Julia Festival Band 86
getroffen, aus der Sie den Sieger auswählen werden.“
„Ja, genau. Das wissen Sie doch alles längst, Mr. Romano. Wenn Sie uns jetzt bitte weiterarbeiten lassen würden? Wir haben sehr viel zu tun.“
„Wie wollen Sie das machen, Miss Madison?“
„Wie bitte?“
„Wie wollen Sie das Siegerrestaurant auswählen?“
Susannah blickte ihn argwöhnisch an. Sie hatte das Gefühl, dass Matthew ihr eine Falle stellte. Aber inwiefern? Und warum? „Das ist doch alles in den Regeln des Preisausschreibens festgelegt. Ich werde alle sechs Restaurants aus der Endauswahl aufsuchen und …“
„Die Regeln sind mir bekannt.“
Ihr dämmerte es. Matthew wusste, dass ihr die Arbeit über den Kopf wuchs, die fraglichen Restaurants nur abends geöffnet hatten und sie einfach nicht die Zeit fand, sechs Abende dafür zu opfern. „Schon gut, ich weiß“, sagte sie lächelnd. „Es ist ein harter Job, aber irgendjemand muss ihn ja schließlich machen.“
„Leider sieht es allmählich so aus, als würden Sie es nicht schaffen.“
Sie sah ihn mit großen Augen an. „Was nicht schaffen?“
„Bitte, Miss Madison, wem wollen Sie etwas vormachen? Sie haben augenblicklich sehr viel um die Ohren. Wann wollen Sie noch sechs Restaurants an sechs Abenden aufzusuchen? Denn bislang haben Sie ja noch nicht eines davon gesehen, oder?“
„Woher wollen Sie das wissen?“ Susannah sah sich wütend unter ihren Mitarbeitern um. Alle wichen ihrem Blick aus.
„Es ist mein Job, das zu wissen“, erwiderte Matthew scharf. „Ich bin der Herausgeber dieser Zeitschrift, und wenigstens einige Ihrer Mitarbeiter sehen die Notwendigkeit ein, mir handfeste Informationen zu liefern, wenn ich danach frage. Ich habe sie schlicht gefragt, wie es mit dem Projekt voranginge, und, anders als Sie, sahen sie keinen Grund, mich zu belügen.“
„Ich habe nicht gelogen, Mr. Romano!“
„Ach nein? Würden Sie mir dann bitte mitteilen, ob Sie in der Lage sind, die nächste Ausgabe pünktlich fertigzustellen, einschließlich des viel propagierten Sonderberichts über die Restaurants mit dem meisten Sex-Appeal?“
„Selbstverständlich“, erklärte, sie ohne mit der Wimper zu zucken. Es musste keine Lüge sein. Natürlich hatte Matthew recht: Die Zeit lief ihr davon. Aber musste sie denn wirklich auf jedes der sechs Restaurants einen ganzen Abend verwenden? Sicher würde es genügen, wenn sie kurz hereinschaute und sich vielleicht noch die Küche zeigen ließ. Dann würde sie sich die Bilder des Fotografen ansehen, sie mit ihren Notizen vergleichen und die Wahl treffen. Ja, so musste es funktionieren! „Selbstverständlich wird die Ausgabe pünktlich fertig!“, wiederholte sie noch einmal und lächelte triumphierend.
Doch Matthew lächelte auch, und Susannah hatte das ungute Gefühl, dass die Falle zugeschnappt war. „Sie haben vor, den Sieger auszuwählen, ohne die Restaurants persönlich aufzusuchen, habe ich recht, Miss Madison?“
Sie wich seinem Blick aus. „Natürlich nicht. Ich habe es unseren Leserinnen versprochen und werde mein Versprechen halten.“
„Das freut mich zu hören. Und natürlich werden Sie das Verfahren in keiner Weise abkürzen, sondern in jedem der Restaurants ausgiebig essen, eine gute Flasche Wein trinken und die Atmosphäre auf sich einwirken lassen?“
War er Gedankenleser? „Das halte ich nicht unbedingt für nötig“, antwortete sie ausweichend. „Die fraglichen Restaurants haben alle einen sehr guten Ruf.“
„Miss, Madison, wenn ‚CHIC‘ diesen Restaurants einen ganzen Sonderbericht widmet, dann sollten wir uns besser persönlich vergewissern, dass sie auch sind, was sie zu sein vorgeben. Das sind wir unseren Leserinnen und unserem guten Ruf schuldig, meinen Sie nicht?“, fragte Matthew scharf.
Für einen Moment herrschte absolute Stille. Keiner wagte auch nur zu atmen, nicht einmal Susannah. Sie wusste, dass Matthew recht hatte, und nahm ihm das sehr übel.
„Mit anderen Worten, Sie fordern mich auf, die Kündigung einzureichen?“, fragte sie schließlich heiser.
Matthew sah sie erstaunt an. „Selbstverständlich nicht! Ich bin mit Ihren Mitarbeitern einer Meinung, dass Sie in diesen zwei Wochen wie eine Verrückte geschuftet haben. Nein, ich bin hier, um Ihnen meine Hilfe anzubieten.“
„Ihre Hilfe?“, wiederholte Susannah argwöhnisch. „Was soll das heißen?“ Wollte er die sechs Restaurants vielleicht persönlich aufsuchen? Natürlich in Begleitung einer Reihe schöner Blondinen –
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