JULIA FESTIVAL Band 97
gemeint – mich trotz allem nach Bal Harbour zu bringen? Wohnst du denn nicht mehr dort?“
„Momentan nicht.“ Am liebsten hätte sie Christian rausgeworfen, weil er sie in diese Lage gebracht hatte. „Ich habe es dir doch erzählt, bevor du wieder nach Kalifornien gegangen bist, oder? Dass ich für eine Weile weg will, um allein zu sein. Ich war auf den Bahamas. Zu dieser Jahreszeit ist es dort sehr schön.“
„Ach so.“
Luis dachte eine Weile darüber nach, und Olivia war klar, dass sie noch etwas sagen musste. Mit Anstrengung rang sie sich ein Lächeln ab. „Aber ich muss natürlich nicht dort bleiben. Du und ich – wir passen aufeinander auf, einverstanden? Schließlich sind wir jetzt die einzigen Moras.“
Zumindest noch, schoss es ihr durch den Kopf. Und je nachdem, wie schnell Luis sich wieder erholte, würde sie ihm früher oder später von dem Baby erzählen müssen – so wie die Dinge lagen vermutlich eher früher. Wie er wohl reagieren würde, wenn er von ihrem Dilemma erfuhr? Jedenfalls wollte sie das nicht herausfinden, wenn Christian dabei war.
„Was soll das heißen?“, fragte Luis schließlich. „Dass du bereit bist, zurück nach Hause zu kommen und dich um mich zu kümmern?“ Beleidigt verzog er den Mund. „Das ist doch Blödsinn, Mom, ich bin schließlich kein Kleinkind mehr, und außerdem will ich dir keine Umstände machen.“
Aber wenn ich es nicht tue, wer dann, überlegte Olivia zerknirscht, behielt es allerdings für sich. „Wir werden schon eine Lösung finden“, erwiderte sie und hoffte inständig, Christian würde endlich gehen. „Vielleicht kannst du auch mit mir nach San Gimeno fliegen.“
„Nein!“, protestierte Christian so laut und nachdrücklich, dass sie schockiert war.
Was, zum Teufel, geht ihn das an, dachte sie wütend und warf ihm einen herausfordernden Blick zu. „Warum nicht?“, konterte sie, während sie Luis zuliebe weiterlächelte. „Die Villa ist der ideale Ort, um sich zu erholen.“
„Aber San Gimeno nicht“, widersprach Christian. „Luis muss von ausgebildetem Personal gepflegt werden und braucht vielleicht eine besondere Rehabilitation. Du willst doch nicht etwa behaupten, dass es auf San Gimeno dieselben Möglichkeiten gibt wie hier, oder?“
Daran hatte sie nicht gedacht. Allerdings hatte sie bisher auch kaum Zeit gehabt, sich die Dinge in Ruhe zu überlegen. Vielleicht hatte er recht. Aber es war die einzige Lösung, bei der sie nicht zu kurz kam.
Unerwartet kam Luis ihr zu Hilfe. „Ich finde die Idee toll“, erklärte er begeistert, und seine Augen funkelten plötzlich. „Du hast dort also eine Villa?“ Als sie nickte, fuhr er fort: „Wir können doch eine Krankenschwester engagieren, wenn wir eine brauchen. Und einen Physiotherapeuten. Ich wette, es gibt dort auch ein Krankenhaus.“
„So einfach ist das nicht, Luis“, begann Christian, doch selbst Olivia merkte, dass er sich geschlagen geben musste. Auch wenn Luis ein ganz anderes Temperament hatte als sein verstorbener Vater – sobald er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ er sich nicht mehr davon abbringen. Und nun strahlte er sie erwartungsvoll an.
„Ich glaube, es könnte klappen“, sagte sie leise, wohl wissend, dass sie Christian damit wütend machte. Aber er erwartete doch hoffentlich nicht von ihr, dass sie ihn unterstützte? Immerhin hatte er noch vor wenigen Minuten ihre Pläne durchkreuzen wollen.
„Ich auch.“ Luis klang immer begeisterter. „Du kannst sicher alles arrangieren, oder, Chris? Bevor die Medien herausfinden, wo ich bin, würde ich lieber die Flucht ergreifen.“
Christian blickte ihn frustriert an. „Wir werden sehen, was Dr. Hoffman sagt“, meinte er. „Aber erst mal bleibst du auf jeden Fall noch ein paar Tage im Krankenhaus, egal, was passiert.“
„Warum?“, protestierte Luis. „Ich muss diese dämliche Halskrause doch noch wer weiß wie lange tragen, und solange können sie hier sowieso nicht viel machen.“
„Das glaube ich nicht, Luis“, warf Olivia ein. Zwar wollte sie nicht für Christian Partei ergreifen, aber sie wollte auf keinen Fall Luis’ Gesundheit gefährden. „Sicher wollen sie gewährleisten, dass alles in Ordnung ist, bevor sie dich entlassen. Außerdem musst du mobilisiert werden.“
Unwillig rollte Luis mit den Augen. „Trotzdem kann ich genauso gut woanders behandelt werden. Spätestens Anfang nächster Woche kann ich raus, oder?“
„Abwarten“, erwiderte Christian tonlos und erntete
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