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JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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mich nicht betrunken hätte, hätte ich dich nach Hause fahren können. Dann wäre es nicht passiert.“
    „Das habe ich nicht gemeint.“
    Er lehnte sich gegen den Türrahmen. „Aber so ist es.“
    „Nein. Hör mir zu.“ Sie stellte sich vor ihn. „Es ist passiert. Niemand war schuld außer dem, der es tat. Ich habe dich gebeten, den Alkohol zu besorgen. Du wolltest es nicht. Aber ich wusste, dass du alles für mich getan hättest.“
    Chase, du hättest es nicht verhindern können.“
    „Aber danach … Ich hätte ihn ganz fürchterlich zusammenschlagen können. Ihn zwingen können, dich zu heiraten. Irgendetwas …“
    „Glaubst du etwa, ich hätte den Mann geheiratet, der mich vergewaltigt hat?“
    „Nein, natürlich nicht.“
    „Mein Vater hat die Polizei auf ihn angesetzt, aber er war schon fort. Wir haben überlegt, ob wir einen Privatdetektiv engagieren sollten.“ Sie rieb sich die Schläfe. „Ich wollte das alles einfach nur hinter mir lassen.“
    „Ich hätte ihn gefunden“, sagte Chase.
    „Genau deshalb habe ich es dir nicht erzählt. Ich wusste, dass du ihn jagen würdest.“
    „Na und? Sollte ich mich über das freuen, was er dir angetan hatte?“
    „Nein.“
    „Ich verstehe nicht“, erwiderte er verwirrt.
    „Komm her.“
    Sie zog an seinem Arm. Erst nach kurzem Zögern ließ er sich zu der kleinen Couch am Wohnzimmerfenster führen. Die Sonne ging bereits unter. Jenny schaltete die Lampe ein und ging in die Küche. Sie kehrte mit zwei Bierflaschen zurück und gab ihm eine.
    Dann setzte sie sich auf den Fußboden und lehnte den Rücken gegen die Couch. Sie nahm einen Schluck Bier. Es war so lange her, dass sie es jemandem erzählt hatte. Es konnte ihr nicht mehr wehtun.
    Sie starrte auf Chases abgewetzte Cowboystiefel und die verblichenen Jeans darüber.
    „Es ging so schnell“, begann sie schließlich. „Wir unterhielten uns, und dann …“ Sie nahm noch einen Schluck. „Ich wehrte mich. Er war groß und kräftig, und minutenlang war mir nicht klar, wie weit er gehen würde.“
    Sie wagte nicht, Chase anzusehen.
    „Als es vorbei war und er mich nach Hause fuhr, konnte ich nicht aussteigen. Er schrie mich an, aber ich lag nur da. Wie gelähmt, blutend, weinend.“ Sie starrte auf den Teppich. „Nach einer Weile kroch ich aus dem Wagen und ging ins Haus.“
    „Jenny …“
    Sie schüttelte den Kopf. „Am schlimmsten war, dass ich mir selbst die Schuld gab. Als hätte ich etwas falsch gemacht. In seinen Wagen zu steigen war dumm. Das weiß ich jetzt. Aber kein Fehler wird so grausam bestraft. Dies ist Harrisville, um Gottes willen. Hier passieren solche Dinge nicht.“
    Sie schwieg und musste ein paarmal ganz tief durchatmen. Chase tastete nach ihrer Hand. Sie genoss die Berührung und fand die Kraft weiterzusprechen.
    „Ich hatte Angst, es jemandem zu erzählen. Ich glaubte, meine Familie würde sich schämen.“
    „Es war nicht deine Schuld.“
    „Jetzt weiß ich das. Aber ich habe lange gebraucht, um das einzusehen.“
    „Ich hätte dir zugehört“, sagte er.
    „Wirklich? Denk nach, Chase. Wir waren Kinder. Du hättest nach ihm gesucht, um ihn umzubringen. Gib es zu.“
    „Ja“, gestand er leise und strich ihr über das Haar.
    „Und ich wollte dich nicht verlieren. Ich glaubte, in einigen Tagen darüber hinwegzukommen. Aber wir hatten nicht miteinander geschlafen, also wäre es auch nach der Vergewaltigung für mich das erste Mal gewesen.“ Sie blinzelte, als die Tränen kamen.
    „Warum hast du es mir gestern nicht erzählt?“, fragte er. „Warum hast du dich von mir beschimpfen lassen?“
    „Ich habe schon damals beschlossen, es dir nicht erzählen. Elf Jahre sind eine lange Zeit. Ich wusste nicht, wie wichtig dir die Vergangenheit noch ist. Du leidest unter der Sache mit deinem Dad, und ich wollte dich nicht noch mehr belasten. Es war einfacher zu schweigen.“
    „Für dich.“
    „Ja.“
    „Jenny, ich … ich verstehe, warum du mir nichts erzählt hast. Aber ich wünschte, du hättest es getan.“
    „Ich weiß. Als ich merkte, dass ich schwanger war, musste ich es meinen Eltern sagen. Es dauerte lange, bis ich den Mut fand, ihnen von der Vergewaltigung zu erzählen. Aber da war es schon zu spät. Du warst fort.“
    „Ich wäre zurückgekommen.“
    Sie ließ den Kopf sinken. „Ich hätte es dir erzählt, wenn ich dich gefunden hätte.“
    „Hat man dir geholfen?“, fragte er.
    „Etwa ein Jahr danach. Ich ging zu einer Therapeutin. Sie brachte mich in

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