JULIA FESTIVAL Band 97
Blick wurde sogleich wie magisch von ihren vollen Brüsten angezogen, die sich unter dem Top deutlich abzeichneten. „Es geht mich nichts an.“
„Richtig“, stimmte er ihr zu. Ihm war bewusst geworden, wie untypisch er sich verhielt. Du liebe Zeit, er war zu alt, um mit einer jungen Frau zu flirten, die beinahe seine Tochter sein könnte. Doch dann gestand er sich ein, dass das stark übertrieben war. Aber er war immerhin dreiundvierzig, und in dem Alter sollte ein Mann vernünftig sein.
„Okay, ich möchte Sie nicht länger aufhalten“, erklärte Tess und lächelte höflich. „Sagen Sie mir Bescheid, falls Ihre Tochter etwas weiß?“
Sein Entschluss, vernünftig zu sein, geriet ins Wanken. Verdammt, weshalb sollte er sie nicht nach Viareggio mitnehmen? Er hatte doch keine Hintergedanken dabei. Sie war Ashleys Schwester und hatte ein Recht darauf, zu erfahren, was los war.
„Ich könnte mir vorstellen, dass Sie Maria gern selbst fragen würden“, antwortete er und ignorierte seine Gewissensbisse.
„Kann ich Sie nicht doch noch dazu überreden, mich zu begleiten?“
Tess ließ die Hände sinken. „In diesem Outfit kann ich unmöglich mit Ihnen fahren“, entgegnete sie und errötete.
„Warum nicht?“ Seiner Meinung nach sah sie mit den schlanken, nackten Beinen sehr reizvoll aus. „Es ist kein offizieller Besuch, meine Liebe. Sie sind doch in dem Outfit auch zur Arbeit gegangen.“
Sie zuckte die Schultern. „Ach, ich weiß nicht“, flüsterte sie unsicher. Raphael spürte, dass sie nahe daran war nachzugeben. „Wie lange wäre ich denn weg?“
„Ungefähr zwei Stunden.“ Oder eher drei, fügte er insgeheim hinzu. „Was ist Ihnen wichtiger? Den Arbeitgeber Ihrer Schwester zufriedenzustellen oder Ashley zu finden?“
„Ashley zu finden natürlich.“
„Okay, dann lassen Sie uns fahren“, forderte er sie auf.
Nervös zuckte sie die Schultern und griff nach ihrer Tasche.
Er hatte den Ferrari im Halteverbot geparkt. Als Tess es bemerkte, sah sie ihn mit großen Augen an. War sie verblüfft über so viel Kühnheit? Oder war sie von dem Wagen beeindruckt? Nein, das konnte Raphael sich nicht vorstellen. Solche Äußerlichkeiten bedeuteten Tess Daniels nichts. Und das war für ihn eine ganz neue Erfahrung.
„Sie sind sich wohl sehr sicher, dass Sie keinen Strafzettel wegen Falschparkens bekommen, oder?“, fragte sie, während sie sich auf den Beifahrersitz sinken ließ. Sekundenlang ärgerte Raphael sich über die Bemerkung. Weshalb musste sie ihn daran erinnern, dass die Polizei oft über seine kleinen Parksünden hinwegsah?
„Ist es bequem genug für Sie?“, erkundigte er sich, ohne auf ihre Frage einzugehen, und setzte sich ans Steuer. Dabei freute er sich diebisch über ihre irritierte Miene.
„Natürlich“, erwiderte sie. „Das ist ein Ferrari, stimmt’s? Ich habe das Pferd auf der Kühlerhaube gesehen.“
„Das ist ein Hengst“, korrigierte er sie spöttisch.
„Ah ja. Ein italienischer Hengst. Das hätte ich mir denken können.“
Raphael wünschte, er hätte geschwiegen. Er startete den Motor, blickte in den Spiegel und reihte sich in den fließenden Verkehr ein. „Hoffentlich soll das keine Kritik sein.“
Tess drehte sich zu ihm, und der Wind wehte ihr das hellblonde Haar ins Gesicht. „Was meinen Sie damit?“ Sie strich sich das Haar zurück.
Er war sich ziemlich sicher, dass sie genau wusste, was er meinte. Er hatte jedoch keine Lust, das Thema weiterzuverfolgen. „Vergessen Sie es. Es ist nicht wichtig“, erklärte er. Er war sich ihrer Gegenwart, ihrer nackten Arme und der nackten Beine viel zu sehr bewusst und atmete tief ein. „Kennen Sie Viareggio, Signorina?“
Sekundenlang zögerte sie und überlegte, ob sie eine Antwort auf ihre Frage verlangen sollte. Sie entschied sich dagegen und erwiderte: „Ich war noch nie zuvor in Italien und kenne bis jetzt nur Porto San Michele. Im Übrigen heiße ich Tess. Sie haben es wahrscheinlich vergessen. Oder habe ich Sie beleidigt? Sie sind plötzlich so förmlich.“
Sie fuhren aus der Stadt hinaus und über die Küstenstraße in südlicher Richtung. Raphael dachte darüber nach, wie er Tess’ Frage beantworten sollte. Sie sollte nicht wissen, dass er befürchtete, zu tief in die Sache hineinzugeraten.
„Sie haben mich nicht beleidigt.“ Seine Stimme klang gleichgültig. „Aber vielleicht haben Sie recht. Wir kennen uns kaum.“
„Weshalb haben Sie mich dann eingeladen?“ Tess sah ihn aufmerksam
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