Julia Gold Band 51
sinken.
„Das käme für mich überhaupt nicht infrage!“, sagte sie heftig und drehte sich um, um ihr Glas wegzustellen, weil plötzlich ihr Magen wieder revoltierte.
„Dann beweise es“, sagte ihre Mutter. „Mach der Sache jetzt ein Ende, bevor du noch den letzten Rest an Stolz verlierst! Wir können zusammen nach Westhaven gehen“, schlug sie schmeichelnd vor, „und uns dort verstecken, bis sich der Sturm gelegt hat.“
„Ich kann nicht“, flüsterte Evie und fasste sich an die schmerzenden Schläfen. „Ich kann ihn nicht verlassen, bis ich nicht ganz sicher weiß, dass es keine Zukunft für uns gibt.“
„Um Himmels willen, Evie!“, rief ihre Mutter frustriert aus, trat vor und fasste Evie am Arm, um sie zu sich herumzudrehen. „Wann kommst du endlich zur Vernunft?“
Evies Schmerzensschrei brachte Lucinda zum Schweigen.
Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts Asim auf und packte Evies Mutter so fest am Handgelenk, dass sie Evies Arm losließ.
„Was, in aller Welt, fällt Ihnen ein?“, stieß Lucinda fassungslos hervor.
„Ihre Tochter hat eine Verletzung an diesem Arm“, antwortete Asim und ließ sie los.
„Eine Verletzung?“, wiederholte Lucinda. „Was für eine Verletzung? Was haben diese Leute hier dir angetan?“
„Es war ein Unfall“, mischte sich Raschid ein, der ebenfalls in den Raum gekommen war. „Evie hat sich heute Morgen mit heißem Tee verbrüht.“
„Du hast dich verbrüht?“ Lucinda sah sie entsetzt an.
Doch Evie konnte nicht antworten. Sie war kreidebleich, und ihr war schwindelig vor Schmerzen.
„Setz dich, um Himmels willen, hin“, befahl Raschid schroff und drängte sie zum nächsten Sessel. „Asim! Tun Sie doch etwas!“
Mit dem ihm eigenen Gleichmut war Asim schon zur Stelle und begann, Evie vorsichtig den Verband vom Arm zu wickeln, während Evie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht im Sessel zurücklehnte und die Augen schloss.
„Wie gut kennt er sich mit Brandwunden aus?“, fragte Lucinda skeptisch.
„Besser als die meisten Menschen“, lautete Raschids Antwort.
„Aber sie muss zu einem Arzt!“, protestierte Lucinda energisch, während sie Asims Tun kritisch beobachtete.
„Sie wird gerade von einem behandelt“, sagte Raschid ruhig.
Überrascht schlug Evie die Augen auf und sah Asim ungläubig an. Asim lächelte. „Ich bin Scheich Raschids Leibarzt seit dem Tag seiner Geburt“, erklärte er ihr schlicht.
„Sie alter Heuchler!“, tadelte sie ihn sanft. „Und mich haben Sie zwei Jahre in dem Glauben gelassen, Sie wären nichts als sein Chefkoch und Tellerwäscher!“
„Wie Sie selbst wissen, ist der Scheich nur selten krank“, erinnerte er sie trocken.
„Au!“ Asim hatte eine besonders schmerzempfindliche Stelle an ihrem Arm berührt. Nachdem die Bandage nun vollständig entfernt worden war, konnte Evie sehen, dass sich Blasen gebildet hatten. Raschid stieß eine Verwünschung aus. Ihrer Mutter hatte es anscheinend die Sprache verschlagen.
„Sollen wir einen Spezialisten hinzuziehen, Asim?“, fragte er schroff.
„Nein, Sir“, antwortete Asim. „Aber ich brauche meine Tasche. Wenn Sie mich einen Moment entschuldigen …“
Asim ging aus dem Zimmer und hinterließ eine höchst angespannte Atmosphäre. Raschid und Lucinda standen schweigend zu beiden Seiten von Evies Sessel. Evie hielt den Kopf gesenkt, weil sie sich nicht in der Verfassung fühlte, sich mit den beiden auseinanderzusetzen.
„Es tut mir leid, Evie“, sagte ihre Mutter schließlich. „Ich wollte dir nicht wehtun.“
„Das weiß ich“, antwortete sie. „Ich hatte den Arm ja selbst vergessen, bis du ihn berührt hast.“
„Er sieht schlimm aus!“
Evie lächelte kläglich. Die Blasen hatten sich genau an den Stellen gebildet, wo Lucinda zugepackt hatte, aber das konnte sie ihrer Mutter nicht sagen.
„Haben Sie das damit gemeint, als Sie sagten, Evie fühle sich unwohl?“
Lucindas Frage war an Raschid gerichtet, aber Evie antwortete an seiner Stelle. „Ja“, sagte sie fest.
„Nein“, widersprach Raschid sofort. „Evie hat sich unwohl gefühlt, weil sie schwanger ist.“
Evie schloss die Augen und wartete mit angehaltenem Atem auf das, was nun unweigerlich kommen musste. Doch wenn sie mit Zorn, Verachtung und Verurteilung gerechnet hatte, dann wurde sie kräftig überrascht. Nach einem Moment des verblüfften Schweigens sank ihre Mutter seufzend in den nächsten Sessel.
„Oh Evie“, sagte sie matt. „Wie konntest du nur!“
Ihr Ton ließ
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