JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
die kulinarische Kostprobe ihn in Hochstimmung versetzte. Sie, Nicole, war seine Beute, und er machte sich zum Abschuss bereit. Wobei sie sich nicht wirklich im Klaren darüber war, was „Abschuss“ in diesem Zusammenhang bedeuten würde.
„Ich denke, wir sollten mit dem beginnen, was allgemein als König und Königin aller tropischen Früchte angesehen wird.“ Matteo legte ihr mit der Gabel zwei Stücke Obst auf den Teller und deutete darauf, während er erklärte: „Der König ist die Zibetfrucht, die Königin die Mangostin.“
Die Zibetfrucht ähnelte einem Zimtapfel, war nur viel kräftiger im Geschmack. Nicole sagte der zartere, süß-säuerliche Geschmack der Mangostin mehr zu. „Ich mag die Königin lieber“, erklärte sie deshalb.
„Nun, an den König muss man sich vielleicht erst gewöhnen. Je mehr man davon genießt, desto süchtiger wird man danach.“
War das als versteckte Andeutung auf seine Person gemünzt?
„Hier haben wir die schwarze Sapote. Ihr Geschmack erinnert an Schokoladenpudding.“ Matteo ließ den Blick nicht von Nicoles Lippen, während sie die Frucht kostete. Dann hob er sein Champagnerglas und nickte ihr aufmunternd zu. „Nach diesem starken Aroma müssen Sie den Mund ausspülen.“
Nicole folgte seinem Beispiel und nippte an ihrem Glas. Dabei wurde ihr Blick unwillkürlich von Matteos Lippen angezogen, und sie fragte sich, wie es wohl schmecken würde, von ihm geküsst zu werden.
„Und nun probieren Sie eine Linkangfrucht. Sie stammt ursprünglich aus China und ähnelt der Litschi.“
Und so ging es weiter … exotische Namen, exotische Aromen. Nicoles Gedanken allerdings wurden mehr und mehr erotisch. Diese kleine private Kostprobe, dieses gemeinsame, bewusste Erschmecken, Erfahren, Beschreiben exotischer Genüsse hatte etwas ungemein Sinnliches an sich. Es war wie eine spannende Entdeckungsreise, die sie in vieler Hinsicht erregte.
Matteo King weckte Sehnsüchte in ihr, die nach Erfüllung drängten. Er verkörperte vieles, was sie in ihrem bisherigen Leben schmerzlich vermisst hatte, und in ihr wuchs immer stärker der Wunsch herauszufinden, ob er diese Leere füllen könnte. Er war nicht nur der aufregendste Mann, der ihr je begegnet war. Nein, sie hatte auch das Gefühl, dass er eine runde, vollständige Persönlichkeit war … und sie nicht. Vielleicht hatte das mit seinem starken familiären Hintergrund zu tun, seiner festen Verwurzelung in dieser Gegend. Sie, Nicole, suchte immer noch ihren Platz, sowohl im räumlichen als auch im geistigen Sinn. Unwillkürlich wünschte sie sich, dies könnte ihr Zuhause sein und sie könnte hierher gehören … wünschte sich, Matteo King würde sie einladen, mehr von seiner Welt mit ihm zu teilen.
„Möchten Sie noch etwas Champagner?“
Seine Frage machte ihr erst bewusst, dass sie ihr Glas ausgetrunken hatte. „Nein, danke“, sagte sie rasch. „Es war ganz wundervoll … der Park, Ihr Haus, das Obst, hier im Schatten zu sitzen und den malerischen Ausblick zu genießen …“
„Und nicht einmal meine Gesellschaft hat Ihnen etwas ausgemacht“, ergänzte er, und sein Augenzwinkern verriet, dass ihm sehr wohl bewusst war, was sie in der letzten halben Stunde miteinander geteilt hatten.
„Sie waren sehr … großzügig“, erwiderte Nicole vorsichtig.
„Es war mir ein Vergnügen.“ Er lächelte spöttisch. „Möchten Sie jetzt die Fotos sehen?“
„Ja, bitte.“
Lachend stand er auf. „Sie klingen wie ein artiges kleines Mädchen. Nicole Redman, Sie stecken wirklich voller Widersprüche!“
„Ich bin mir keiner bewusst“, antwortete sie locker und erhob sich ebenfalls.
„Oh, Sie sind zweifellos eine sehr reizvolle Mischung.“ Er ließ den Blick vielsagend über sie schweifen, während er ihr bedeutete, voraus ins Haus zu gehen. „Es wäre sicher eine interessante Aufgabe für mich, in Ihre Geschichte einzutauchen … aber deshalb sind Sie nicht gekommen, oder?“
„Nein?“ Was sonst hätte sie darauf antworten sollen? Wenn Matteo wirklich mehr über sie erfahren wollte … oder stellte er sie nur wieder auf die Probe, spielte mit ihr? Warum nur verunsicherte er sie so?
Matteo führte Nicole durch den Wohnbereich in sein betont pragmatisch eingerichtetes Arbeitszimmer, dessen größter Reiz ein riesiges Panoramafenster mit einem herrlichen Ausblick auf den Regenwaldpark war. Auf einem großen L-förmigen Schreibtisch standen all die modernen Bürogeräte, die es einem ermöglichten, ein Geschäft
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