JULIA GOLD Band 32
seinen Bekannten abrupt und belehrte ihn ärgerlich: „Ich bin nicht an anderen Frauen interessiert. Ich weiß nicht, ob mein Onkel dir schon erzählt hat, dass ich beabsichtige, in Kürze zu heiraten.“
2. KAPITEL
Auf dem Nachhauseweg fragte Felicia Faisal, ob er es für richtig hielt, seine Heiratsabsichten seinem Bekannten gegenüber zu erwähnen, obwohl Onkel Rashid noch nicht seine Zustimmung gegeben hatte.
Faisal jedoch, der noch immer verstimmt schien, entgegnete heftig: „Eine Frechheit, wie er dich angesehen hat!“ Seine Finger umklammerten dabei noch fester das Lenkrad. „Das ist unser letzter Abend, und er musste ihn uns verderben!“
„Wir werden noch viele Abende gemeinsam verbringen“, tröstete Felicia ihn. „Morgen fahre ich mit dir nach Heathrow. Ich habe noch nie eine Concorde aus der Nähe gesehen. Fliegst du erster Klasse?“
„Gibt es überhaupt eine andere?“, fragte er mit einem Hochmut, der ihr die breite Kluft zwischen ihnen deutlich machte.
Nachdem Faisal den Wagen vor ihrem Haus geparkt hatte, nahm er sie in seine Arme und küsste sie mit einer Leidenschaft wie nie zuvor.
Die Heftigkeit seiner Gefühle erschreckte Felicia. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, doch Faisal entging ihr Zögern nicht, und er ließ sie los und murmelte eine Entschuldigung.
„Ich habe für einen Augenblick vergessen, wie unschuldig du noch bist. Aber bald werden wir Mann und Frau sein, und dann werde ich dir zeigen, wie du reagieren sollst, meine kühle weiße Taube. Ich schreibe dir aus New York, und du musst mir auch schreiben. Und bald wirst du die Möglichkeit haben, meinen Onkel davon zu überzeugen, was für eine wunderbare Frau du bist.“
Er schien fest davon überzeugt zu sein, dass ihr das gelingen würde. Sie musste eben ihr Bestes geben, um Onkel Rashid davon zu überzeugen, dass sie Faisal eine ebenso gute Frau sein würde wie jede Araberin. Ja, sie wollte die Herausforderung annehmen! Ihre Augen funkelten. Sie würde Faisals Onkel schon zeigen, aus welchem Holz die englischen Frauen geschnitzt waren.
Felicia sah aus dem Fenster auf die dichte Wolkenbank unter ihnen. Es war ihr erster Flug, und ihr war gar nicht wohl zumute.
Die reine Flugzeit betrug etwa sechs Stunden, aber durch die Zeitverschiebung würden sie drei weitere Stunden verlieren. Faisal hatte darauf bestanden, dass Felicia erster Klasse reiste, und jetzt war sie froh darüber. Wenn sie einen Blick zurück in die Economyclass warf, sah sie dort ein buntes Gemisch von arabischen Familien mit schreienden Babys und ruhelosen Kindern.
Felicia dachte an die kleinen Geschenke, die sie für Faisals Mutter und Schwestern im Gepäck hatte, für Onkel Rashid hatte sie absichtlich nichts gekauft. Sie würden sich nicht als Freunde treffen, und das Risiko, dass er ihr Geschenk als Bestechungsversuch zurückwies, mochte sie nicht eingehen. Und sich bei ihm einzuschmeicheln, damit er sie akzeptierte, lag ihr auch nicht.
Aber erwartete Faisal nicht genau das von ihr? Hoffte er nicht, dass sie ihren ganzen Charme einsetzte, um ihn umzustimmen? Dieser Gedanke ließ ihr keine Ruhe. Wie sollte sie es richtig machen?
Für seine Mutter, die er offensichtlich sehr verehrte, hatte sie deren Lieblingsparfum gekauft, für seine jüngere Schwester, die bald heiraten würde, ein teures Make-up-Set. Wegen der älteren Schwester hatte sie lange überlegen müssen. Nadia war bereits verheiratet und hatte ein kleines Kind. Ihr Mann war Leiter der saudiarabischen Zweigstelle der Familienbank. Schließlich hatte sich Felicia für einen außergewöhnlich schönen Briefbeschwerer entschieden.
Die Wolken unter ihnen waren schon eine ganze Weile verschwunden, und als die anderen Passagiere begannen, ihre Sachen zusammenzupacken, erriet Felicia, dass sie bald am Ziel sein würden.
Sie ging noch einmal in den engen Waschraum, um ihr Aussehen zu überprüfen. Sie hatte absichtlich weniger Make-up als gewöhnlich verwendet, um nicht gegen die mohammedanische Tradition zu verstoßen. Sie war ungewöhnlich blass, nur ihre Wangen glühten. Weit geöffnete grüne Augen starrten ihr aus dem Spiegel entgegen, ihre dichten, dunklen Wimpern hoben sich gegen ihre helle Haut ab. Ihr Haar trug sie offen, sodass es ihr in vollen Locken auf die Schultern fiel und bei jeder Bewegung wie rote Seide schimmerte. Ob sie es lieber aufstecken sollte? Sie strich es sich mit den Händen aus dem Gesicht. So sähe es auf jeden Fall ordentlicher aus.
Sie hörte,
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