JULIA FESTIVAL Band 76
haben uns oft geküsst.“
„Nicht an unserem ersten Abend. Dein Vater hätte mich umgebracht.“
„Wenn ich gewusst hätte, dass du es so genau nimmst, hätte ich ihn gebeten, dir die Tür zu öffnen“, scherzte sie.
„Können wir fahren?“
„Ja.“ Sie nahm ihre Handtasche, ging mit ihm hinaus und schloss die Tür ab. „O Chase!“, rief sie, als sie sich umdrehte. „Ich dachte, du machst nur Spaß. Woher hast du ihn?“
Er führte sie zu dem schwarzen Camaro in der Einfahrt. „Ich habe ihn gemietet. Aber die Farbe stimmt nicht.“
„Das macht nichts.“ Sie strich über den glänzenden Lack.
Er öffnete die Beifahrertür und half ihr hinein.
„Hör dir das an“, sagte er anerkennend, als der Motor ansprang. „Der Junge, von dem ich ihn habe, hat ihn gut gepflegt. Klingt großartig, das Baby.“
Lächelnd schnallte sie sich an. „Wohin fahren wir?“
„Zum Schnellrestaurant, wohin sonst?“ Auf der Straße gab er ordentlich Gas.
Jenny kurbelte die Scheibe herunter und legte den Kopf nach hinten.
„Genau wie damals“, sagte er.
„Herrlich“, schwärmte sie.
„Bist du mein bestes Mädchen?“ Das war vor Jahren ihr Geheimcode gewesen. Eine Art, ihre Gefühle auszudrücken, ohne viel sagen zu müssen.
„Immer.“
Sie legte die Hand auf seinen Schenkel, und wie früher griff er danach und schob ihre Finger ineinander.
Gestern hatte sie zugegeben, ihn damals von ganzem Herzen geliebt zu haben. Aber die Tragödie hatte sie getrennt. Ob er ihr noch etwas bedeutete?
Nein, das war nicht die richtige Frage. Was er wissen wollte, war, ob sie ihn noch liebte.
12. KAPITEL
„Wie ist es in Phoenix?“, fragte Jenny, nachdem sie einen Chefsalat und er einen Riesenhamburger mit Pommes frites bestellt hatten. „Wohnst du in der Stadt?“
„Am Rand. Das Haus steht auf einem großen Grundstück. Der Sonnenuntergang dauert Stunden.“ Chase lächelte. „Jedenfalls kommt es mir so vor.“
„Klingt, als würdest du die Wüste mögen.“
„Ich musste mich erst an sie gewöhnen. Die Kakteen ändern im Herbst nicht ihre Farbe.“
„Ist das Haus groß?“
„Groß genug. Vier Schlafzimmer. Ein Arbeitszimmer. Küche, Wohnzimmer, das Übliche.“
„Das ist sehr geräumig.“ Für eine Person, dachte sie.
„Ich wollte immer …“ Er sah aus dem Fenster. „Ich habe im Schlafzimmer einen Kamin eingebaut. Und im Bad ein Jacuzzi. Im Winter wird es sehr kalt, aber es fällt kein Schnee.“
„Warum gerade Arizona?“
„Ich verließ Harrisville mit nur dreihundert Dollar und wusste, dass die nicht lange reichen würden. Neben dem Highway war eine Baustelle, auf deren Schild Helfer gesucht wurden. Ich hatte keine Ahnung vom Hausbau, aber als ich am ersten Tag nicht vom Dach fiel, behielt der Chef mich. Später kauften zwei Kumpel und ich ihm die Firma ab.“ Er griff nach ihrer Hand. „Das war die Lebensgeschichte von Chase Jackson.“
„Ich bin beeindruckt.“
„Gut.“
Mit schwieligen Fingerspitzen streichelte er ihren Handrücken. Es kitzelte und erregte sie. Er starrte auf ihre Brüste, und sie hörte, wie er schneller atmete.
„Hier kommt euer Essen“, verkündete die Kellnerin.
Chase nickte ihr dankend zu. Er nahm ein Pomme frite vom Teller und biss die Hälfte ab. Jenny sah fasziniert zu. Der Junge, den sie geliebt hatte, verschmolz mit dem Mann, den sie begehrte, und weckte in ihr ein Verlangen, dass nur er stillen konnte.
Als sie das Restaurant verließen, legte er den Arm um ihre Schultern. „Das war gut“, sagte er. „Einen so tollen Hamburger hatte ich nicht mehr seit …“
„Elf Jahren?“
„Genau.“ Er küsste sie auf die Nase. „Wie wäre es jetzt mit Kino?“
„Nicht so gern“, sagte sie.
„Wollen wir herumfahren?“
„Was immer du möchtest.“
„Irgendwie wirkst du unzufrieden“, stellte er fest, als sie im Wagen saßen. „Worauf hättest du denn Lust?“
Hatte sie den Mut, ihm die Wahrheit zu sagen?
„Ich hatte mir etwas … Intimeres als einen Kinofilm erhofft.“
„Schlammcatchen?“
„Chase!“
Er wurde ernst. „Diesmal sage ich es als erster. Ich begehre dich. Mehr, als ich je eine Frau begehrt habe. Ich musste mich im Restaurant unglaublich beherrschen.“ Er strich mit dem Handrücken über ihre Wange. „Komm mit mir nach Hause, Jenny. Verbringe die Nacht in meinen Armen.“
Sie zögerte nicht. „Ja.“
Schweigend fuhren sie zum Haus.
„Wohin willst du?“, fragte sie erstaunt, als er nicht die Treppe hinauf, sondern
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