JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06
Was hatte sie noch zu verlieren?
„Seb, bitte bleib heute Nacht bei mir. Die ganze Nacht.“
„Ich soll bei dir bleiben?“, wiederholte er leise. Gespannt beobachtete Katie, wie er die Augen schloss, mühsam schluckte und das Verlangen seine Entschlossenheit zunichtemachte.
„Ja, ich will dich“, gab sie zu, als er sie wieder ansah. „Ich begehre dich.“ Sie sah ihm direkt in die Augen. „Jetzt darf ich das sagen. Schließlich bin ich keine Jungfrau mehr.“
In seinen Augen leuchtete etwas auf, und als er nach ihr griff, schien seine Haut zu glühen. Als sie ihn berührte, stöhnte er auf und verstummte erst, als sie seinen Mund mit einem Kuss verschloss.
Sie hatte ihn gebeten zu bleiben, und genau das tat er, selbst als sie längst eingeschlafen war.
Verzweifelt fragte Seb sich, was mit ihm los war. Er war zu Katie gekommen, um eine Erklärung von ihr zu verlangen. Jetzt lag sie schlafend in seinen Armen, und er wusste, dass er sie nie wieder loslassen wollte.
„Seb, bitte bleib heute Nacht bei mir“, hatte sie ihn gebeten, und indem er ihren Wunsch erfüllte, verstieß er gegen alle Regeln, nach denen er bisher gelebt hatte.
8. KAPITEL
„Kaffee …“
Schläfrig schlug Katie die Augen auf und fuhr hoch, als sie Seb in ihrer Schlafzimmertür stehen sah. Er war angezogen und hielt einen dampfenden Becher in der Hand. Mit großen Augen sah sie, wie er, ohne ihre Antwort abzuwarten, auf sie zukam. Es war noch nicht lange her, dass sie im Morgengrauen neben ihm erwacht war und ihm ins Ohr geflüstert hatte, wie sehr sie ihn begehrte. Selbst jetzt errötete sie noch, als sie daran dachte, wie beharrlich und verführerisch zugleich sie gewesen war. Nicht, dass es großer Überredungskunst bedurft hatte. Sie zuckte zusammen, als allein die Erinnerung an die vergangene Nacht neues Verlangen in ihr aufglimmen ließ.
„Du brauchst nicht zu bleiben“, sagte sie zögernd, während sie ihm den Becher aus der Hand nahm und seinem Blick auswich. „Bestimmt musst du nach Hause. Du hast sicher viel zu tun.“
„Stimmt“, bestätigte er trocken. „Ich muss mich umziehen, bevor wir uns mit deinen Eltern zum Mittagessen treffen. Deine Mutter hat angerufen.“
„Was?“ Ruckartig setzte Katie sich gerade hin.
„Sie hat angerufen, als du noch schliefst. Ich habe abgenommen“, berichtete Seb, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
Fassungslos starrte sie ihn an. „Meine Mutter hat angerufen, und du hast abgenommen?“
„Hmm.“
„Was hat sie gesagt? Was hast du gesagt?“, fragte Katie aufgebracht. „Oh, das ist schrecklich. Jetzt wird sie mir nie glauben, dass du und ich nicht …“
„Dass du und ich was nicht sind?“, hakte er voller Ironie nach. „Dass wir kein Liebespaar sind? Aber das sind wir doch!“
Entgeistert sah sie ihn an.
„Aber das war doch privat“, flüsterte sie, als sie ihre Stimme wiederfand. „Es war …“ Sie verstummte.
„Es war was?“, drängte er, aber sie schüttelte nur den Kopf. Wie konnte sie ihm sagen, dass die letzte Nacht selbst jetzt, am Morgen danach, für sie etwas ganz Besonderes gewesen war. Etwas so Magisches, dass sie keine Sekunde davon missen wollte?
Es war, als hätte es Gareth nie gegeben. Was sie für ihn zu empfinden geglaubt hatte, war unter Sebs Leidenschaft dahingeschmolzen wie Butter in der Sonne.
„Das darf alles nicht sein“, sagte sie hilflos. „Du hättest nicht … Meine Eltern glauben, dass wir ein Paar sind, aber das sind wir nicht.“
„Nein“, bestätigte Seb. „Aber das kann ich deiner Mutter schlecht erklären, wenn sie bei dir anruft und ich mich melde, oder? Was hätte ich denn sagen sollen? Ja, ich habe die Nacht mit Katie verbracht, aber das war nur eine Nacht im Bett.“
Katie wollte sich nicht ausmalen, was ihre Eltern denken würden, wenn sie die Wahrheit erfuhren.
Seb sah ihr an, was sie dachte. Was würde sie erst denken, wenn sie herausfand, dass er das gemeinsame Mittagessen mit ihren Eltern vorgeschlagen hatte? Und dass Jenny Crighton nicht von selbst, sondern erst durch seine diskreten Andeutungen auf die Idee gekommen war, dass Katie und er die Nacht zusammen verbracht hatten?
Üblicherweise war es die Frau, die den Mann mit Sex in eine Beziehung lockte, und nicht umgekehrt. Aber die letzte Nacht bewies, dass es keine Regel ohne Ausnahme gab. Früh am Morgen, während Katie noch geschlafen hatte, war er am Fluss spazieren gegangen. Er hatte allein sein wollen, um ein wenig Ordnung in
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