Julia Festival Band 86
heiraten und una famiglia zu gründen, wenngleich das auch mein Herzenswunsch ist. Warum sollte ich also die Ehestifterin spielen wollen?“
Er verdrehte die Augen. „Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du es verstehst, mit Worten umzugehen?“
„Ich verstehe etwas vom Kochen.“ Sie zeigte auf die verlockend aussehende Vorspeisenplatte. „Mangia.“
„Ja, sicher“, erwiderte Joe und bediente sich.
„Schmeckt’s?“, erkundigte sich Nonna einen Moment später.
„Fantastisch.“ Er nahm sich ein Stück Knoblauchbaguette aus dem gefüllten Korb. „Also, worum geht’s?“
„Worum geht was?“
Joe versuchte, nicht zusammenzuzucken, als sie den edlen Chianti in zwei Wassergläser schenkte und ihm eines hinstellte. „Lass gut sein, Nonna. Du hast alles gekocht, was ich mag. Du hast sogar nicht wie sonst probiert, mir Möhren und Blumenkohl in anderer Form vorzusetzen, in der Hoffnung, dass ich es nicht merke. Außerdem rutschen dir immer wieder italienische Wörter raus. Irgendetwas ist los.“
„Non capisco.“
Ihre Blicke begegneten sich. Joe lächelte, und seine Großmutter errötete. „Vielleicht ist etwas ‚los‘, wie du sagst. Aber es hat nichts mit Verkupplungsversuchen zu tun. Glaub mir, Joseph, damit habe ich aufgehört.“
Seine Erziehung und vor allem sein Wissen, dass Nonna sich nicht scheuen würde, ihn zu ohrfeigen, hielten ihn davon ab, sie aufzuklären, dass er gesehen hatte, wie sie sich bekreuzigt hatte, als sie vom Tisch aufgestanden und zum Herd gegangen war.
„Ich wette darauf“, erwiderte er heiter, schob seinen Stuhl etwas zurück und verschränkte die Arme. „Ich kann mich also entspannen? Und keine Frau kommt gleich mit einem Tablett zur Hintertür herein?“
Nonna drehte sich mit einer Espressokanne in der Hand zu ihm um. „Natürlich nicht. Ich weiß, dass du deine Puppen wahren Frauen vorziehst.“
„Puppen.“ Er versuchte, nicht zu lachen. „Und das sind sie nicht. Es sind nur hübsche junge Frauen, die gern mit mir zusammen sind – und ich mit ihnen.“
Seufzend stellte sie die Kanne auf den Tisch. „Montag hast du Geburtstag“, erklärte sie, während sie sich zum Schrank wandte und Tassen herausnahm.
Der plötzliche Themenwechsel überraschte ihn fast so sehr wie die Feststellung als solche. „Wirklich?“
„Ja. Du wirst dreiunddreißig.“
„Richtig.“ Joe lächelte. „Deshalb hast du heute dieses Festessen gekocht.“ Galant nahm er ihre Hand und hob sie an die Lippen. „Und ich dachte, du würdest etwas im Schilde führen. Kannst du mir meinen Argwohn je verzeihen?“
„Ich bin deine Nonna. Natürlich verzeihe ich dir.“ Nonna setzte sich wieder und schenkte ihnen Kaffee ein. „Aber das Essen ist nicht dein Geschenk.“
„Nicht?“
„Nein. Ein dreiunddreißigster Geburtstag verdient mehr als nur ein Essen.“
„Dies ist nicht einfach nur ein Essen.“ Wieder küsste er ihre Hand. „Das ist Ambrosia. Ich möchte nicht, dass du dein Geld für …“
„Du und Matt gebt mir mehr Geld, als ich in meinem ganzen Leben verbrauchen kann. Außerdem habe ich nichts ausgegeben.“
„Gut.“
„Aber ich schenke dir trotzdem etwas, Giuseppe, mio ragazzo.“ Sie strahlte ihn über den Rand ihrer Tasse hinweg an.
Joe kniff die Augen zusammen und straffte sich. „Okay, heraus damit.“
Gequält sah sie ihn an. „Heraus womit?“
„Du versuchst, mich reinzulegen.“
„Wie kannst du das nur denken, Joseph.“
Er zog die Brauen hoch. „Wie?“
„Ja, wie?“ Herausfordernd blickte sie ihn an.
„Maria Balducci.“
„Fang nicht wieder mit dem Unsinn an. Ehrlich, Joseph …“
„Es war im Februar“, erwiderte er ruhig. „Ich bin zum Essen gekommen, und du hast mich mit allen möglichen Köstlichkeiten vollgestopft …“
„Was heißt hier ‚vollgestopft‘? Habe ich dir etwa den Mund aufgehalten und dir das Essen hineingezwungen?“
Energisch legte er die Serviette auf den Tisch. „Du weißt genau, was ich meine, Grandma.“
„Grandma? Ich bin deine Nonna.“
„Du bist die größte Kupplerin in North Beach“, antwortete er und stand auf. „An jenem Abend hast du mich erst mit Leckerbissen verwöhnt und dann die Bombe platzen lassen.“
„Ich meine, ich hätte uns den Espresso serviert.“
„Und Miss Italien 1943.“
Nonna stand ebenfalls auf. „Signora Balducci ist in deinem Alter, Joseph.“
„Sie war ganz in Schwarz gekleidet.“
„Sie ist Witwe.“
„Sie hatte so dicke Augenbrauen, dass man kaum
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