Julia James
aufstand.
"Die Nacht ist viel zu schön, um sie hier im Restaurant zu verbringen", sagte er leise und half ihr auf.
"Und wo …?"
"Ich zeige es Ihnen. Kommen Sie."
Zögernd folgte sie Cesar. Sicher gab es irgendwo eine andere Terrasse, auf der Gäste die frische Luft genießen konnten. Ihr war aufgefallen, dass es vor der Bar auch eine gegeben hatte. Doch anstatt sie dahin zu führen, wandte Cesar sich den Aufzügen zu.
"Ich …", begann Rosalind unschlüssig und blieb stehen.
Wieder lächelte er amüsiert. "Wir fahren auf die Dachterrasse. Von dort ist die Aussicht noch schöner."
"Ich …" Nervös verstummte Rosalind. Ich muss ihm sagen, dass ich gehen will, ich muss mich für den schönen Abend bedanken und mich verabschieden, überlegte sie. Sie wollte es tun, doch wie hypnotisiert folgte sie Cesar zu den Aufzugstüren, die sich auf Knopfdruck öffneten.
In der Kabine war Rosalind mit Cesar allein, und ihr Magen rebellierte, was wohl eher an der Geschwindigkeit lag, mit der der Fahrstuhl nach oben fuhr. Sekunden später hielt der Aufzug, und die Türen glitten auf. Erleichtert stieg sie aus … und blieb wie erstarrt stehen.
Sie befand sich im Flur eines Apartments, der in einen geräumigen, geschmackvoll eingerichteten Empfangsraum überging. Niemand befand sich in der Wohnung. Auf der anderen Seite führten Schiebetüren auf eine üppig bepflanzte Terrasse hinaus.
Cesar zog Rosalind hinter sich her.
"Ich …", begann sie zum dritten Mal.
"Kommen Sie." Ihr Zögern belustigte ihn. Bald würde sie sagen, dass sie gehen müsse, würde ihren Kaffee trinken, dann höflich lächeln und sich erheben …
Geräuschlos öffnete er die Schiebetüren, durch die die warme Luft hereinflutete. Auf dem gefliesten Boden standen bequeme Gartenmöbel bereit, doch Rosalind beachtete sie nicht, weil die Aussicht sie völlig gefangen nahm. Sie war tatsächlich noch fantastischer als der Blick von der unteren Terrasse. Ein Großteil des Yachthafens wurde von den Bäumen verdeckt, was dem Ganzen eine intime Atmosphäre verlieh. Hier oben klang das Zirpen der Grillen noch lauter. Bougainvilleen überwucherten das Geländer, und betörende Blütendüfte erfüllten die Nachtluft. Kein Laut drang vom Kasino herauf.
"Das ist traumhaft schön", flüsterte Rosalind überwältigt.
"Ja", erwiderte Cesar nur. Sein Architekt hatte sich selbst übertroffen und ein Apartment geschaffen, das trotz Kasinobetriebs eine eigene kleine Welt darstellte.
Geräusche vom Aufzug ließen Rosalind sich umdrehen, und wenig später erschien ein Ober mit einem Kaffeetablett in den Händen.
"Danke, Jaime."
Cesar nickte dem jungen Mann zu, der das Tablett auf den Terrassentisch stellte, leise etwas zu seinem Chef sagte und dann wieder verschwand.
"Kommen Sie, setzen Sie sich."
Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, dachte Rosalind. Nach dem Champagner und dem Weißund Rotwein brauchte sie etwas, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Und tatsächlich wirkte der starke, heiße Kaffee belebend, und sie trank ihn dankbar.
Entspannt zurückgelehnt, ein Bein über das andere geschlagen, saß Cesar ihr gegenüber in einem Polstersessel und trank seinen Kaffee.
Er war wirklich ein ungemein gut aussehender Mann! Rosalind senkte den Blick und trank noch einen Schluck.
Angeregt unterhielten sie sich. Es fiel Rosalind jedoch schwer, Cesar länger in die Augen zu sehen. Er lachte manchmal so herzlich, dass seine weißen Zähne aufblitzten. Und irgendwann stellte er die leere Tasse hin, entledigte sich seiner Krawatte und öffnete den obersten Hemdknopf, ehe er ihnen Kaffee nachschenkte. Dann lehnte er sich wieder zurück.
Schweigend sah Rosalind ihn an und konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Er sieht einfach elegant und unerhört sexy aus, schoss es ihr durch den Kopf, und sie erbebte. Wie betäubt nahm sie die volle Tasse auf. Es war höchste Zeit, dass sie sich verabschiedete.
Doch das konnte sie nicht, jedenfalls noch nicht. Erst musste sie den Kaffee austrinken. Außerdem erzählte Cesar gerade von den Kanarischen Inseln, wo er mit dem Boot aufs Meer hinausgefahren war und Delfine beobachtet hatte. Wie verzaubert saß Rosalind da, trank Kaffee und hörte Cesar zu.
Nachdem Rosalind ihre Tasse geleert hatte, stellte sie sie mit einem gewissen Bedauern hin. Ihr war klar, dass sie gehen musste. Der Abend war zu Ende, und sie durfte nicht noch länger hier bleiben. Widerstrebend stand sie auf.
Cesar erhob sich ebenfalls.
"Ich muss jetzt gehen",
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