Julia Gold Band 0045
diesem Punkt nachzugeben. „Gut, sprich dich aus, Tayi.“
„Es geht um die Heirat, die du für mich geplant hast.“
„Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen.“
„Ich habe einen Mann kennengelernt, der mir mehr bedeutet als alle anderen“, erklärte Tayi fest und schaute wieder Prinz Youssef an.
„Ich habe die erforderlichen Schritte für deine Eheschließung eingeleitet“, erwiderte Sharif stirnrunzelnd. Es gefiel ihm nicht, wie sich die Dinge entwickelten.
„Ich werde keinen anderen Mann heiraten.“ Tayi blickte Youssef immer noch an, sodass jeder wusste, dass er der Mann ihrer Wahl war.
Prinz Youssef ging auf sie zu. An seiner Miene, die nun gar nicht mehr teilnahmslos war, erkannte man deutlich, wie sehr er von dieser Frau, die sich so offen zu ihrer Liebe zu ihm bekannte, gefesselt war.
„Das kommt überhaupt nicht infrage“, warf König Rashid mit einem missbilligenden Blick auf Youssef ein. „Ich will meine Töchter verheiraten, nicht jedoch meinen Sohn. Eine solche Verbindung werde ich nicht dulden. Niemals würde ich zustimmen.“
Widerstrebend riss Youssef sich von Tayis Anblick los und sah seinen Vater finster an. Alle spürten den Aufruhr, der in der Luft lag. Tayi war offenbar dabei, den Sturm auszulösen, der ihr Leben verändern würde. Leah beobachtete Sharif aufmerksam und hätte ihn am liebsten dazu gedrängt, nachzugeben und den Wunsch seiner Cousine zu erfüllen. Dann sah sie, wie er langsam die Lippen verzog, während er offenbar die Konsequenzen dessen, was sich da vor seinen Augen abspielte, in Gedanken abwog. Und plötzlich blitzte es in seinen Augen listig auf.
„Solch eine Heirat hat natürlich gewisse Vorteile“, sagte er und tat so, als würde er darüber nachdenken. Dann wandte er sich an König Rashid. „Auf jeden Fall würde das die Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern vertiefen.“ Er zögerte kurz und fügte hinzu: „Aber ich hatte vor, meine Cousine mit König Ahmed von Isha zu verheiraten.“
„König Ahmed von Isha ist doch schon fünfundsiebzig Jahre alt“, wehrte Tayi entsetzt und empört ab.
„Ich erwarte ja auch gar nicht, dass euer Eheglück lange andauert“, erwiderte Sharif ungerührt. „Aber du musst zugeben, dass Prinz Youssef einen niedrigeren Rang besitzt als König Ahmed, Tayi. Ich kann einer Ehe mit Prinz Youssef nur unter der Bedingung zustimmen, dass man uns für diesen Standesunterschied angemessen entschädigt.“
König Rashids Miene sprach Bände, er war zutiefst in seinem Stolz verletzt. „Sie ist doch nur Ihre Cousine“, begann er im Bestreben, diesen Vorschlag sogleich abzublocken.
„Vater“, unterbrach Youssef ihn eindringlich, „denk doch an die Vorteile. Die Probleme, die Samira uns mit ihrer Pflichtverletzung bereitet hat, wären dann aus der Welt geschafft.“
„Prinzessin Samira ist tot“, erklärte der König angewidert.
Nun sah Leah ihre Chance gekommen, die unversöhnliche Haltung des Königs aufzuweichen und gleichzeitig zu verhindern, dass man über Glen und Samira ein hartes Urteil fällte.
„Wenn Ihre Tochter tot ist, Majestät, dann kann man sie auch nicht mehr verurteilen“, sagte sie so laut und deutlich, dass alle sie hörten.
Im Saal wurde es nun wieder unruhig, die Männer sprachen bemüht leise miteinander. Die Logik von Leahs Argumentation leuchtete allen ein.
„Darüber kann man streiten“, antwortete der König verächtlich.
„Wir müssen die Sache gründlich durchdenken“, erklärte Sharif ernsthaft, doch in seinen Augen blitzte es anerkennend auf, als er Leah einen Blick zuwarf.
„Vielleicht können wir Samira zum Leben erwecken“, schlug Tayi mit ihrer so melodisch klingenden Stimme vor. „Ich halte jedenfalls nichts davon, dass meine zukünftige Schwägerin für tot erklärt wird.“
„Ich auch nicht“, stimmte Youssef ihr sogleich erfreut zu und schaute Tayi bewundernd an. „Du bist wirklich eine Frau, die alle anderen in den Schatten stellt.“
„Es ist menschenunwürdig, auf dem Marktplatz zu Tode gesteinigt zu werden“, fuhr Tayi fort. „Die Zeit ist reif für Veränderungen.“
„Ja, absolut richtig“, bekräftigte Youssef. Dann nahm er Tayi das Messer weg und nahm ihre Hand in seine. „Du sprichst mir aus der Seele.“
Nun erhob der Scheich seine Stimme und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. „Im Interesse der Freundschaft und des guten Einvernehmens …“
„Das nennen Sie Freundschaft?“, warf König Rashid lautstark ein.
Sharif
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