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Julia Festival Band 86

Julia Festival Band 86

Titel: Julia Festival Band 86 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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Er ging rechtzeitig zu Bett, wenngleich es nicht damit zusammenhing, dass er genug Schlaf bekommen wollte, sondern einzig mit den vielen attraktiven Frauen, die es in seinem Leben gab.
    Aber heiraten … Ein Mann sollte sich erst binden, wenn er wirklich dazu bereit war.
    Glücklicherweise hatte er, Joe, sich noch nie bereit dazu gefühlt und würde es wohl auch noch lange nicht tun.
    Doch da er ein kluger Mann war, hatte er es Nonna gegenüber noch nie erwähnt. Auch nicht während ihrer gemeinsamen Abendessen, die an jedem letzten Freitag im Monat stattfanden, sofern er in San Francisco war. Heute war wieder so ein Freitag, und da er außerdem bei einem Bekannten zu einer Abschiedsparty vom Junggesellenleben eingeladen war, hatte er dem Angebot einer betörenden Rothaarigen in New Orleans widerstanden, ihm das French Quarter zu zeigen, und war zurückgeflogen.
    Untypischerweise hatte Nonna ihn dieses Mal an ihr Essen erinnert. Das war eigentlich nicht nötig, denn er vergaß es nicht. Auch hatte sie noch nie gewollt, dass er sich dadurch eingeengt fühlte.
    „Wenn du etwas anderes vorhast, Joey“, hatte sie gemeint, „dann tu es.“
    Er hatte sie umarmt und ihr erklärt, er würde eher einen Termin bei der Queen absagen als ihren gemeinsamen Abend ausfallen lassen. Es war nicht unbedingt übertrieben, denn Nonna war ein Schatz. Früher hatte sie ihn viele Male bei sich aufgenommen, wenn sein Vater ihn wegen eines dummen Jungenstreichs hatte schlagen wollen. Nach dem Tod seiner Mutter war sie für Matt und ihn zum Fels in der Brandung geworden. Sie hatte immer an ihn geglaubt, selbst als er sich schon fast aufgegeben hatte. Als er dann doch noch seinen Weg gefunden hatte, zur Navy und später zu den SEALs gegangen war und nach ehrenhafter Entlassung seinen Universitätsabschluss gemacht hatte, hatte sie einfach nur gesagt, sie hätte schon immer gewusst, dass aus ihm etwas würde.
    Also war er an diesem letzten Freitag im Mai zurückgeflogen und in seinem roten Sportwagen direkt zu ihr nach North Beach gefahren. Solange er denken konnte, wohnte sie schon in dem kleinen, mit Schindeln gedeckten Haus, das sie auch trotz seiner und Matts Überredungsversuche nicht aufgeben wollte. Natürlich hatte er unterwegs noch einmal angehalten und einen Strauß Frühlingsblumen für sie gekauft sowie den lieblichen Chianti, den sie beide so gern tranken.
    „Joseph“, begrüßte Nonna ihn auf der hinteren Veranda. „Mio ragazzo.“ Sie drückte ihn an sich. „Komm herein, und mangia.“
    Die Umarmung und auch das Lächeln waren wie sonst. Aber dass sie zwischendurch italienische Worte benutzte, war neu.
    Nonna war mit sechzehn Jahren als junge Braut in die Vereinigten Staaten gekommen. Sie hatte Englisch gelernt und sprach nur Italienisch, wenn sie nervös war.
    Was macht sie nervös?, überlegte Joe, während er ihr in die altmodisch eingerichtete Küche folgte. Sie war bei bester Gesundheit, wie eine ärztliche Untersuchung vor einigen Wochen gezeigt hatte. Auch bei Matt und seiner Frau Susannah war alles in Ordnung, sie konnten genauso wenig der Anlass sein.
    Doch Nonna benahm sich eindeutig seltsam. Sie redete ununterbrochen, was eigentlich nicht ihre Art war. Sie fragte ihn nach seiner Reise, gab ihm aber keine Gelegenheit zu antworten, erzählte ihm von ihrer Woche, ohne Atem zu holen …
    Maria Balducci.
    Ja, dachte Joe mit Grauen, an jenem Abend, als Nonna versucht hat, mich mit Maria Balducci zu verkuppeln, habe ich sie zuletzt so erlebt. Er war wie üblich zum Essen gekommen, und sie hatte ihn genauso begrüßt wie eben. Es hatte nicht nur eine Vorspeise und Lasagne oder Cannelloni gegeben, sondern auch viele andere Köstlichkeiten. Und sie hatte kein Gemüse gekocht. Ähnelte der gedeckte Tisch nicht dem von damals? Prüfend blickte Joe sich in der Küche um. Doch außer Nonna und ihm war niemand da. Bestimmt nicht Maria, denn diese hätte er nur schwer übersehen können.
    „Setz dich“, forderte seine Großmutter ihn lächelnd auf. „Nimm dir von der Vorspeise, mio ragazzo. Provolone und hauchfein geschnittener Genueser …“
    „Sind wir allein?“
    „Natürlich. Oder glaubst du, ich hätte jemanden im Besenschrank versteckt?“
    Dir traue ich alles zu, dachte Joe, während er sich setzte. „Keine Verkupplungsversuche?“, fragte er vorsichtig.
    Sie lachte. „Wie kommst du nur darauf? Du hast mir doch erklärt, wie du dich fühlst. Dass du noch nicht bereit bist, ein nettes italienisches Mädchen zu

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