Julia James
für Spanien mit so viel Leid und Schrecken verbunden sind."
Neugierig geworden, sah Cesar sie an. "Haben Sie Geschichte studiert, dass Sie so gut Bescheid wissen?"
Rosalind schüttelte den Kopf. Die wirklich interessanten Fächer hatte sie nicht studiert, sie hatte nur Sekretärinnenund Betriebswirtschaftskurse in England besucht. Ein Schatten flog über ihr Gesicht. All das lag weit zurück, und jetzt saß sie hier und aß in einem Fünfsternehotel mit einem Fünfsternemann. Ihr wirkliches Leben hatte nichts mit diesem verzauberten Abend zu tun, es passte nicht dazu.
Deshalb antwortete sie nur: "Ich habe immer gern historische Romane gelesen, vor allem solche aus der Zeit des Bürgerkriegs." Leicht belustigt lächelte sie. "Die tollen Uniformen aus jener Epoche hatten es mir besonders angetan. Aber natürlich weiß ich, dass dieser Krieg schreckliches Blutvergießen und unglaubliche Grausamkeiten mit sich gebracht hat und dass damals unzählige Männer und Frauen ihr Leben verloren haben." Sie zuckte die Schultern. "Trotzdem fasziniert mich das Ganze."
Cesar lehnte sich entspannt zurück und lachte. "Ich müsste Ihnen jetzt klarmachen, dass an diesem Krieg nichts großartig oder faszinierend war. Die schlimmen Erinnerungen daran verfolgen uns heute noch." Seine Augen funkelten. "Aber ich muss gestehen, dass ich mir als Student die Ära Napoleons als Spezialgebiet ausgesucht hatte. Und manchmal habe ich mir damals gewünscht, so ein mutiger, unerschrockener Mensch wie Don Julian Sanchez zu sein, der mit seinen Freiheitskämpfern den Franzosen im Unabhängigkeitskampf gnadenlos die Hölle heiß gemacht hat. Das Bemerkenswerteste war, dass er den französischen Gouverneur von Ciudad Rodrigo während einer Jagd gefangen genommen und an Wellington ausgeliefert hat. Der Gouverneur musste froh sein, dass er nicht auf der Stelle aufgespießt wurde."
Einen Moment lang versuchte Rosalind, sich Cesar Montarez als wilden, Furcht einflößenden Kämpfer vorzustellen. Dann schüttelte sie den Kopf.
"Nein. Das passt nicht zu Ihnen. Ich könnte Sie mir eher in diesen schönen maurischen Gewändern vorstellen."
Wieder lachte Cesar und beugte sich vor. "Offenbar haben Sie viel Fantasie, meine Liebe. Ich sehe da sehr interessante … Dinge auf uns zukommen. Wenn Sie möchten, könnte ich mir Gewänder besorgen, die Ihnen bestimmt gefallen würden."
Sein Blick wirkte belustigt. Und noch etwas anderes glaubte Rosalind darin zu erkennen. Sie wurde unruhig und wandte sich ab. Langsam ließ Cesar eine Hand über ihre Wange gleiten. Dann umfasste er ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
"Bei Ihnen fühle ich mich fast wie ein Maure", sagte er leise.
Rosalind schluckte. Ich muss gehen, die Sache läuft aus dem Ruder, überlegte sie.
Ruhig und sachlich fuhr Cesar fort: "Wissen Sie, über den Bürgerkrieg habe ich eigentlich noch nie mit einer Frau gesprochen. Jedenfalls mit keiner unter fünfzig. Als Student hatte ich eine ausgezeichnete Professorin, die sich besonders auf die Reconquista, wie der Kampf der christlichen Bevölkerung Spaniens gegen die arabische Herrschaft genannt wurde, und die unbezwingliche Königin Isabelle von Kastilien spezialisiert hatte."
Erstaunt sah Rosalind ihn an. "Haben Sie wirklich Geschichte studiert? Ich hätte eher gedacht, dass Sie sich für Betriebswirtschaft oder Rechnungswesen interessiert haben."
Wieder lächelte er ironisch. "Früher hat mich Geld nicht interessiert. Inzwischen habe ich seine Vorteile entdeckt." Zufrieden und auch stolz blickte er sich in dem luxuriösen Restaurant um, das nur einen Bruchteil seiner Erfolgskarriere widerspiegelte.
Es fiel Rosalind schwer, sich nicht anmerken zu lassen, wie beeindruckt sie war. Wenn Cesar seinen Reichtum ehrlich durch harte Arbeit erworben hatte, war es wirklich bewundernswert. Schließlich saß sie hier und genoss die Früchte seiner Arbeit. Zugleich wurde ihr bewusst, wie groß der Unterschied zwischen ihnen war. Cesar Montarez war wohlhabend, und sie besaß nur wenig. Schon für das Essen und die Getränke hätte er als Gast weit über hundert Euro bezahlen müssen.
Rosalind unterdrückte einen Seufzer. Es hatte keinen Sinn, darüber nachzudenken.
"Möchten Sie Kaffee oder lieber Tee?" fragte Cesar.
Ja, der Abend näherte sich dem Ende. Der Zauber verlor seine Kraft. Doch Rosalind wollte die letzten Minuten mit ihm noch genießen.
"Kaffee wäre schön." Sie sah sich nach einem Ober um. Dann wurde ihr bewusst, dass Cesar
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