Julia Gold Band 51
ihm in besten Händen ist.“
„Aber kannst du auch mir so vertrauen?“, fragte Evie provozierend.
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte Raschid sie in die Arme genommen und küsste sie so leidenschaftlich, wie nur er es tun konnte. Und als Evie sich sofort verlangend an ihn schmiegte, blickte er zufrieden auf. „Ich vertraue dir“, sagte er und küsste sie noch einmal, bevor er sich widerstrebend von ihr löste. „Ich muss fort“, sagte er bedauernd. „Mein Flug ist angemeldet, und ich möchte meinen Startplatz nicht verlieren.“
Was bedeutete, dass er auf dem langen Flug nach Behran selbst am Steuerknüppel seines Privatjets sitzen würde. „Pass auf dich auf, ja?“, bat Evie besorgt. „Und ruf mich an, so oft du kannst!“
„Das werde ich“, versprach er. „Und noch innerhalb dieser Woche sehen wir uns wieder.“
Schöne, ehrlich gemeinte Worte. Doch Raschid rief Evie nicht an und kehrte auch innerhalb der nächsten beiden Wochen nicht zurück.
9. KAPITEL
Bis dahin konnte Evie die aufgezwungene Isolation kaum noch ertragen. Zwei Wochen lang hatte sie es nicht einmal gewagt, einen Fuß aus dem Apartment zu setzen, aus Angst, dass ihr die Presseleute auflauern würden. Sicher, ihre Mutter rief jeden Tag an und versuchte auf ihre Weise, hilfreich zu sein. Aber am Ende war es Evie, die Lucinda beruhigte, als die Tage ohne eine Nachricht von Raschid vergingen.
„Wenn er dich im Stich lässt, bringe ich ihn um!“, schwor Lucinda, nachdem Raschid eine volle Woche nichts von sich hatte hören lassen.
„Vertraue ihm, Mutter“, antwortete Evie. „Ich tue es. Er liebt mich genauso sehr, wie ich ihn liebe, und er wünscht sich dieses Baby. Mit einer derartigen Motivation kann ein Mann Berge versetzen.“
Doch als die Tage vergingen, ohne dass Raschid sich bei ihr meldete, suchte Evie sogar in den Zeitungen nach Hinweisen, was dort in Behran vor sich ging. Doch leider war die Presse zu dem Zeitpunkt so mit einem Skandal um zwei Minister beschäftigt, dass Scheich Raschid und Evie Delahaye vorübergehend kein Thema für die Reporter mehr waren.
Asim war auch keine Hilfe. Obwohl sie vermutete, dass er mehr wusste, als er zugab, tat er immer so, als wüsste er nicht, was mit Raschid los sei, und riet ihr, geduldig abzuwarten. Seine Verschlossenheit mehrte Evies Befürchtungen, dass die Nachrichten aus Behran schlecht sein mussten.
Natürlich tat Asim alles, um ihr die Wartezeit erträglich zu machen. Jeden Tag hatte er einige Stunden in der Botschaft von Behran zu tun, aber den Rest seiner Zeit widmete er ausschließlich ihr. Morgens begleitete er sie bei einem kleinen Spaziergang auf dem Dachgarten, der zu Raschids Wohnung gehörte, abends brachte er sie dazu, ihre Schachkenntnisse wieder aufzufrischen. Evie hatte oft mit ihrem Vater Schach gespielt, bevor er bei einem Reitunfall ums Leben gekommen war, als sie zehn Jahre alt gewesen war.
Unter Asims Fürsorge heilte ihr Arm sehr schnell. Asim war ein guter, liebenswerter Mensch und ein angenehmer Gesellschafter, und Evie begann in den zwei Wochen zu verstehen, warum Raschid ihn immer in seiner Nähe haben wollte. Er erzählte Evie stolz und offen von seinem Land und den Veränderungen, die in den letzten zwanzig Jahren dort Einzug gehalten hatten. Evie erfuhr, dass das Leben in Behran nicht so restriktiv war, wie sie geglaubt hatte. Die Frauen wurden nicht hinter verschlossenen Türen gehalten und mussten sich auch nicht mehr verschleiern, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegten. Es bestand Schulpflicht für Jungen und Mädchen, und die Frauen fanden zunehmend einen Platz in allen Bereichen der Gesellschaft.
Es gab nur eine kleine Minderheit von Fundamentalisten, die sich gegen diese Veränderungen sperrte, wie Asim Evie erklärte. Die übrige Bevölkerung von Behran hatte begriffen, dass es nur von Vorteil war, sich gegen Fortschritte dieser Art nicht zu sperren. Am meisten überraschte es Evie aber, zu hören, dass es Raschids Vater war, der all diese Veränderungen initiiert hatte – was seine starre, altmodische Einstellung gegenüber der Ehe noch verwirrender für sie machte.
Andererseits waren es immer wieder Religion, Hautfarbe und gesellschaftliche Traditionen, die die Menschheit spalteten. Ihre eigene Mutter urteilte in allen drei Bereichen diskriminierend – warum also sollte sie erwarten, dass Raschids Vater anders dachte?
Und Raschids Vater dachte nicht anders, wie Evie schon bald genug erfahren sollte.
Es war gegen
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