Julia James
mit Geld um sich, und ich will es mir auf keinen Fall mit ihm verderben. Aber hier wimmelt es von Frauen, die ihn mir abspenstig machen wollen, und ich muss alle Register ziehen, um ihn an mich zu fesseln. Deshalb hatte ich dich als Wachhund hingeschickt." Ihre Miene verfinsterte sich. "Ich konnte ja nicht ahnen, dass es so katastrophal enden würde."
"Ich auch nicht", gab Rosalind zu. "Plötzlich bekam ich es mit der Angst zu tun und bin geflüchtet. Mit solchen Situationen werde ich einfach nicht fertig." Beschwichtigend fügte sie hinzu: "Es tut mir ehrlich Leid, Sable, wirklich, denn ich schulde dir so viel. Du hast mich gerettet, und dafür bin dir unendlich dankbar. Aber ich kann einfach nicht so leben wie du! Manche Frauen können es, manche nicht."
"Na gut", lenkte Sable ein. "Ich gebe zu, dass mir Sex schon immer Spaß gemacht hat. Aber du brauchst dir doch nur einen einzigen stinkreichen Mann zu suchen, Ros, das ist alles. Dann würdest du aus deiner ganzen Misere herauskommen und könntest dir ein schönes Leben machen. Ach, Ros", resigniert zuckte sie die Schultern, "warum machst du es dir so schwer? Du könntest so viel Spaß haben."
Das hatte Rosalind schon oft von ihr gehört, und sie wandte sich ab. "Ich denke nicht daran, mit Männern zu schlafen, um meine Schulden loszuwerden, Sable. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
Die junge Frau seufzte resigniert. "Du bist spießig und vergeudest deine Jugend, Ros. Man kann sie nicht zurückholen, und später bleibt dir nichts. Nicht einmal Erinnerungen. Die Zeit geht schnell vorbei, und im Handumdrehen bist du dreißig. Schönheit vergeht. Ich weiß, wovon ich rede. Schon jetzt warten Scharen anderer junger Frauen in den Startlöchern, um mich abzulösen. Ich muss nach oben, solange ich es kann." Ihr Ton wurde drängend. "Deshalb muss ich mir Yuri um jeden Preis sichern! Ich muss ihn dazu bringen, dass er sich für keine andere Frau interessiert." Sie atmete tief durch und sah Rosalind an. "Deshalb musst du heute Abend mitkommen und ihm irgendwie beweisen, wie Leid es dir tut, dass du geflüchtet bist."
Rosalind brauchte nicht lange zu überlegen. "Nein, das kommt nicht infrage!"
"Ros …"
"Nein, Sable. Es tut mir Leid, aber ich kann es nicht. Ich will mit Rostrov nichts mehr zu tun haben." Rosalind machte eine Pause. Sie wusste immer noch nicht, ob die Freundin ahnte, dass Yuri ein Krimineller war. Vielleicht ahnte sie es, wollte jedoch die Wahrheit gar nicht wissen. Und Rosalind wollte ihr nicht verraten, wer sie informiert hatte. "Sable, ich weiß genau, was ich dir schuldig bin …"
Sable ließ sie nicht ausreden. "Nein, du weißt überhaupt nichts." Ihre Stimme klang seltsam unsicher. "Mir schuldest du gar nichts, sondern Yuri."
"Wie bitte?"
Unbehaglich blickte Sable sie an. "Das Ganze war so: Vor einigen Monaten war ich zu leichtsinnig und habe im Kasino viel Geld verloren, das Yuri mir gegeben hatte. Da war er natürlich sauer. Und da ich wusste, dass ich ihm das Geld so schnell nicht würde zurückzahlen können, habe ich behauptet, es würde jemanden geben, der mir mehr schuldet als ich ihm. Er hat vorgeschlagen, ich könnte ihm die Schulden abtreten und ihm das Geld geben, das du mir monatlich zurückzahlst. Ich war damit einverstanden. Genau genommen schuldest du ihm jetzt das Geld."
"Ich soll Yuri Rostrov siebentausend Euro schulden?" Rosalind wurde übel.
Sable zuckte gleichgültig die Schultern. "So schlimm ist es wirklich nicht, Ros. Wenn du mir weiterhin regelmäßig die Raten zahlst, ist Yuri zufrieden. Ich habe es dir nur erzählt, um dir klarzumachen, warum es für uns beide wichtig ist, ihn bei Laune zu halten. Deshalb musst du heute Abend unbedingt mitkommen. So wahrt er sein Gesicht und ist nicht mehr sauer auf mich. Keine Sorge, ich passe auf, dass du dich vor Mitternacht verabschieden kannst und nicht als leichtes Mädchen endest."
Die spöttische Anspielung verfehlte ihre Wirkung. Nur ein Gedanke beherrschte Rosalind: Sie schuldete einem Ganoven siebentausend Euro. Noch dazu einem wie Yuri Rostrov, der zu allem fähig war.
Unwillkürlich dachte sie an Cesar Montarez' Warnung: "Männer wie Rostrov sind gefährlich. Er wird keine Sekunde zögern, Sie umbringen zu lassen …"
Panik überkam sie, und es fiel ihr schwer, sich zu beherrschen und sich nichts anmerken zu lassen.
"Deshalb bin ich hergekommen", erklärte Sable. "Ich leihe dir das silberfarbene Kleid heute Abend noch einmal. Dann treffen wir uns mit Yuri in seinem
Weitere Kostenlose Bücher