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Julia Liebeskrimi Band 09

Julia Liebeskrimi Band 09

Titel: Julia Liebeskrimi Band 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merline Lovelace , Carrie Alexander , Sharon Sala
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modischen Bezeichnungen, mit denen man ihre Geschichte vielleicht erklären könnte, sofern man es wollte.
    Zeitreise.
    Zeitsprung.
    Doch was für einen Namen man dem, was passiert war, auch immer geben mochte, es war und blieb ein Geheimnis. In Gang gesetzt von Gottes Hand oder durch die ruhelose Seele eines alten Mannes. Mit dem Verstand war das nicht zu fassen; es war etwas, das darüber hinausging. Aber irgendwie wusste Mary, dass es so sein musste.
    Sie schaute noch ein letztes Mal auf den leeren Parkplatz, dann wandte sie sich ab. Plötzlich sehnte sie sich danach, so schnell wie möglich von hier wegzukommen.
    Als sie beim Parkhaus angelangt war, rannte sie fast. Tief durchatmend setzte sie sich hinters Steuer. Als ihr Blick auf ihr Gesicht im Rückspiegel fiel, fragte sie sich, warum sie es plötzlich so eilig gehabt hatte. Sie ließ den Motor an und fuhr vorsichtig aus der Parklücke. Jetzt hatte sie bis zu ihrer Verabredung mit Daniel immer noch eine halbe Stunde Zeit. Sie strich sich das Haar aus der Stirn und fuhr an, um sich ihren Weg durch das Parkhaus zu bahnen.
    Während sie in Richtung Innenstadt fuhr, begann die Erinnerung an ihre Jahre ohne Daniel und Hope schnell zu verblassen, bis sie schließlich nur noch an all die Dinge dachte, die sie für Hopes Weihnachtsfeier in der Schule noch zu erledigen hatte.
    An einer roten Ampel hielt sie an und schaute auf die Uhr. Ein Hupen veranlasste sie, den Kopf zu heben, und als sie sich umschaute, stellte sie zu ihrer Verwunderung fest, dass ihr alles fremd erschien. Mit gerunzelter Stirn entzifferte sie das Straßenschild und versuchte sich zu erinnern, wo sie war und was sie hier suchte, und als es ihr nicht einfiel, zuckte sie die Schultern. Offenbar war sie auf dem Weg zu ihrer Verabredung mit Daniel irgendwo falsch abgebogen.
    Nachdem die Ampel auf Grün umgesprungen war, fuhr sie, den Mund zu einem leisen Lächeln verzogen, über die Kreuzung. Je länger sie fuhr, desto weiter entfernte sie sich von der Vergangenheit. Ein paar Minuten später bremste sie vor Daniels Kanzlei. Und als sie ihn lächelnd auf sich zukommen sah, war die Vergangenheit vergangen. Diejenige, die sie einmal gewesen war, existierte nicht mehr.
    Jetzt gab es nur noch die Gegenwart, und sie war die glücklichste Frau auf Gottes Erdboden.
    – ENDE –

Merline Lovelace
    Bleib hier, mein Retter!

1. KAPITEL
    Die Arme um ihre Knie geschlungen, saß Sydney, überflutet vom silbernen Licht eines Sommermonds, auf einem der Kalksteinvorsprünge, die das Chalo River Reservoir säumten. Obwohl sie die Bewegung nicht sehen konnte, wusste sie, dass der Wasserpegel in dem riesigen Staubecken stetig sank.
    Noch sechsunddreißig Stunden, schätzte sie, wobei ihr ein erwartungsvoller Schauer über den Rücken rieselte, höchstens achtundvierzig. Dann würde das sagenumwobene, geheimnisvolle Dorf, das sie zum ersten Mal als Kind gesehen hatte, aus den dunklen Fluten des Staubeckens auftauchen.
    Einmal alle zehn Jahre wurde der Stausee für Reparaturarbeiten an der Staumauer trockengelegt. Einmal alle zehn Jahre tauchten die alten Ruinen aus der Versenkung auf. Dies war das Jahr, der Monat, die Woche.
    Erregung pulsierte durch Sydneys Adern, Erregung und eine schmerzliche Trauer, die ihr das Herz schwer machte.
    „O Dad“, murmelte sie leise, „wenn du doch nur noch ein paar mehr Monate gehabt hättest …“
    Nein, sie durfte nicht schon wieder damit anfangen! Sie schüttelte den Kopf, um das schmerzliche Verlustgefühl abzuwehren, das ihr mittlerweile so vertraut war, dass sie es manchmal kaum noch wahrnahm. In Anbetracht der Schmerzen, die ihr Vater gehabt hatte, konnte sie sich nicht ernsthaft wünschen, dass er auch nur einen Tag oder eine Stunde länger hätte leben sollen. Sein Tod war eine Erlösung gewesen von Qualen, die selbst das Morphium nicht mehr hatte dämpfen können. Sie würde jetzt nicht um ihn trauern. Stattdessen würde sie diese ruhigen, vom Mondlicht erhellten Stunden nutzen, um sich die Zeit in Erinnerung zu rufen, die sie zusammen gehabt hatten.
    Mit der perfekten Klarheit eines Kameraobjektivs ließ Sydney ihre Verwunderung Revue passieren, als ihr Vater ihr zum ersten Mal die nassen, glänzenden Ruinen gezeigt hatte, die, versteckt unter einem Felsvorsprung, in diesem Teil des Chalo Canyons lagen. Damals wie heute auch hatte sie eine Gänsehaut bekommen, als sie das Pfeifen des Windes gehört hatte, das genauso klang wie die weinende Frau aus einer Legende, die sich

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