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Julia Gold Band 47

Julia Gold Band 47

Titel: Julia Gold Band 47 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbi Rawlins , Carol Grace
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sicher, dass sie sich hier allein nur mit Karte und Kompass zurechtfinden würde. Das Geräusch ihrer Schritte hallte von den dicken Mauern wider, und Polly dachte unbehaglich an die Frauen, die sie erwarteten. Jetzt war sie froh, dass ihr Vater sie über die weiblichen Familienmitglieder unterrichtet hatte.
    König Reija hatte drei Mal geheiratet. Seine erste Frau war im Kindbett gestorben. Nurbah, die Zweite, war Raschids und Asifs Mutter. Seit Jahren litt sie an einer Herzschwäche und brauchte viel Schonung. Vielleicht hatte ihr Mann deshalb ein drittes Mal geheiratet. Muscar, seine dritte Frau, hatte ihm eine Tochter, Jezra, geboren, die jetzt sechzehn war. Diese Ehe war geschieden, doch Jezra lebte bei ihrem Vater.
    Außer ihr gab es im Palast auch noch Asifs Frau Chassa. Sie war die Mutter von zwei Babys und erst zweiundzwanzig. Polly hatte ihr Entsetzen zu verbergen versucht, als ihr Vater ihr erzählte, Chassa sei erneut schwanger. Vermutlich wollte sie ihrem Mann unbedingt einen Jungen schenken, ohne den kein arabischer Mann zufrieden war.
    Polly wurde sich der intimen Richtung bewusst, die ihre Gedanken eingeschlagen hatten, und warf Raschid einen vorsichtigen Blick zu. „Worüber hast du dich eigentlich mit deinem Vater gestritten?“
    „Darüber zu sprechen, steht mir nicht zu“, erwiderte Raschid schroff. „Es muss dir genügen, dass mein Vater und ich nicht immer die gleiche Art von Humor haben.“ Beide gingen weiter den langen Flur entlang.
    Polly ärgerte sich über die barsche Abfuhr. „Ich glaube, ich möchte keine zweite Zeremonie. Eine Trauung genügt mir vollauf.“
    Raschid wandte sich Polly halb zu und lächelte ironisch. „Es würde mir nicht im Traum einfallen, dir eine aufregende islamische Hochzeit vorzuenthalten. Schon gar nicht, nachdem du dich ja erst vor zwei Wochen bereit erklärt hast, so zu leben wie ich.“
    Polly verzichtete auf eine Erwiderung, denn Raschid war jetzt schon sehr gereizt. Raschid stieg einige Stufen hinauf, dann wartete er, bis Polly ihn eingeholt hatte. Am obersten Treppenabsatz blieb er erneut stehen. „Hier muss ich dich verlassen. Du findest meine Schwester in dem Zimmer links von dir.“ Er musterte Polly, doch ehe sie sich abwenden konnte, zog er sie an sich und fuhr ihr mit den Fingern langsam durch das blonde Haar. „Warte noch einen Augenblick.“
    Raschid presste seinen Mund auf ihren und küsste sie begehrlich. Polly war, als gäbe der Boden unter ihr nach. Halt suchend klammerte sie sich an Raschids Schultern und spürte, wie ihr heiß und kalt wurde. Entsetzt über ihre Reaktion auf den Kuss bog Polly den Kopf zurück.
    „Du hast recht“, sagte Raschid beherrscht. „Ich habe mich vergessen. Hier ist nicht der richtige Ort dafür.“
    „Der ist nirgends, würde ich sagen. Da wir eine Vernunftehe geschlossen haben, ist es überflüssig, dass wir …“ Beunruhigt wich Polly unter Raschids durchdringendem Blick zurück. „Du weißt, was ich meine.“
    Raschid zog die Brauen hoch. „Ich brauche mich nicht zu rechtfertigen, Polly. Daran solltest du heute Nacht denken. Geduld gehört nicht zu meinen Tugenden. Dir war klar, worauf du dich einlässt“, setzte er nachdrücklich hinzu.
    Hastig drehte Polly sich um, eilte zur Tür, die Raschid ihr gezeigt hatte, und öffnete sie. Ein großes molliges Mädchen, dessen Ähnlichkeit mit Asif nicht zu übersehen war, musterte Polly kritisch. Sie lächelte scheu. „Du musst Jezra sein.“
    Das Mädchen übersah Pollys dargebotene Hand. Sein rundes Gesicht zeigte keine Regung, und in seinen braunen Augen lag ein kalter Ausdruck. „Ich bringe dich zu deinen Dienerinnen. Zenobia spricht Englisch. Gada nicht. Aber ich bezweifle, dass du lange genug hier sein wirst, um ihr deine Sprache beizubringen.“
    „Hoffentlich behältst du recht.“ Polly bereute die Worte, kaum dass sie sie ausgesprochen hatte. Sie war seelisch und körperlich erschöpft. Nach Raschids unerbittlicher Forderung, sein Bett zu teilen, hatte Jezras feindselige Haltung ihr den Rest gegeben. „Hör zu“, fuhr Polly hastig fort, „ich bin sehr müde. Können wir vergessen, was ich gesagt habe, und noch mal von vorn anfangen?“
    Auf Jezras Wangen bildeten sich rötliche Flecken. „Raschid wollte dich überhaupt nicht heiraten!“, zischte sie verächtlich.
    „Bitte, Jezra …“
    Das Mädchen ließ sie nicht zu Wort kommen, sondern überschüttete sie mit einer Hasstirade. „Seine Geliebte in Paris ist groß und blond und viel,

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