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JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE MATHER
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kommen.“ Ashley ignorierte ihre Schwester. „Marco vermisst mich sicher schon. Auch wenn er plötzlich der Meinung ist, er hätte kein Talent zum Malen, werden wir uns trotzdem sehen. Heute Abend war er ziemlich deprimiert. Es ist Zeit, dass ich ihn aufmuntere und ihm zeige, wie man Spaß haben kann.“
    Raphael verzog die Lippen. „Marco ist klar geworden, dass es falsch war, mit Ihnen wegzufahren“, erwiderte er ruhig. „Er hat mir erzählt, Sie und der Maler Carlo Ravelli hätten sich sehr gut kennengelernt. Marco ist nicht dumm, Miss Daniels. Sie haben vielleicht geglaubt, Sie seien sehr vorsichtig gewesen. Aber er ist keineswegs zu jung, um zu begreifen, was sich zwischen Ihnen und dem Maler abgespielt hat.“
    Tess blickte ihre Schwester fassungslos an.
    „Soll das heißen, diese kleine Ratte hätte mich ausspioniert?“, fragte Ashley wütend.
    „Nein, Marco hat Sie nicht ausspioniert.“ Raphael schüttelte den Kopf. „Aber Sie wussten genau, dass er in Sie verliebt war. Da ist es verständlich, dass er beunruhigt war, als er merkte, was zwischen Ihnen und Ravelli lief. Zunächst wollte er Sie sogar beschützen, weil er glaubte, der Mann würde Sie belästigen. Stellen Sie sich vor, wie überrascht er war, als er Ravelli in Ihrem Bett entdeckt hat.“
    Das wird ja immer schlimmer, dachte Tess verblüfft.
    „Marco hat sich getäuscht“, versuchte Ashley sich herauszureden. „Carlo hat nur so getan, als interessiere er sich für mich.“
    „Dass er sich nicht wirklich für Sie interessiert, ist mir sowieso klar“, entgegnete Raphael ironisch. „Für einen Mann wie ihn waren Sie bestimmt nur eine von vielen Eroberungen. Sie wissen genau, dass Marco Sie nicht vermisst. Sie haben ihn zu sehr verletzt und ihn getäuscht. Das wird er Ihnen nicht verzeihen.“
    „Weil Sie es nicht zulassen“, fuhr Ashley ihn an. „Wir werden sehen, Signore di Castelli. Ich habe nicht vor, von hier zu verschwinden. Wenn ich ihm alles erkläre, ändert Marco vielleicht seine Meinung.“
    „Sie werden kaum Zeit haben, ihm etwas zu erklären, Sie werden nicht in San Michele bleiben, Miss Daniels.“ Raphael hob die Hände. „Die Galerie ist ab morgen geschlossen. Das hat Augustin Scottolino mir fest zugesagt.“
    „Sie … Sie …“, begann Ashley außer sich vor Wut.
    „Seien Sie vorsichtig, Signorina. Sie haben noch nicht alles erfahren. Vielleicht bereuen Sie es nachher, in Ihrem Zorn zu weit gegangen zu sein.“ Er warf Tess einen kurzen Blick zu, ehe er fortfuhr: „Ich kann Ihnen folgenden Vorschlag machen: Wenn Sie bereit sind, San Michele zu verlassen und nach England zurückzukehren, zahle ich vierzigtausend Pfund auf Ihr Konto ein. Natürlich nicht auf einmal, sondern in vier jährlichen Raten von je zehntausend Pfund.“

15. KAPITEL
    Die Schulleiterin Mrs. Peacock ließ Tess von der Schulsekretärin mitten aus dem Unterricht holen. So etwas geschah nur in wirklich dringenden oder wichtigen Fällen. Ist meiner Stiefmutter etwas zugestoßen, oder hatte Ashley einen Unfall?, überlegte Tess beunruhigt.
    Raphael hatte dafür gesorgt, dass sie mit dem Privatjet der Castellis nach England geflogen wurde, sodass sie rechtzeitig vor Beginn des neuen Schuljahrs zu Hause gewesen war. Doch Mrs. Peacock hatte sich beschwert, weil Tess während der Ferien nicht zu erreichen gewesen war. Sie hätte unbedingt mit ihr reden müssen, behauptete sie. Aber das war schon drei Wochen her. Seitdem war Tess Mrs. Peacock möglichst aus dem Weg gegangen. Dass sie sie jetzt zu sich kommen ließ, verhieß nichts Gutes.
    Möglicherweise war Tess durch den Aufenthalt in San Michele aus dem seelischen Gleichgewicht geraten. Es war von Anfang bis Ende eine emotionale Achterbahn gewesen, und sie konnte immer noch nicht ohne Bedauern an die Ereignisse denken. Vor allem Marco tat ihr leid, denn er hatte erleben müssen, was es bedeutete, verraten und betrogen zu werden. Aber Tess tat sich auch selbst leid, weil sie zugelassen hatte, dass Ashley ihr Leben zerstörte.
    Nein, das stimmt nicht ganz, ich habe mein Leben selbst zerstört, gestand Tess sich ein, während sie über den Flur eilte. Von Anfang an war ihr klar gewesen, dass es Wahnsinn war, sich mit Raphael di Castelli einzulassen. Dennoch hatte sie es getan. Sie hatte ihn sogar ermutigt. Und dann hatte sie sich auch noch in ihn verliebt.
    Glücklicherweise hatte Ashley nicht erfahren, wie dumm Tess gewesen war. Dass sie mit Raphael in der Nacht vor der Rückkehr ihrer Schwester

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