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JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE MATHER
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an.
    „Sie wissen, warum. Sie sollen selbst mit Maria reden.“
    „Ah ja.“ Tess war skeptisch. „Glauben Sie etwa, meine Anwesenheit würde sie zum Reden bringen? Falls sie überhaupt etwas weiß.“
    „Keine Ahnung.“ Er fühlte sich in die Enge getrieben. „Aber da Sie zum ersten Mal in Italien sind, macht es Ihnen vielleicht Spaß, etwas mehr von meinem Land zu sehen.“
    Tess warf ihm einen erstaunten Blick zu. „Als Sie mich eingeladen haben, wussten Sie noch gar nicht, dass ich zum ersten Mal in Italien bin“, erinnerte sie Raphael nachsichtig.
    Er atmete tief aus. „Stimmt. Sie haben gewonnen. Ich wollte nur mit Ihnen zusammen sein. Sie können mich ja verklagen.“
    „Sie wollten mit mir zusammen sein?“, wiederholte sie verblüfft. „Warum das denn?“
    Bei jeder anderen Frau wäre er davon überzeugt gewesen, sie fische nach Komplimenten. Aber so war Tess nicht.
    „Ich kann Ihnen nichts Neues über Ashley berichten“, fuhr sie fort. „Ich möchte genauso gern wie Sie herausfinden, wo sie sich aufhält. Wenn Sie glauben …“
    „Mir ist doch klar, dass Sie mich nicht belogen haben“, unterbrach er sie ruhig. „Warum sollte es mir keinen Spaß machen, mit einer jungen Frau zusammen zu sein? Auch wenn ich über vierzig bin, bin ich den Freuden des Lebens nicht abgeneigt.“
    Erstaunt schüttelte sie den Kopf. „Machen Sie sich bitte nicht lustig über mich, Signore. Ich kenne meine Fehler und Schwächen sehr gut.“
    Er kniff die Augen zusammen. „Würden Sie sie mir verraten?“
    Tess errötete. Sie wirkte mit ihrer feinen hellen Haut und dem hellblonden Haar, das der Wind ihr ins Gesicht wehte, beinahe wie ein Teenager. Immer noch fand Raphael es unglaublich, dass sie älter war als ihre Schwester. Aus Verdiccis Beschreibungen hatte Raphael entnommen, dass Ashley Daniels weltgewandt und selbstbewusst auftrat. Sie wusste genau, was sie wollte, und verfolgte ihre Ziele rücksichtslos. Sogar auf ihre Schwester schien sie keine Rücksicht zu nehmen.
    „Das lohnt sich nicht, es sind zu viele“, erwiderte Tess. „Ist das ein Kloster da drüben?“, fragte sie, um ihn abzulenken.
    Raphael ließ sich darauf ein, das Thema zu wechseln. In der grünen Landschaft mit den Pinien und Olivenbäumen, die sich neben der Küstenstraße ins Landesinnere erstreckte, tauchten immer wieder Weingüter auf. Zwischen den Bäumen hindurch waren kleine Dörfer zu sehen.
    Jedes Dorf hatte seinen eigenen Campanile, wie die frei stehenden Glockentürme genannt wurden. „Es ist eine Kirche“, antwortete er. „Hier in der Gegend gibt es nur noch sehr wenige erhaltene Klöster und natürlich viele Ruinen von früheren Klöstern, falls es Sie interessiert. Ich kann mich für alles, was mit der Kirche zusammenhängt, nicht mehr begeistern.“
    Tess runzelte die Stirn. „Hat das etwas mit Ihrer Scheidung zu tun?“, fragte sie.
    Er lächelte und warf ihr einen kurzen Blick zu. Ihre Offenheit fand er geradezu herzerfrischend. „Nein, dafür kann ich die Kirche wirklich nicht verantwortlich machen.“
    „Aber warum …?“
    „Ich bin in Rom auf eine Jesuitenschule gegangen“, erzählte er. „Diese Leute sind sehr streng und ziemlich unbarmherzig, wie Sie sicher wissen. Es ist schon lange her, ich habe es jedoch nicht vergessen. Meine Mutter hat sich sehnlichst gewünscht, dass ich Priester würde.“
    „Wie bitte?“ Sie war verblüfft.
    „Ja, das kann man sich kaum vorstellen, stimmt’s? Meinen Sie, ein Mann, der verheiratet war und geschieden ist, sei dafür völlig ungeeignet?“
    „Nein.“ Sie hob die Hände. „Ich bin nur überrascht, das ist alles. Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der Priester werden wollte.“
    „Das wollte ich nie“, versicherte er ihr leicht spöttisch. „Es war der Wunsch meiner Mutter, nicht meiner. Glücklicherweise hatte mein Vater andere Pläne mit mir. Ich war sein einziger Sohn und sein Erbe. Er hat mich gut darauf vorbereitet, in seine Fußstapfen zu treten.“
    „Lebt Ihr Vater noch?“
    „Nein“, antwortete er wehmütig. „Er ist vor beinahe zwanzig Jahren gestorben.“
    „Er war relativ jung, oder?“
    „Erst fünfzig“, bestätigte Raphael. „Aber er hat immer stark geraucht und wusste, wie gefährlich es war. Leider konnte er es sich nicht abgewöhnen.“
    Tess nickte. „Mein Vater lebt auch nicht mehr. Er ist voriges Jahr nach einem Herzinfarkt gestorben.“
    Sekundenlang schwieg Raphael. „Vermissen Sie ihn sehr?“, fragte er

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