Julia Gold Band 47
den restlichen Kaffee über das Hemd geschüttet, aber Rose zuliebe stellte sie die Kanne beiseite und lächelte.
„Sharif.“ Rose klang verärgert.
„Kein Problem“, behauptete Livy schnell und zog Shays Leinenserviette von seinem Schoß. Bevor er erfasste, was sie vorhatte, tauchte sie den Stoff in sein Wasserglas und betupfte den Ärmel.
Ungläubig starrte er sie an. „Bist du wahnsinnig?“
„Ich koche“, antwortete sie, und ihre Laune besiegte ihre Verlegenheit. Erst gestern hatte er sie geküsst, und heute tat er so, als würde er sie nicht kennen. Oder als sei sie seine Dienstbotin. Dieser Idiot!
„Wirklich wahnsinnig.“ Er griff die Serviette und betupfte selbst die Kaffeeflecken.
„Super, du kannst es also auch allein.“ Livy hatte fast vergessen, dass Rose im Zimmer war, bis sie ihr ersticktes Lachen hörte.
Shay war so beschäftigt, dass ihm Roses Reaktion entgangen war, und Livy blickte entschuldigend zu Rose.
„Wo habt ihr euch getroffen?“
„Bei den Ställen …“, begann Livy.
„Ich hatte das Pech, diese unverschämte …“, sagte Shay gleichzeitig.
„Genug.“
Alle drehten sich beim Befehlston dieser Stimme um. Vorher warf Sharif Livy jedoch einen kühlen Blick zu, den sie erwiderte.
„Guten Morgen, Zakariyya“, grüßte Rose. „Du kommst genau richtig zum Frühstück.“
„Ich habe schon gegessen.“ Sein Blick verweilte auf Sharif. „Vor fast drei Stunden.“
„Gut.“ Rose blickte nervös zu ihrem Sohn, dessen Gesichtsausdruck sich nicht verändert hatte. „Dann trink doch etwas Kaffee mit uns.“
Livy wusste, dass sie jetzt Kaffee einschenken sollte, aber sie war zu fasziniert von dem Mann. Er musste ein König oder Scheich sein. Obwohl er westliche Kleidung trug, war er groß, breitschultrig, hatte dunkle Haut und wirkte mysteriös. Man konnte ihn sich leicht auf einem Thron in einem Palast vorstellen. Wenn sie nicht seinen freundlichen Gesichtsausdruck bemerkt hätte, hätte sie sich fürchten können.
Jetzt war sie verlegen, denn sie war schließlich nur eine Angestellte, und diese Leute waren Adelige.
„Livy?“ Rose legte eine Hand auf ihren Arm, und Olivia zuckte zusammen. „Das ist König Zakariyya Al Farid von Balahar, Sharifs Vater. Zakariyya, das ist Olivia Smith.“
Vielleicht sollte sie knicksen. Unsicher reichte sie ihm die Hand.
Amüsiert hob er ihre Hand an seine Lippen und küsste sie. „Ich bin erfreut, Sie kennenzulernen.“
Livy fielen fast die Augen aus dem Kopf. Einen Moment lang fühlte sie sich erwachsen und wichtig. Was sollte sie jetzt sagen? Ratlos schaute sie zu Rose. Nichts. Automatisch wanderte ihr Blick zu Shay. Seine Augen leuchteten merkwürdig, und er sah fast wütend aus.
Sie schluckte. „Ich auch“, murmelte sie und zog die Hand weg. „Möchten Sie Kaffee?“
König Zakariyya nickte und setzte sich neben Rose. Überrascht sah Livy, dass Rose errötete. Shay schien das auch aufgefallen zu sein, und er sah nicht glücklich aus.
Livy schenkte Zakariyya Kaffee ein. Als sie die Tasse vor ihn stellte, spürte sie Shays Blick, und sie schaute zu ihm.
Er blickte zu ihren Brüsten und dann in ihre Augen. Dachte er an den Kuss? Hatte er letzte Nacht von ihr geträumt? Sie drehte sich um und bemerkte, dass Rose und König Zakariyya sie interessiert anschauten.
„Ich sehe jetzt nach dem Essen. Braucht jemand noch etwas?“ Ihre unnatürlich hohe Stimme machte sie wütend, aber sie zwang sich zu einem Lächeln.
„Ich glaube nicht.“ Rose blickte König Zakariyya fragend an, aber der schüttelte den Kopf.
Shay nahm sein Wasserglas und die Serviette und reichte sie Livy. „Du kannst mir Neues bringen.“
Das war keine Frage, sondern eher ein Befehl. Livy hatte Lust, ihm zu sagen, was er mit dem Glas machen konnte. „Natürlich“, erwiderte sie höflich und kochte vor Wut, als sie zur Küche ging.
Wegen dieses Blödmannes habe ich letzte Nacht nicht geschlafen, dachte sie, als sie das Glas mit Wasser füllte, das Ella für die Gäste gekauft haben musste. Sie konnte nicht verstehen, dass jemand das wohlschmeckendste Quellwasser aus Texas ablehnte. Natürlich war für Shay nichts gut genug. Besonders sie nicht.
„Stimmt etwas nicht?“, wollte Vi wissen.
Fast hatte Livy vergessen, dass Ella und Vi in der Küche waren. „Alles okay, bin gleich wieder da.“
Sie eilte zum Esszimmer und öffnete die Tür mit der Hüfte, da sie in einer Hand die Kaffeekanne und in der anderen das Wasser hielt.
Beim Geräusch
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