JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
zurückgestoßen hat. Er fürchtet sich davor, dich zu lieben.“
Panik stieg in Abby auf. Sie konnte Claytons Mutter nicht glauben. Sie durfte es nicht. Es war schwer genug gewesen, zu akzeptieren, dass er sie niemals lieben würde. „Ich liebe Sie, Mrs. Mick, aber ich fürchte, Sie irren sich.“
„Abby Hamilton …“
„Nein“, sagte Abby mit einer Schärfe, die sonst nur unfähigen Mitarbeitern vorbehalten war. „Ich kann nicht.“ Sie stand auf und griff nach ihrem Koffer. „Jemand muss uns zum Flughafen bringen. Wenn Sie es nicht tun, rufe ich mir ein Taxi.“
„Du musst aufhören, immer davonzulaufen, Abby.“ Mrs. McClintocks Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. „Seit acht Jahren bist du auf der Flucht, doch du kannst Cloverville nicht hinter dir lassen. Es ist in deinem Herzen – genau wie Clayton.“
„Ich will nicht … ich kann nicht.“
„Ich habe auch geglaubt, dass ich etwas niemals können würde“, erklärte Mrs. McClintock. „Bei mir ging es darum, dass ich mir nicht vorstellen konnte, mich jemals wieder zu verlieben.“
Abby hatte nur ein einziges Mal Liebe für einen Mann empfunden. Und dieser konnte ihre Liebe nicht erwidern, weil er panische Angst vor Gefühlen hatte. „Sie treffen sich mit jemandem?“
Als die ältere Frau sie anlächelte, leuchteten ihre Augen vor Glück. „Martin Schipper.“
„Mr. Schipper?“ Er hatte Abby zwei Jahre nacheinander durchfallen lassen. Nun ja, damals in der High School war sie auch nicht in der Lage gewesen, sich lange genug auf etwas zu konzentrieren, um die Aufgaben zu erfüllen.
„Er ist ein guter Mann, aber ich hätte ihn fast weggeschickt.“ Mrs. Mick seufzte. „Weil ich Angst hatte. Angst, noch einmal jemanden zu lieben und ihn dann wieder zu verlieren.“ Enttäuscht über ihre eigene Dummheit schüttelte sie den Kopf. „Doch dann habe ich erkannt, dass es besser ist, Schmerz zu empfinden, als gar keine Gefühle zu haben. Hör auf, wegzulaufen, Abby. Alles, was du dir wünschst, ist hier. Du musst nur stark genug sein, darum zu kämpfen.“
„Ich kann nicht gegen Clayton ankämpfen“, antwortete Abby und musste trotz ihrer Tränen lächeln. Solange sie denken konnte, hatten sie und Clayton nichts anderes getan.
„Ihr zwei braucht euch. Das habe ich schon vor acht Jahren vermutet, und heute weiß ich es ganz genau. Ihr ergänzt euch perfekt.“
Abby biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf.
„Denk noch einmal in Ruhe über alles nach. Ich werde in der Zwischenzeit mit Lara in den Park gehen.“
„Ich will abreisen!“, widersprach Abby. Verzweiflung schnürte ihr die Kehle zu.
„Falls du nach unserer Rückkehr immer noch fort willst, werde ich dich zum Flughafen fahren“, versprach Mrs. McClintock. Und dann ging sie hinaus, und überließ Abby ihren Gedanken.
Abbys Kopf und Herz schmerzten zu sehr, als dass sie vernünftig hätte nachdenken können. Sie musste handeln! Entschlossen ging sie zum Telefonschränkchen im Flur und suchte in den Schubladen nach einem Telefonbuch. Mit zitternden Fingern blätterte sie in den Gelben Seiten bis zum Buchstaben T.
T wie Taxiunternehmen.
Claytons Magen zog sich so schmerzhaft zusammen, dass er fast gestürzt wäre. Gerade hatte er gesehen, wie ein Taxi vom Haus seiner Mutter abgefahren war. Sicher brachte es Abby und Lara zum Flughafen. Er hatte sie verloren.
Was war er nur für ein Idiot gewesen! Doch nun war es zu spät.
Eigentlich sollte er Erleichterung verspüren. Eine Beziehung mit Abby war von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Und trotzdem war er den ganzen Weg von der Stadt zu seinem Elternhaus gerannt. Er wusste, dass er ihr nichts zu bieten hatte. Höchstens diesen Mietvertrag. Aber er musste sich bei ihr entschuldigen.
Es war falsch gewesen, ihr Vorwürfe zu machen, weil sie Mollys Aufenthaltsort nicht preisgegeben hatte. Sie hatte nur Mollys Wunsch respektiert. So wie sie ihren Freunden gegenüber stets loyal gewesen war.
Clayton allerdings, der Abby gegenüber immer nur unfair und voreingenommen gewesen war, hatte ihre Loyalität nicht verdient. Und ihre Liebe erst recht nicht. Er konnte wirklich nicht erwarten, dass sie in Cloverville blieb.
Langsam ging er auf das Haus zu. Seine Beine fühlten sich schwer wie Blei an. Er öffnete die Küchentür und sah sich suchend nach seiner Mutter um. Sicher würde sie Abbys Handynummer haben. Er mochte gar nicht daran denken, wie enttäuscht seine Mutter von ihm sein würde, wenn sie erfuhr, wie
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