwas zu sagen eingefallen wäre. Mehr denn je fürchtete er, dass Lucy ihn – aufgrund der ungewöhnlichen Umstände ihrer Bekanntschaft und der sexuellen Anziehungskraft zwischen ihnen – in einem völlig falschen Licht sah.
Tim beobachtete Banner und Lucy mit seltsamer Miene. Offensichtlich war er von Lucys Beschreibung ebenso überrascht wie Banner. Als er dann den unmissverständlich Hilfe suchenden Blick seines Bruders sah, ging er prompt darauf ein, hob sein Glas und sprach seinen Toast: „Auf Lucy. Danke, dass du mir geholfen hast, meinem Bruder näherzukommen. Und darauf, dass ihm klar wird, wie unglaublich glücklich er sich schätzen kann, dass er dir begegnet ist.“
Sie lächelte Tim an und erwartete zum Glück nicht mehr, dass Banner etwas sagte. Um zu vermeiden, dass er sich doch noch einen Trinkspruch einfallen lassen musste, leerte er hastig sein Glas.
Lucy nahm einen kleinen Schluck und blickte zum Fernseher. „Es ist gleich so weit. Schnell, nehmt eure Tröten“, ordnete sie an, und dann zählte sie mit der Menge auf dem Bildschirm. „Zehn … neun …“
Tim beteiligte sich ebenso eifrig am Countdown wie sie. Seine Miene verriet dieselben Gefühle wie ihre: Eifer, Vorfreude, Hoffnung und Zweifel, ob er schließlich den Schlüssel zu seinem Glück gefunden hatte.
„Sieben … sechs …“
Banner dagegen erweckte den Eindruck, dass er nur pro forma an den Feierlichkeiten Anteil nahm, sich aber eigentlich an die Sicherheit und Vertrautheit des alten Jahres klammerte.
„Drei … zwei … eins! Frohes neues Jahr!“
Lucy blies herzhaft und anhaltend in ihre Tröte, ebenso Tim, während Banner sich mit einem sehr kurzen, halbherzigen Tuten begnügte.
Lucy legte Banner eine Hand auf den Arm und hob ihm erwartungsvoll das Gesicht entgegen.
„Schon wieder ein vorgetäuschter Mistelzweig?“, fragte er leise.
„Es ist Sitte, sich um Mitternacht zu küssen.“
„Ach so?“, murmelte er und gab ihr einen langen Kuss auf die Lippen,
Was sie betraf, fing das neue Jahr sehr gut an, fand Lucy. Es sah ganz so aus, als ob es der Weihnachtsmann dieses Mal sehr gut mit ihr gemeint hätte.
Glücklich und zufrieden lag Lucy in Banners Arm und lauschte dem Klopfen seines Herzens unter ihrer Wange. Es war ein stetes, beruhigendes Geräusch, und sie dachte bei sich, dass sie ihm liebend gern für den Rest ihres Lebens lauschen würde.
Die Laken waren um ihre Körper verheddert. Lucys reizvolles, teures Nachthemd aus elfenbeinfarbener Seide, das sie sich in Springfield extra für die Silvesternacht gekauft hatte, lag auf dem Fußboden zusammen mit Banners Pyjama. Mondschein drang zum Fenster herein und ließ Banners nachdenkliche, ernste Miene erkennen.
Er schien ihren Blick zu spüren und schaute sie an. „Bist du gar nicht schläfrig?“
„Nein.“ Sie war vielmehr hellwach und wollte sich keine Sekunde dieser zauberhaften Nacht entgehen lassen. „Du denn?“
„Nein.“
Sie verschränkte die Finger auf seiner Brust und stützte das Kinn darauf. „Willst du reden?“
„Worüber?“
„Über das, worüber du so ernst nachdenkst.“
Er schwieg eine Weile, und dann räusperte er sich. „Wann musst du nach Hause?“
„Ich muss nächste Woche wieder arbeiten.“
Er wartete einige Sekunden, bevor er sagte: „Vielleicht könntest du mich anrufen, bevor du das nächste Mal deine Familie besuchst, und auf dem Weg dorthin hier vorbeischauen.“
„Ich verstehe nicht ganz …“
„Ich dachte, wir könnten uns irgendwann wiedersehen, wenn du möchtest. Ich bin meistens hier, und da du direkt hier vorbeikommst, wenn du zu deiner Familie fährst …“
Lucy schluckte schwer. „Vielleicht könntest du mich ja demnächst besuchen kommen? Es ist nicht besonders weit bis Conway, weißt du.“
„Ich bin nicht so für Besuche“, entgegnet er tonlos. „Du kennst mich doch. Ich fühle mich
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