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Julia Gold Band 47

Julia Gold Band 47

Titel: Julia Gold Band 47 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbi Rawlins , Carol Grace
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im Palast nichts Ungewöhnliches waren, drehte sie sich auf die andere Seite und schlummerte wieder ein.
    Draußen war es immer noch dunkel, als Raschid Polly weckte. Er war angekleidet und machte ein ernstes Gesicht. Während er ihre Hand nahm, sah er sie fest an. „Du musst jetzt tapfer sein. Ich habe schlechte Nachrichten. Nachts kam ein Anruf aus England. Dein Vater hatte einen Herzinfarkt. Es steht nicht gut um ihn. Er liegt auf der Intensivstation.“
    „Nein!“ Polly wehrte sich gegen die Vorstellung, dass ihr energiestrotzender, lebenslustiger Vater in Lebensgefahr schweben sollte. Unmöglich! Doch unter Raschids Blick schmolz Pollys Hoffnung dahin. „Oh Raschid“, flüsterte sie.
    „Sobald du angezogen bist, fliegen wir nach England. Zenobia hat schon gepackt, alle Vorbereitungen sind getroffen. Ich wollte dich nicht vorzeitig wecken.“
    Polly fiel das Atmen schwer. „Der Anruf war … für mich! Mutter …“
    Raschid seufzte. „Er war nicht von Anthea. Mrs King, die Wirtschafterin, hat mich informiert. Ich habe auch kurz mit deiner Schwester Maggie gesprochen. Deine Mutter steht unter Schock. Der Arzt hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben, und sie liegt im Bett.“
    Ihre Mutter war zusammengebrochen. Aber das war eigentlich kein Wunder. Sie hatte sich in allem auf ihren Mann verlassen, und jetzt, da es ihm schlecht ging, verlor sie die Nerven. „Die Kinder müssen fürchterlich erschrocken sein“, sagte Polly aufgeregt.
    „Das denke ich auch. Schon ihretwegen musst du stark sein“, betonte Raschid. „Dein Vater hat einen unbeugsamen Lebenswillen, der ihm helfen wird, wieder gesund zu werden.“
    Als Raschid und Polly in London landeten, war es trüb und regnerisch. Sie wurden im Wagen abgeholt und legten die hundertfünfzig Kilometer bis zum Ortskrankenhaus rasch zurück. Der behandelnde Arzt äußerte sich nur vorsichtig und deutete an, dass Gefahr für einen zweiten Infarkt bestehe. Polly durfte ihren bewusstlosen Vater kurz sehen. Sein Gesicht war aschgrau und eingefallen. Als sie aufschluchzte, legte Raschid beruhigend den Arm um sie.
    In Ladybright eilte Maggie die Stufen der Außentreppe hinunter und warf sich Polly in die Arme. „Warum konnten Onkel Peter und Tante Janice nicht kommen? Mummy hat Angst, Daddy könnte sterben.“
    Auch Polly vermisste Chris’ Eltern. Sie befanden sich in Südamerika, wo Peter Jeffries als leitender Angestellter eines internationalen Konzerns geschäftlich zu tun hatte. Deshalb konnten die beiden Anthea in ihrer Not nicht zur Seite stehen, und Polly bezweifelte, dass sie ihrer Mutter Trost und Auftrieb geben konnte.
    In den nächsten Tagen kam Polly kaum zur Besinnung. Da ihr Vater im Krankenhaus nur kurz von Familienmitgliedern besucht werden durfte, riefen Freunde und Bekannte oft zu Hause an. Anthea, wieder am Rande eines Nervenzusammenbruchs, forderte Hilfe und Beistand von Polly.
    Nachdem der behandelnde Arzt eines Tages mit Vorbehalt erklärt hatte, die schlimmste Gefahr für Ernest Barrington sei vorüber, wurde Raschid wegen eines Angriffs auf einen dhareinischen Öltanker im Golf nach Nahost abberufen. Polly las im Kinderzimmer ihren jüngeren Geschwistern eine Geschichte vor, als Raschid mit der Nachricht erschien.
    Polly folgte ihm aus dem Zimmer. „Gab es viele Verletzte?“, erkundigte sie sich besorgt.
    „Die Zahl steht noch nicht fest.“ Polly hatte Raschid noch nie so aufgewühlt erlebt. „Man hat die Leute mit Flugzeugen ins nächste Krankenhaus transportiert. Tut mir leid, aber das bedeutet, dass ich an Ort und Stelle gebraucht werde.“
    „Natürlich. Die armen Menschen … und ihre Familien.“ Polly schluckte aus Mitgefühl für die Betroffenen und weil ihr der Gedanke, von Raschid getrennt zu sein, unerträglich war.
    Er sah sie nicht an. „Es kann eine ganze Weile dauern, ehe ich wiederkomme“, kündigte er an. „Ich werde mich jetzt von deinen Geschwistern und deiner Mutter verabschieden.“
    Polly war das Herz schwer, aber sie bestand darauf, Mrs King beim Packen von Raschids Sachen zu helfen. Als Polly nach unten kam, verließ Raschid gerade den Salon, wo er mit Anthea gesprochen hatte.
    „Ich muss jetzt gehen“, erklärte er ruhig. „Sobald es möglich ist, melde ich mich.“
    „Ich werde dich vermissen“, gestand Polly.
    Raschid zog die Brauen hoch. „Nun, ich glaube, du wirst hier genug anderes zu tun haben.“ Daraufhin schritt er rasch hinaus und bestieg den wartenden Wagen, ohne sich noch einmal

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