Julia Gold Band 51
dass ich dich zu etwas dränge, das du nicht möchtest.“
Sie schwieg und sah an ihm vorbei.
„Vertraust du mir, dass ich zu meinem Wort stehe?“
Clio befeuchtete sich die Lippen. „Es ist schon in Ordnung so, bloß … Sag aber nicht ihren Namen, sonst …“ Hilflos brach sie ab.
Jalal fasste sie unters Kinn und sah ihr stirnrunzelnd in die Augen. „Was soll das heißen, dass ich nicht ihren Namen sagen soll?“
„Vor langer Zeit war da mal ein Mann, der liebte Zara und hat mich sozusagen als Ersatz genommen. Es war … Ich war noch jung, Jalal, und es war keine schöne Erfahrung. Es hat mich … verletzt.“ Ihre Stimme bebte, obwohl Clio sich bemühte, ruhig zu sprechen.
„Hat er dich gegen deinen Willen genommen und eigentlich deine Schwester haben wollen?“, fragte Jalal und konnte seinen Zorn nur schwer verbergen.
„Nein …“ Sie seufzte betrübt. „Nein, er hat nichts gegen meinen Willen getan. Es war nur so … Ich habe es erst erfahren, als es zu spät war … als es fast zu spät war“, korrigierte Clio sich unbarmherzig. „Er hat sich vorgestellt, ich sei Zara.“ Clio rang sich ein Lächeln ab. „Er hat ihren Namen ausgesprochen. Dadurch habe ich es erfahren.“
Jalal schwieg eine Weile, und sie hatte das Gefühl, er würde sie verstehen und sie müsste es ihm nicht weiter erklären.
„Und wovor fürchtest du dich jetzt? Etwa davor, dass ich den Namen einer anderen Frau aussprechen könnte? Das werde ich niemals machen. Ich denke doch nur an dich, Clio“, flüsterte er.
Verlegenheit und Verlangen machten es ihr schwer zu antworten. „Es ist nur … als du ihren Namen letztes Mal gesagt hast, hat mir das sehr wehgetan. Es tut mir leid, aber wenn das wieder passiert …“ In dem Moment wurde ihr klar, dass sie auf keinen Fall auf ihn eingehen konnte, sosehr er sie auch anzog. Das durfte sie sich einfach nicht antun.
„Wessen Namen?“
„Tut mir leid, ich kann es nicht“, erklärte sie, ohne auf seine Frage einzugehen.
„Ich habe keinen anderen Namen gesagt“, fuhr er fort.
Wenn er sich nicht einmal daran erinnerte, wie sollte sie dann hoffen können, dass er sich in der Hinsicht unter Kontrolle hatte? „Jalal, es spielt doch keine Rolle …“
„Wenn du glaubst, ich hätte den Namen einer anderen Frau ausgesprochen, als wir uns geliebt haben, dann spielt das eine sehr große Rolle. Wessen Namen glaubst du gehört zu haben?“
Seine Überzeugung, dass sie sich irrte, war echt. Aber sie hatte ihn den Namen doch sagen hören … „Zaras. Vielleicht ist es dir nicht aufgefallen …“
„Zaras!“ Er war restlos überrascht und ungläubig. „Warum sollte ich in einem solchen Moment den Namen deiner Schwester aussprechen? Das ist ja lächerlich! Glaubst du, ich begehre die Frau meines Onkels? Nein, das ist nicht der Fall. Was hast du denn gehört oder hast du es dir vielleicht nur eingebildet?“
Sie starrte auf seine Pulsader und das rote Handtuch, das er sich um den Nacken geschlungen hatte, und holte tief Luft, um standhalten zu können. „Ich habe es mir nicht eingebildet. Ich habe es gehört. Du hast Zary gesagt. Klar und deutlich.“ Clio räusperte sich. „Das Komische ist nur, Zary war der Name, den ich als Kind für Zara benutzt habe. Ich hätte nicht gedacht, dass noch jemand sie so nennt.“
„Zahri?“, wiederholte Jalal nachdenklich. Er wollte schon den Kopf schütteln, hielt dann jedoch inne und musterte sie prüfend. „Zahri“, sagte er, und es war ihm wieder eingefallen. „Ich habe dich Zahri genannt. Das meinst du, nicht wahr?“
„Ja!“, bestätigte Clio. „Ja, so hat es sich angehört! Das hast du gesagt.“
„Ja, das habe ich auch gesagt.“ Er nickte. „Das ist Arabisch und bedeutet meine Blume.“ Er hielt ihren Blick fest. „Ich habe nicht deine Schwester gemeint, sondern dich. Ich habe von dir gesprochen und davon, dass dein wunderschöner Körper sich für mich öffnet.“
Die verschiedensten Empfindungen stürmten auf sie ein und machten sie wehrlos. Sie ließ den Kopf in den Nacken sinken, und ihre Spannung entlud sich in einem Seufzer.
„Das ist alles, wovor du dich fürchtest?“, fragte Jalal leise. „Es ist etwas aus deiner Vergangenheit, das dich belastet?“
Sie holte tief Luft und versuchte die vielfältigen Gefühle einzuordnen, die sie erfasst hatten. Plötzlich war ihr fast nach Weinen zu Mute. Sie konnte jedoch ein Aufschluchzen unterdrücken. „Ja, das ist alles“, erklärte Clio.
Ohne ein weiteres Wort
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