Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Gold Band 47

Julia Gold Band 47

Titel: Julia Gold Band 47 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbi Rawlins , Carol Grace
Vom Netzwerk:
„Ehrlich gesagt, verstehe ich dich nicht, Raschid. Du scheinst deinem Vater nicht mal wirklich böse zu sein.“
    „Weil ich weiß, dass er es im Grunde nur gut mit mir meint. Er ist der Überzeugung, ein Mann brauche eine Ehefrau, um ein zufriedenes, erfülltes Leben zu führen. Für ihn ist nur ein verheirateter Mann seelisch ausgeglichen“, setzte Raschid seufzend hinzu.
    „Und warum wolltest du nicht wieder heiraten?“, schnitt Polly die Frage an, die sie am meisten beschäftigte.
    „Weil ich lange genug verheiratet war und den Wunsch hatte, frei zu sein“, erwiderte Raschid kurz angebunden.
    Polly sprang auf. „Wenn du so auf deine Freiheit erpicht bist, will ich dich nicht davon abhalten!“
    „Warum der plötzliche Sinneswandel?“ Raschid sah Polly forschend an. „Was hat sich zwischen uns geändert, außer dass wir einige grundlegende Dinge geklärt haben? Wir verstehen uns jetzt sehr viel besser.“
    Polly war wütend. „Trotzdem tust du so, als hätte ich dich in die Falle gelockt!“
    „Ich gehe niemandem in die Falle, schon gar nicht einer Frau.“ Raschid sprach jetzt gefährlich leise. „Meine Überlegung lautete einfach so: Wenn ich schon auf Wunsch meines Vaters heiraten muss, warum dann nicht dich?“
    Polly holte tief Luft. „Bei diesem Handel fällt mir eins auf: Aus der ganzen Geschichte geht dein Vater als moralisch unantastbar hervor, obwohl er manipuliert und intrigiert hat, während du mir die beleidigendsten Beweggründe unterstellst.“
    „Wovon sprichst du?“, fragte Raschid scharf. „Ich hatte geglaubt, du seist still und zurückhaltend, doch kaum dass du die Kirche verlassen hattest, bist du auch schon auf die Barrikaden gegangen!“
    Polly musste sich eingestehen, dass sie sich während der letzten vierundzwanzig Stunden selbst kaum wiedererkannte. Aber bei Raschid musste ja selbst das lammfrommste Gemüt aufbegehren. „Darüber solltest du dich bei deinem Vater beschweren, der bei seinen Schnüffeleien offenbar nicht gründlich genug war“, entgegnete sie schnippisch. „Ich finde, dir mangelt es hoffnungslos an Feingefühl!“
    „Und ich finde, du bist wie alle anderen Frauen, die mir in den letzten Jahren begegnet sind … anspruchsvoll. Findest du es im Übrigen besonders feinfühlig, einen Mann nur wegen seines Reichtums zu heiraten?“
    Polly wurde blass. Raschid hatte einen wunden Punkt getroffen, aber ihr Stolz ließ sie zum Gegenschlag ausholen. „Hast du das bei deiner ersten Frau auch so gesehen?“
    Raschid saß einen Moment wie erstarrt da. Dann sah er Polly so eisig an, dass sie schauderte. „Da gibt es keinen Vergleich. Berah wusste von klein auf, dass sie mich heiraten würde. Und sie wusste auch, was für ein Mann ich war, während du mich überhaupt nicht kanntest.“
    Betroffen senkte Polly den Blick. Es war töricht von ihr gewesen, Berah ins Spiel zu bringen. Aber dass Raschid sie so heftig in Schutz nehmen würde, hätte Polly nicht erwartet. Er stützte sich mit gespreizten Fingern auf die Schreibtischplatte und schien sehr zornig zu sein.
    „Ich finde es nicht fair, mir ausgerechnet das vorzuhalten“, versuchte Polly, sich zu rechtfertigen. „Und ich bin auch nicht anspruchsvoll.“
    Raschid machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich möchte über diese Dinge nicht debattieren. Das führt zu nichts.“
    „Was für Dinge? Ich habe keine Ahnung, worüber wir debattieren.“
    Raschid lehnte sich zurück und zog zweifelnd die Brauen hoch. „Nein? Innerhalb einer knappen Stunde kommst du mir mit Annullierung und Scheidung. Möchtest du dich damit interessant machen, dich aufspielen? Du brauchst offenbar Komplimente, Galanterie, Romantik, aber all das lehne ich ab. Scharaden sind nicht meine Sache. Ich war dir gegenüber von Anfang an offen. Wir hatten beide unsere Gründe, diese Ehe einzugehen. Ich wollte Ruhe haben, du Rang und Geld. Beide haben wir bekommen, was wir wollten. Was gibt es da also noch zu diskutieren?“
    „Das kann ich dir sagen!“, erwiderte Polly aufgebracht. „Eine Prinzessin zu sein, ist alles andere als ein Vergnügen!“
    „Darüber kannst du denken, wie du willst, solange du den Mund hältst und Ruhe gibst.“
    Polly zog sich in die äußerste Ecke der Kabine zurück. Es hatte keinen Sinn, sich mit Raschid auseinanderzusetzen.
    Verstohlen beobachtete sie ihn. Selbst in diesem Augenblick fühlte sie sich stark zu ihm hingezogen. Wieder musste sie sich eingestehen, dass er ein blendend aussehender Mann war. Da er

Weitere Kostenlose Bücher