Julia Gold Band 0045
nichts aus über seine beeindruckende Ausstrahlung, die Amber sogleich auffiel.
Ohne große Eile durchquerte er den Raum. Die weiße kaffiyeh flatterte leicht an den Enden. Amber wäre am liebsten zurückgewichen, denn sie fühlte sich erdrückt von der Aura der Autorität und Macht, die ihn umgab. Er schien Amber mit eisernem Griff zu umklammern und keinen Widerstand zu dulden.
So etwas hatte sie noch nie erlebt. Es war entmutigend, aber auch seltsam erregend.
Und noch etwas anderes konnte man auf den Fotos nicht erkennen: Er wirkte unglaublich erotisch mit den geschmeidigen Bewegungen, der aufrechten Haltung und dem durchdringenden Blick seiner dunklen Augen.
Irgendetwas geschah mit ihr, sie verspürte ein Kribbeln im Bauch und musste sich sehr anstrengen, sich nichts anmerken zu lassen.
Zwei Meter vor ihr blieb er stehen. „Behandeln Sie das Eigentum anderer immer so respektlos?“, fragte er hart. „Wenn ja, rate ich Ihnen, sich schnellstens unseren Sitten und Gebräuchen anzupassen.“
„Es tut mir wirklich leid“, wiederholte Amber. „Es war nicht respektlos gemeint.“
Sie kam sich vor wie ein kleines Kind, das sich schlecht benommen hatte und dabei ertappt worden war. Andererseits hätte sie ihm allzu gern erklärt, dass er übertreibe. Sie hatte nur ein Foto machen wollen, das war alles. Schließlich hatte sie keine Graffiti auf die Palastmauern gesprüht!
Sie hielt sich jedoch zurück. Es war immerhin sein Palast, und er hatte das Recht, hier zu tun und anzuordnen, was er wollte. Außerdem würden die Chancen sinken, dass er ihr vielleicht helfen würde, wenn sie sich auf eine Auseinandersetzung mit ihm einließ. Lieber wollte sie sich bemühen, ihn freundlich zu stimmen.
Sie versuchte es mit einem Lächeln. „Glauben Sie mir bitte, ich will mich in Ihrem Palast nicht wie eine typische Touristin benehmen. Mir fiel nur der wunderschöne Innenhof auf, und ich wollte ihn fotografieren. Es war ein spontaner Einfall, ich habe nicht darüber nachgedacht.“
„Ah ja.“
Er betrachtete sie kühl, ihr Gesicht, das von dem goldblonden Haar umrahmt wurde, die großen blauen Augen und die feine helle Haut. Dann ließ er den Blick so lange und intensiv auf ihren vollen Lippen ruhen, dass sie das Gefühl hatte, er würde sie berühren.
„Man muss lernen, sich zu beherrschen, man kann nicht jedem spontanen Einfall nachgeben, besonders dann nicht, wenn es sich um das Eigentum anderer handelt, Miss Buchanan.“
„Ja, ich weiß, aber …“
„Wie die meisten Männer wache ich sorgsam und eifersüchtig über meinen Besitz“, unterbrach er sie. „Ich bin wahrscheinlich noch eifersüchtiger und besitzergreifender als andere und dulde es nicht, dass man sich irgendwelche Freiheiten herausnimmt und sich unerlaubt in meine Angelegenheiten einmischt.“
Er schaute sie mit den dunklen Augen fest an. „Am besten merken Sie sich das. Und vergessen Sie nicht, dass alles innerhalb dieser Palastmauern und das Land darum herum mir gehören“, erklärte er betont herausfordernd und schien jede Einzelheit ihres Körpers kritisch zu prüfen. Besonders lange betrachtete er ihre üppigen Brüste, die schmale Taille und ihre Hüften.
Amber hatte das Gefühl, er würde durch die langärmlige Seidenbluse und den eleganten Rock, der ihre Knie bedeckte – sie hatte sich absichtlich dezent gekleidet aus Respekt vor den Landessitten –, ihren Körper sehen und begutachten.
Der Mann hatte Nerven! Was bildete er sich eigentlich ein? Überlegte er etwa, ob sie in seinen Harem passen würde? Sekundenlang dachte sie, er würde sie auf der Stelle vergewaltigen. Auch wenn alles im Palast und darum herum ihm gehörte, sie jedenfalls war nicht sein Eigentum.
Sie unterdrückte den Wunsch, ihm einige passende Worte zu sagen, und warf ihm stattdessen einen missbilligenden Blick zu.
„Ich werde in Zukunft daran denken und alles, was Ihnen gehört, mit der nötigen Achtung behandeln, so wie Sie es zweifellos selbst auch tun“, antwortete sie.
Hoffentlich hat er begriffen, dass ich damit vor allem die Frauen in seinem Leben meine, die für ihn wahrscheinlich nur Gegenstände und Teil seines Besitzes sind und die er bestimmt nicht respektvoll behandelt, überlegte sie. Der Mann war ein Chauvinist, dessen war sie sich sicher.
Offenbar hatte er verstanden, worauf sie anspielte. Jedenfalls widersprach er ihr nicht, sondern zog amüsiert die Augenbrauen hoch.
„Ich werde mir Ihre Meinung merken, Miss Buchanan, aber ich möchte
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