Julia James
Gäste bediente, musste sie wieder daran denken, wie dieser attraktive Mann sie geküsst hatte. Plötzlich fiel ihr ein Glas aus der Hand und zerbrach in tausend winzige Splitter.
Cesar Montarez passte nicht zu ihr. Er mochte der attraktivste Mann der Welt sein, aber letztlich war er nur an einer flüchtigen Affäre interessiert. Und dafür war sie sich zu schade. Sie musste ihn vergessen.
Ehe Rosalind das Café für die Frühstücksgäste öffnete, wischte sie den Fußboden. Señor Garde, der Besitzer, würde heute vorbeikommen, um das Lokal zu inspizieren und die Einnahmen mitzunehmen. Er besaß mehrere Cafés in der Stadt, dennoch bezahlte er sie schlecht, weil er ihr das Zimmer zur Verfügung stellte. Dabei arbeitete sie ausgesprochen gewissenhaft und verantwortungsbewusst.
Sie konnte es sich einfach nicht leisten, von einem spanischen Millionär mit dichten, seidigen Wimpern und verführerischen Lippen zu träumen.
In der Mittagszeit, während die Spanier Siesta hielten, erschien Sable im Café. Rosalind saß über das Bestellbuch gebeugt und aß eine Kleinigkeit. An einem der Tische auf dem Gehweg saß ein englisches Paar und trank Kaffee. Im Café selbst war es dagegen leer.
In einem superkurzen pinkfarbenen Rock und einem schulterfreien weißen Top kam Sable herein. Das gefärbte Haar hatte sie mit einer Spiegelsonnenbrille aus dem Gesicht geschoben.
Auf viel zu hohen Stöckelschuhen stolzierte sie zur Bar, dabei wiegte sie sich wie stets aufreizend in den Hüften. Rosalind bemerkte, dass der Engländer vor dem Café ihr fasziniert nachblickte, bis seine Begleiterin ihn anstieß.
Graziös ließ Sable sich auf einen Barhocker gleiten, schlug ein Bein über das andere und stellte ihre pinkfarbene Lacktasche auf die Theke.
"Hallo", begrüßte Rosalind sie, "wie geht es dir heute?"
Irgendwie benahm Sable sich seltsam. "Gut. Und auch wieder nicht so gut. Alles wird wieder in Ordnung sein, wenn du mir hilfst." Erwartungsvoll sah sie Rosalind an, die nichts Gutes ahnte.
"Was gibt es?" Sie legte das Bestellbuch beiseite und betrachtete Sable aufmerksam. "Bis du Lena losgeworden?"
Nachdenklich lächelnd blickte Sable auf ihre langen pinkfarbenen Fingernägel, die wie Krallen wirkten. "O ja", erwiderte sie zufrieden.
Rosalind verkniff sich zu fragen, wie sie es geschafft hatte, doch Sable sprach bereits weiter und machte ein merkwürdiges Gesicht.
"Die Sache ist die, Ros, ich habe Lena zwar abgehängt, aber die Lage ist immer noch etwas heikel."
"Wieso?" Rosalinds Magen verkrampfte sich, und sie war auf der Hut. Sable wollte etwas von ihr, das war ihr klar.
"Na ja, weißt du, Yuri ist immer noch sauer wegen deines Verhaltens im Kasino."
Die böse Vorahnung schien sich zu bestätigen.
"Es passt ihm nicht, dass du ihn einfach stehen gelassen hast. So etwas lässt er sich nicht bieten. Schon gar nicht von einer Frau."
Rosalind wurde es unbehaglich zu Mute. "Aber ich habe ihm doch gesagt, dass ich ihn nur ins Kasino begleiten würde, sonst nichts", erklärte sie vorsichtig.
Nervös gestikulierte Sable mit der Hand in der Luft herum. "Na ja, das hat ihm nicht gefallen. Weißt du", sie atmete tief durch, "Yuri ist meist unglaublich lieb, richtig süß, aber er mag es nicht, wenn man sich ihm widersetzt." Sie rang sich ein Lachen ab. "Aber so sind die Männer nun mal. Das Problem ist", sie spreizte die Finger, "Yuri hat das Gefühl, das Gesicht verloren zu haben. Er meint, du seist ihm weggelaufen."
"So sehe ich das ganz und gar nicht, Sable", widersprach Rosalind noch vorsichtiger. "Ich sollte mit den Leuten zum Hotel fahren, wo sie eine Badewannenparty oder dergleichen steigen lassen wollten. Und sogar ich weiß, was das bedeutete. Dieser Gyorg hatte mich schon vorher ständig betatscht, und es war sonnenklar, was er von mir erwartete. Ich bin kein Sexobjekt …"
"Du willst keinen Sex. Das ist alles", unterbrach Sable sie spöttisch. "Aber das ist nicht normal. Darum geht es jedoch hier nicht, Ros. Yuri ist wirklich stocksauer und lässt es an mir aus. Ich brauche dringend neue Klamotten, ich habe nichts mehr anzuziehen, aber Yuri spielt den Beleidigten und spendiert mir nichts. Dass du davongelaufen bist, muss ich ausbaden."
Rosalind wurde immer mulmiger zu Mute. Was erwartete Sable von ihr? Sie erfuhr es schneller, als ihr lieb war.
"Die Sache ist die", fuhr Sable fort und sah Rosalind an, "Yuri ist der spendierfreudigste Goldjunge, der mir seit langem über den Weg gelaufen ist. Er wirft nur so
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