Julia Gold Band 51
geradewegs zu der Situation mit Jalal geführt hatten.
Als Peter sie an jenem Abend in Besitz genommen hatte, hatte sie sich ihm nicht verweigert. Körperlich hatte sie ihn trotz allem begehrt. Das aber hatte sie vergessen wollen. Damit hatte sie sich nicht auseinandersetzen wollen. Obwohl sie wusste, dass es Zara war, die er begehrte und die er in ihr sah, hatte es sie erregt, als er sie in den Armen gehalten hatte. Und als er in sie gedrungen war, hatte sie sich ihm hungrig entgegengebogen.
Anschließend hatte sie sich dafür verachtet. Wie hatte sie es zulassen können, dass er sie genommen hatte, wenn er in Wirklichkeit nur an Zara gedacht hatte?
Von dem Augenblick an, das wurde ihr nun deutlich, hatte sie ihren Körper als Feind betrachtet. Rücksichtslos hatte sie jegliche sexuelle Regung unterdrückt und verleugnet, ohne sich dessen bewusst zu sein. Nie hatte sie es zugelassen, dass ein Mann mehr als eine leichte Reaktion bei ihr hervorrief. Sie hatte sich vollkommen in der Hand gehabt.
Jalal war eine Bedrohung dafür. Denn ihre sexuelle wie emotionale Reaktion auf ihn war wesentlich stärker als alles andere, was sie bislang erlebt hatte, und dadurch wurde ihre Selbstbeherrschung erschüttert.
Schon in dem Augenblick, als er in das Boot gestiegen und gestolpert war, hatte sie bereits heftig auf ihn reagiert und rasch eine Abwehr aufgebaut, die ihr weiteres Handeln mitbestimmt hatte.
Sie hatte sich eingeredet, dass ihr Zorn auf ihn gerechtfertigt sei, und weil sie bereits seit Langem ihre sexuellen Bedürfnisse verdrängte, hatte sie sich zunächst täuschen können. Bis zu dem Tag, als sie Fetzen seines Gesprächs mit Rosalie gehört hatte. Und als ob ihre Verdrängung nur durch einen Schock zu lösen gewesen wäre, hatte sie das Schlimmste zuerst von ihm angenommen.
Nur dadurch hatte sie es geschafft, sich endlich mit sich selbst auseinanderzusetzen, auch wenn ihr das nicht leichtfiel. Sie schwankte zwischen Selbstverurteilung und Verachtung von Jalal. Er war zwar nicht gewalttätig, wie sie es sich eingeredet hatte, aber er hatte sich zu Zara hingezogen gefühlt. Dass er sie, Cio, in seiner Leidenschaft Zary genannt hatte, war für sie ein eindeutiges Zeichen.
Unbewusst hatte sie diese Zuneigung bestimmt von Anfang an gespürt. Und es brachte ihr nichts, wenn sie versuchte, sich einzureden, es sei nur Zufall, dass sie sich erneut zu einem Mann hingezogen fühlte, der nicht sie, sondern Zara begehrte.
Welcher Beweggrund mochte dahinterstecken, dass sie sich nur von solchen Männern sexuell erregt fühlte, die in Wirklichkeit ihre Schwester haben wollten? Was hatte sie dazu getrieben, die schrecklichste und erniedrigendste Erfahrung ihres Lebens zu wiederholen? Irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Was mochte das sein?
Während der Saison verteilte Maddy Blake jeden Freitagabend die Aufgaben für die kommende Woche. Hauptsächlich war das für die jüngeren Kinder gedacht, denen es Spaß machte, herauszufinden, worin diesmal ihre Arbeit bestand.
Damit jeder sehen konnte, wer sich wo aufhielt und was von ihm erwartet wurde, klebten auf der Aufgabentafel entsprechende Plaketten unter den jeweiligen Aufgaben. So hatte Donnelly sich einen Schmetterling ausgesucht und Clio vor fast zwanzig Jahren eine schwarz-weiße Katze. Die Jungen hatten eher eine Vorliebe für Symbole der Kraft. Ben hatte den Jediritter und Jonah einen Hai.
Clio warf nur selten einen Blick auf diese Tafel, die in der Küche hing, weil sie in letzter Zeit immer die gleichen Arbeiten zu verrichten hatte.
Deshalb achtete sie auch diesmal nicht besonders auf den Plan. Samstagmorgen, als sie einen Joghurt aß, trat sie gedankenversunken dennoch vor die Tafel, die ihr so vertraut war. Die Tafel stellte für die Kinder von klein auf eine gewisse Sicherheit dar, da selbst die, die noch nicht lesen konnten, auf der Tafel erkennen konnten, wo sich die anderen im Verlaufe des Tages aufhielten.
Auch die einzelnen Aufgaben waren durch verschiedene Symbole gekennzeichnet. So stand das Eis für Eissalon, der Pinsel für den Laden mit Kunsthandwerk, ein Segelboot für den Bootsverleih und ein kleines Haus für Kontrollgänge zu den Ferienwohnungen.
Gewöhnlich hing das kleine Haus unter Clios Katze, wie diesmal auch. Doch diese Aufgabe versah nicht einer allein, und automatisch suchte Clio nach dem zweiten kleinen Haus mit Kamin. Unter dem Jediritter fand sie nichts. Ben hatte wohl im Bootsverleih zu tun.
Wer aber würde mit ihr nach den
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