Julia Gold Band 51
eine Arbeit hatte, die ihre Cousine sehr gern tat. Aber sie würde begeistert tauschen, wenn sie dafür einen Tag mit Jalal verbringen konnte.
Und was würde passieren, wenn Rosalie die Chance nutzte und sich Jalal an den Hals warf? Würde er darauf eingehen? Oder wusste er, dass Fünfzehnjährige hier als minderjährig galten und er bestraft werden konnte?
Jalal trat an die Spüle und stellte seine leere Tasse dort ab. Jemand hatte den Joghurtbecher weggeräumt, der ihr aus der Hand gefallen war.
„Sollen wir gehen?“, fragte er und hielt ihr die Fliegentür auf.
Zorn zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Er schien zu wissen, was ihr durch den Kopf ging. Clio war zwar immer noch unschlüssig, folgte ihm aber wortlos.
„Ist die Leitung absolut sicher?“, erkundigte sich Rafi.
Karim beugte sich über die Tastatur und nickte. „Ja, wir haben die höchste Sicherheitsstufe. Warte mal … jetzt.“
Angespanntes Schweigen breitete sich aus, während die drei Prinzen sich über den Computermonitor beugten. Langsam baute sich ein Bild auf.
„Ziemlich gut“, bemerkte Omar. „Wie weit war die Kamera entfernt?“
„Das ist von Ramiz. Er stand in einem Anglerboot, ein paar Hundert Meter weit entfernt.“
„Das ist Jalal?“, wollte Omar beim nächsten Bild wissen und deutete auf einen Mann, der mit dem Rücken zur Kamera stand. Ein anderer Mann blickte geradewegs über seine Schulter in die Kamera.
„Das ist Jalal“, bestätigte Rafi. „Wer ist der andere?“
„Das Gesicht habe ich schon mal gesehen“, meinte Omar.
„Ja“, pflichtete Karim ihm bei. „Ich auch. Aber wer ist das?“
„Wie nennt er sich denn?“
„Saifuddin ar Ratib.“
Rafi schüttelte den Kopf. „Schwert und Wegbereiter des Glaubens.“ Nachdenklich fügte er hinzu: „Das ist sicher ein Deckname.“
„Vielleicht hat Akram noch bessere Aufnahmen. Schalt mal weiter.“
„Aber das Gesicht ist doch deutlich zu erkennen“, erwiderte Karim.
„Der Kopf des Mannes ist kahl“, sagte Omar. „Es kann sein, dass wir gewohnt sind, ihn mit der traditionellen Kopfbedeckung zu sehen.“
„Ja“, räumte Karim ein, während sich ein weiteres Bild aufbaute. „Das ist möglich.“
Jalal drosselte den Motor und steuerte das Boot in den Bent Needle River.
Die Feriengäste mussten die Häuser gegen zehn Uhr samstags verlassen, und die neuen Bewohner konnten erst nach fünf Uhr nachmittags einziehen. Damit blieb Clio im Allgemeinen genügend Zeit zum Aufräumen.
Aber ein fehlerhafter Generator konnte mehr Zeit erfordern. Wenn sie Glück hatten, ließ er sich vor Ort reparieren. Es könnte aber auch sein, dass ein Ersatzteil gebraucht wurde, für das sie zum Bootsverleih zurückfahren mussten. Sollte das der Fall sein, könnte es passieren, dass Jalal noch an dem Generator arbeiten musste, wenn die nächsten Gäste einziehen wollten.
Clio und Jalal hatten sich bei den anderen Ferienhäusern beeilt und wollten als Letztes nach Solitaire. Den ganzen Vormittag über hatten sie kaum ein Wort gewechselt. Clio war ausgesprochen nervös in seiner Gegenwart und konnte das auch nur schwer verbergen.
Die Betten zu machen war besonders schlimm gewesen. Obwohl die ganze Bettbreite zwischen ihnen gewesen war, hatte sie seine starke Ausstrahlung gespürt und ihr Verlangen kaum unterdrücken können. Aber vielleicht hatte es gerade an dem Bett zwischen ihnen gelegen.
Er hatte es gewusst, aber nichts gesagt. Wenn sie zusammengezuckt war, sobald seine Hand ihrer zu nah kam, hatte er das immer gespürt und seine Hand sofort zurückgezogen.
Er hatte darauf geachtet, sie nicht zu streifen, und gewartet, dass sie den Raum als Erste verließ.
Schließlich war es ihr peinlich geworden, dass sie sich kaum verstellen und ihr Verlangen nicht besser verbergen konnte. Zum Glück hatte er bei Solitaire etwas anderes zu tun!
Clio schaute auf die Uhr, als sie um die Biegung fuhren und die Anlegestelle in Sicht kam.
„Oh!“ In dem Augenblick fiel es ihr wieder ein. „Kannst du mal Ausschau nach einer Katze halten, während wir hier sind?“
„Nach einer Katze?“, wiederholte er verwundert.
„Ja, vor ein paar Wochen waren die Williams mit ihrer Katze hier. Das Tier ist verschwunden. Sie mussten ohne sie abreisen. Wir haben ihr Trockenfutter hingestellt, das wird auch regelmäßig aufgefressen. Aber das könnten natürlich die Waschbären sein. Die Williams sind sehr besorgt. Sie rufen jeden zweiten Tag an, aber keiner der Feriengäste hat die Katze bis
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