Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE MATHER
Vom Netzwerk:
das bist du nicht, hätte sie am liebsten erwidert. Du bist viel zu gefährlich . „Du weißt, was ich meine“, antwortete sie stattdessen nur und sah ihn dabei flüchtig an. „Ist mein Vater auch da?“
    „Nein“, sagte er kühl. „Hattet ihr eine gute Reise?“
    „Sie machen wohl Witze“, ließ sich nun Melissa vernehmen, und Helen beobachtete, wie Milos den Blick zur Fähre schweifen ließ.
    „Wo ist deine Tochter? Ich dachte, du hättest sie mitgebracht.“
    „Ich bin ihre Tochter“, verkündete Melissa trotzig. „Und wer sind Sie? Der Chauffeur meines Großvaters?“
    Er verzog keine Miene, wirkte jetzt allerdings angespannt. „Nein. Ist das alles, was ihr an Gepäck dabeihabt?“
    Helen fühlte sich unbehaglich, weil sie sich für das Verhalten ihrer Tochter schämte. Es war schlimm genug, einem Mann wiederzubegegnen, dem gegenüber sie sich einmal so lächerlich gemacht hatte.
    „Ja“, erwiderte sie und bedachte Melissa dabei mit einem vernichtenden Blick. „Ist … ist es weit nach Aghios Petros?“
    „Nicht besonders.“ Milos nahm ihr den Koffer ab. „Kommt mit.“
    „Sollten Sie nicht sagen: „ Ilthateh sto Santonos? “, fragte Melissa. „Das heißt ‚Willkommen auf Santonos‘“, fügte sie an Helen gewandt hinzu. „Gut, nicht?“
    Er sah sie an, aber falls sie eine wütende Reaktion erwartet hatte, wurde sie enttäuscht. „Es freut mich, dass du meine Sprache lernen möchtest“, erwiderte er gewandt. „Then to ix era.“
    „Ja.“ Sie steckte das Wörterbuch mit den Redewendungen, das sie aus ihrem Rucksack genommen hatte, in ihre Jeanstasche und gab sich kratzbürstig wie immer, wenn jemand ihr etwas entgegensetzte. „Ich bin eigentlich nicht daran interessiert, Griechisch zu lernen“, erklärte sie unhöflich und blickte sich um. „Können wir jetzt los? Ich muss mal.“
    Wieder presste Helen die Lippen zusammen. Melissa führte sich unmöglich auf. Und natürlich war Milos nicht entgangen, dass ihre Jeans noch ein Stück weiter hinuntergerutscht waren und zwischen Hosenbund und Top ihre gebräunte Haut freigaben. Außerdem konnte man das Nabelpiercing sehen, das noch am Vorabend Anlass zu einer Auseinandersetzung zwischen ihnen gewesen war. Vermutlich hielt er sie für eine Rabenmutter.
    Die anderen Passagiere waren inzwischen gegangen, und auf dem Kai waren nur noch die Männer, die das Frachtgut entluden. Helen wünschte, sie hätte etwas Leichteres als den dicken Blazer angezogen. Sie hatte nicht geahnt, dass es so heiß sein würde.
    „Dein Vater kann es gar nicht erwarten, dich zu sehen“, informierte Milos sie. Dann machte er eine lässige Geste. „Mein Wagen steht dahinten.“
    „Ich freue mich auch darauf, ihn zu sehen“, gestand sie. Es fiel ihr schwer, mit ihm Schritt zu halten. „Ist er sehr krank?“
    Daraufhin blieb er stehen und blickte sie verblüfft an. „Er … Es geht ihm den Umständen und seinem Alter entsprechend“, meinte er schließlich. Nach einer Pause fügte er steif hinzu: „Dass dein Mann verunglückt ist, tut mir leid.“
    „Ja.“ Sie wollte nicht über Richard reden – schon gar nicht mit ihm. Daher wechselte sie das Thema. „Wie geht es deiner Frau?“
    Ein angespannter Zug erschien um seinen Mund. „Wir sind geschieden.“ Offenbar war ihm die Frage genauso unangenehm wie ihr seine. „Dein … Mann muss sehr jung gewesen sein, als er starb.“
    „Er war …“
    „Klar, er war ja auch betrunken“, verkündete Melissa, der es offenbar nicht passte, dass man sie ignorierte. Bevor einer von ihnen antworten konnte, fuhr sie fort: „Wow, ist das Ihre Kiste? Cool!“
    Unwillkürlich begegnete Helen Milos’ Blick. Ihr war klar, dass er sich gerade fragte, wie ein Teenager so verzogen sein konnte, und das zu Recht. Sie konnte es nicht einmal auf Richards vorzeitigen Tod schieben, denn Melissa war schon vorher unmöglich gewesen.
    Ohne zu antworten öffnete Milos die Tür der Limousine. „Steig hinten ein“, wies er Melissa dann an.
    Sein Unterton war ihr offenbar nicht entgangen. „Mit wem reden Sie?“ Sie lehnte die Hüfte an den Wagen und strich mit einem schwarz lackierten Fingernagel über den silberfarbenen Lack. „Sie können mir keine Vorschriften machen, Milos. Ich bin nicht Ihre Tochter.“
    Ein zorniger Ausdruck huschte über sein Gesicht. Vermutlich überlegt Milos gerade, dass seine Tochter, hätte er eine, sich nie so benehmen würde. Wenn er wüsste, dachte Helen, ohne sich bewusst zu sein, dass ihre Miene

Weitere Kostenlose Bücher