Julia Gold Band 47
wünschen Sie sich?“
„Was alle Menschen sich wünschen: Liebe“, sagte sie und hoffte, dass diese Antwort seiner Fragerei ein Ende setzen würde. Er konnte einer Frau eine Menge bieten, aber keine echte Liebe.
„Liebe“, wiederholte Ben und schüttelte den Kopf. „Die gibt es nicht, Emily. Nicht im wirklichen Leben. Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen.“
Sie hätte ihm gerne gesagt, dass er sich täuschte. Dass es die Liebe sehr wohl gäbe. Aber wie sollte sie das anstellen, ohne ihr Geheimnis zu verraten?
„Was es tatsächlich gibt“, fuhr er fort, „ist Respekt. Respekt und gegenseitige Bedürfnisse. Was brauchen Sie beispielsweise?“
Emily wartete, bis der Kellner die würzige goldbraun gebackene Quiche mit Krabben serviert hatte.
„Ich brauche nichts“, sagte sie dann ein wenig steif. Schließlich hatte sie ihren Job, den Gartenverein, einen Wagen und den wunderbaren kleinen Bungalow in einer Gegend, wo sie nach Herzenslust gärtnern konnte.
Ben trommelte mit den Fingern. „Vielleicht habe ich mich nicht richtig ausgedrückt. Was wünschen Sie sich denn?“
„Tja …“
„Los, raus damit!“, sagte er mit einer Spur von Ungeduld. „Sind es Diamanten, ist es ein Sportwagen, eine Reise nach Tahiti?“
Sie zögerte.
„Ein Gewächshaus“, gab sie schließlich zu. „Darauf spare ich. Ein klimatisiertes Gewächshaus mit automatischem Bewässerungssystem. Groß genug für Weinrosen und wilde Rosensorten und warm genug, damit sie das ganze Jahr über blühen.“
„Wir machen Fortschritte!“ Er lächelte und rieb sich die Hände. „Also, wenn ich Ihnen ein Gewächshaus schenke und am Ende des Jahres eine gewisse Summe Geld zahle, würden Sie mich dann heiraten, Emily?“
Fassungslos starrte sie ihn an. Die Sehnsucht nach Liebe, einer glücklichen Ehe und der Wunsch nach einem eigenen Gewächshaus drohten sie zu überwältigen. Sie trank einen Schluck Wasser und riss sich zusammen. Das Ganze war absurd. Er trainierte für den Ernstfall. Er wollte sie nicht heiraten. Er benutzte sie nur, um seine Eroberungstechnik zu vervollkommnen. Plötzlich war sie mit ihrer Kraft am Ende. Sie hatte keine Lust, sich für seine Spielchen missbrauchen zu lassen. Sie war darauf vorbereitet gewesen, mit ihm Ideen zu entwickeln. Das wäre ihr schwer genug gefallen, aber nun behandelte er sie wie eine Frau von seiner Liste. Sie musste ihm sofort Einhalt gebieten.
„Ja“, sagte sie, „wenn Sie so fragen, würde ich Sie natürlich heiraten. Ich bin käuflich wie andere auch. Sie sehen also, dass Sie gar keinen neuen Plan benötigen. Der alte funktioniert ganz gut. Fragen Sie einfach die richtige Frau.“
„Das habe ich doch gerade getan“, murrte er.
„Dann wissen Sie ja jetzt, wie einfach es geht“, erwiderte sie atemlos. „Es gibt keinen Grund, an Ihrer Überzeugungskraft zu zweifeln. Sie können jede Frau dazu überreden, Sie zu heiraten. Sie haben es eben bewiesen. Können wir jetzt gehen?“
„Noch nicht“, sagt Ben. Er hatte den Ring jedes Mal in die Hosentasche gesteckt, wenn er ausging. Doch er hatte es nie über sich gebracht, ihn einer Frau zu geben. Er wusste nicht, warum, wusste nicht, was ihn dazu trieb, aber jetzt griff er in die Tasche, öffnete das kleine samtbezogene Kästchen und nahm den funkelnden, mit Rubinen gefassten Diamantring heraus.
Er verfolgte keine Absichten damit, als er nach Emilys Hand griff und ihr den kostbaren Ring über den Finger streifte. Sie riss die Augen auf, wurde feuerrot und starrte sprachlos auf den riesigen Diamanten. Vielleicht reagierten alle Frauen so, aber das glaubte er nicht. Andere Frauen waren zu raffiniert und brachten es nicht fertig, so auszusehen wie Emily in diesem Moment. Als ob er für sie einen Stern vom Himmel gepflückt hätte.
Sie war völlig anders als die Frauen, die er sonst traf. Sie war ehrlich und natürlich. Er kannte keinen angenehmeren und freundlicheren Menschen. Warum fand er keine Frau wie sie? Nun, weil es einfach keine andere gab! Es war schrecklich, dass er ihr den Ring wieder abnehmen musste. Er konnte Emily nicht heiraten. Sie war doch seine Assistentin.
Der Kellner brachte den Kaffee und Mousse au Chocolat. Emily zerrte an dem Ring und schaute Ben dann verzweifelt an. „Ich schaffe es nicht. Es geht nicht … Können Sie mir helfen?“ Sie streckte ihm die Hand entgegen. Er zog und zog, aber der Ring bewegte sich nicht. Er saß so fest, als wäre er angewachsen, als wäre er eigens für sie gearbeitet
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