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JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE MATHER
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war, dass er sein Verhalten bereute. Ihr war klar, dass sie ihm nur leidgetan hatte, denn eigentlich war sie zu alt und zu langweilig für ihn. Christian war wie Tony. Wenn er sich ernsthaft für eine Frau interessierte, musste sie nicht nur schön, sondern auch repräsentativ sein.
    Als sie von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte, wollte sie nur noch weg aus Miami. Und da Luis in San Francisco aufs College ging, hielt sie dort ohnehin nichts mehr. San Gimeno war ihr geradezu perfekt erschienen.
    In dieser Situation wusste sie die Vorzüge ihres Reichtums ausnahmsweise einmal zu schätzen. Obwohl Tony Luis den Großteil seines Vermögens als Treuhandkonto hinterlassen hatte, hatte er auch sie großzügig bedacht. Von seinen sechs Anwesen gehörten nun zwei ihr – das Herrenhaus in Bal Harbour und ein Apartment in Miami –, außerdem erhielt sie von einem eigenen Treuhandkonto zwei Millionen Dollar im Jahr.
    Allerdings plante sie, nach ihrer Rückkehr in die Vereinigten Staaten einen großen Teil ihres Erbes an Wohltätigkeitsorganisationen zu stiften. Auf keinen Fall sollte ihr Kind so aufwachsen wie Luis – mit allen Reichtümern der Welt, aber ohne Elternliebe. Trotzdem war sie dankbar, dass sie sich den Luxus leisten konnte, bis zur Geburt des Babys auf dieser Insel zu leben, ohne dass jemand ihren Aufenthaltsort kannte. Auch wenn sie Luis’ Anrufe vermisste, war es besser, ihn im Unklaren zu lassen, denn womöglich erfuhr Christian sonst von ihrer Schwangerschaft, und das durfte nicht geschehen.
    Obwohl San Gimeno zu den Bahamas gehörte, war die Insel wegen ihrer Größe vom Tourismusboom verschont geblieben. Hier gab es nur wenige Hotels, und die Bevölkerung lebte überwiegend von der Landwirtschaft und vom Fischfang. Es war der perfekte Rückzugsort, und auch wenn sie erst seit wenigen Monaten hier war, liebte sie den Ort bereits.
    Über den Rasen ging Olivia zu den von Palmen gesäumten Dünen. Allmählich gewöhnte sie sich daran, barfuß zu laufen, und fand es ganz wunderbar, was für ein Gefühl von Freiheit ihr der Sand unter den Füßen verlieh. An diesem Ort war das Leben ganz anders als in Florida an der Seite eines der reichsten Männer des Landes. Für Tony war sie ein Vorzeigeobjekt gewesen, und ganz sicher hätte er ihren derzeitigen Aufzug – ein schlichtes T-Shirt und Shorts – missbilligt.
    Aber Tony war tot, und zum ersten Mal seit ihrem einundzwanzigsten Lebensjahr konnte sie selbst über ihr Leben bestimmen. Bei dem Gedanken lief Olivia ein Schauer über den Rücken. War das freudige Erwartung? Oder Angst?
    Wieder einmal sah sie Christian Rodrigues vor ihrem inneren Auge, und ihr schnürte sich die Kehle zu. Natürlich würde er ihr helfen, wenn sie ihn brauchte, doch sie wollte weder ihn noch Luis darum bitten.
    Noch immer hatte sie sich nicht entschieden, wo sie nach der Geburt des Babys leben würde – ob sie hierbleiben, zurück nach Florida oder sogar wieder nach England gehen sollte. Alles hing davon ab, ob sie ihre Pläne in die Tat umsetzen konnte.
    Glühend brannte die Sonne auf ihre Schultern, und obwohl sie aus Florida an Hitze gewöhnt war, wollte Olivia kein Risiko eingehen und kehrte zur Villa zurück.
    Auf der Veranda erwartete sie ihr Hausmädchen Susannah.
    Etwas in Susannahs Gesichtsausdruck alarmierte Olivia und machte ihr Angst.
    „Stimmt etwas nicht?“, rief sie Susannah zu, während sie schneller ging.
    „Hm … Nein, Ma’am“, erwiderte Susannah und rang hilflos die Hände. „Ein Anruf aus den Staaten für Sie, Mrs. Mora. Ich wusste nicht, ob Sie ihn entgegennehmen wollen.“
    „Ein Anruf?“, wiederholte Olivia verblüfft. „Ich … Wer ist es?“
    „Ich glaube, sein Name ist Roderick oder Rodrigo. Soll ich ihm sagen, dass Sie nicht da sind?“
    Unwillkürlich ballte Olivia die Hände zu Fäusten, sodass sich ihre Nägel schmerzhaft in die Handinnenflächen bohrten. „Könnte es auch ‚Rodrigues‘ sein?“, fragte sie und hoffte, dass man ihr die Panik nicht anhörte.
    Erleichtert nickte Susannah. „Ja“, erwiderte sie. „Kennen Sie ihn?“
    Kannte sie Christian? In gewisser Weise sogar sehr gut, schoss es ihr durch den Kopf, obwohl das beinah lächerlich war. Eigentlich hätte sie sich denken können, dass sie Christian nicht so einfach entkommen würde.
    „Soll ich ihn fragen, was er will?“, schlug Susannah ein wenig besorgt vor. In den acht Wochen, die sie für Olivia arbeitete, hatte noch nie jemand angerufen.
    Insgeheim fand Olivia die

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