JULIA GOLD Band 32
Felicia impulsiv. „Ich weiß, warum Sie den Vorschlag gemacht haben, ich sollte hierherkommen. Sie wollen uns auseinanderbringen und Faisal beweisen, dass ich ihm keine gute Frau sein werde.“ Es war ihr peinlich, dass ihre Stimme bebte. „Aber das wird Ihnen nicht gelingen! Wir lieben uns, und an meinen Gefühlen würde sich selbst dann nichts ändern, wenn er ein Bettler wäre.“
„Faisal könnte genauso wenig in Armut leben wie Sie.“ Rashid musterte das teure Leinenkostüm, das Felicia sich für die Reise gekauft hatte. „Sehen Sie sich doch an, Miss Gordon. Von Ihrem ohne Zweifel hübschen Kopf bis zu den Zehenspitzen machen Sie einen eleganten, teuren Eindruck. Wollen Sie mir einreden, dass Sie mit meinem Neffen in Armut leben würden?“
Felicia musste einsehen, dass sie diesem Mann niemals klarmachen konnte, dass Liebe das Wichtigste für sie war, das Einzige, was für sie zählte. Für diesen Menschen schien es nur Geld und Macht zu geben, sonst nichts.
„Ich weiß, was Sie vorhaben“, erwiderte sie nach einer Pause, „aber es wird Ihnen nicht gelingen. Sie sind ein harter, grausamer Mann, Scheich, und ich sehe Sie als meinen Feind an.“ Sie erkannte in der Dämmerung undeutlich, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog.
„Feind?“, wiederholte er mit samtweicher Stimme. „In unserem Land gibt es keine Feindschaft zwischen Mann und Frau.“
„Aber zwischen Tauben und Falken“, erwiderte Felicia. „Und Sie sind einer … ein Tyrann, der versucht, unsere Liebe zu zerstören.“
„Und Sie sind die Taube?“ Er machte sich offensichtlich über sie lustig. „Finden Sie nicht, dass Geier eine bessere Bezeichnung wäre?“
Felicia entschied, dass es keinen Sinn hatte, mit ihm zu streiten. Der Onkel, den sie sich vorgestellt hatte, war schlimm gewesen, aber die Realität war schlimmer. Sie, die noch nie in ihrem Leben einen Menschen gehasst hatte, empfand gegen diesen Mann eine Abneigung, die fast an Hass grenzte.
Mittlerweile war es ganz dunkel geworden, der Himmel war übersät von funkelnden Sternen. Wenn nur Faisal bei mir wäre, dachte Felicia unglücklich. Nie zuvor hatte sie sich so nach der Wärme seiner Liebe gesehnt.
„Sie brauchen nicht die Bescheidene zu spielen, Miss Gordon“, fuhr Rashid kühl fort. „Ich habe schon erfahren, wie Sie wirklich sind. Ein Bekannter von mir hat Sie gesehen, wie Sie sich mit meinem Neffen auf dem Tanzboden herumgetrieben haben.“ Seine eisige Bemerkung jagte Felicia einen Schauer über den Rücken. „Dass Faisal Sie nicht ausgezogen hat, war offensichtlich alles. Und Sie haben nicht den geringsten Versuch gemacht, sich zu wehren. Glauben Sie wirklich, dass ein Moslem ein solches Verhalten bei einer Frau toleriert, oder benehmen Sie sich so ungeniert, weil Sie Faisal bereits die Privilegien eines Ehemanns eingeräumt haben?“
Das Blut schoss Felicia jäh in die Wangen. Was erlaubte er sich? „Ein feiner Freund, den Sie da haben! Ich nehme an, Sie sprechen von diesem abscheulichen Mann, der mich von oben bis unten gemustert hat, als wäre ich ein Stück Ware, das zu kaufen ist.“
„Vielleicht vermutete er das wirklich“, kam die gleichgültige Antwort. „Es ist lange her, seit ich zuletzt in London war, aber meine Freunde wundern sich immer wieder, wie billig die Frauen sich dort verkaufen. Wir hatten einmal große Hochachtung vor den Engländern, aber wer kann schon Respekt vor einem Volk haben, dessen Frauen sich so billig hergeben?“
Wenn er weiter so daherredete, würde ihr noch schlecht werden, dachte Felicia verzweifelt. „Faisal und ich haben getanzt … das ist alles.“
„Tanzt man bei Ihnen immer so eng aneinandergepresst?“
Am liebsten hätte Felicia ihn gebeten anzuhalten, damit sie aussteigen könnte, aber sie riss sich zusammen und antwortete kühl: „Faisal achtet mich.“
Für einen Augenblick schien es Rashid die Sprache zu verschlagen, dann entgegnete er betont langsam: „Wirklich? Dann ist er dümmer, als ich dachte.“
„Warum haben Sie mich eigentlich eingeladen, wenn Sie von meinem unmoralischen Lebenswandel überzeugt sind? Haben Sie keine Angst, dass ich einen schlechten Einfluss auf Faisals Schwester ausüben könnte?“
Rashid schien lange zu überlegen, bevor er eine Antwort gab. „Ich habe Vertrauen in meine Nichte und weiß, dass sie sich nicht von Ihnen beeinflussen lässt. Und was die Gründe betrifft, aus denen ich Sie habe herkommen lassen … Sie sind doch eine intelligente Frau, Miss
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