Julia Liebeskrimi Band 09
Chavez hatte.
„Ich versuche Sie seit einer geschlagenen Stunde zu erreichen“, sagte er schroff. „Wo zum Teufel ist Ihr Telefon?“
Wütend riss Sydney ihr Handy aus ihrer Gesäßtasche. „Hier.“
Zu spät fiel ihr die schwache Batterie ein. Sie war so mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, dass sie völlig vergessen hatte, sie zu wechseln. Ein Aufstöhnen herunterschluckend, starrte sie den Apparat an. Kein Wunder, die Ladeanzeige stand auf null.
„Die Batterie ist leer.“ Peinlich berührt reichte sie das Handy mit der stummen Anweisung, nach einer neuen Batterie zu suchen, an Zack weiter.
„Tut mir leid“, sagte sie zu Reece und wappnete sich gegen die Breitseite, die sie auf sich zukommen sah. „Ich werde dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder vorkommt.“
„Tun Sie das“, schnappte er.
Zähneknirschend zählte sie bis zehn. „Warum wollten Sie mich denn erreichen?“
„Weil ich wissen wollte, ob hier wirklich ein Hubschrauber gelandet ist.“ Er durchbohrte Jamie mit einem eisigen Blick, dann schaute er Sydney wieder an. „Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt, dass jede Aktivität im Sperrgebiet mit mir abgesprochen werden muss.“
„Das haben Sie“, gab sie, ohne mit der Wimper zu zucken, zurück. „Sehr klar.“
Jamie zuckte sorglos die Schultern. „Ich wollte Syd nur schnell ihre Ausrüstung bringen. Sie wusste nicht, dass ich komme.“
„Ihr Vater auch nicht“, sagte Reece kurz angebunden.
Jamie versteifte sich. „Sie haben ihn angerufen?“
„Er hat mich angerufen.“
„Entschuldigen Sie, Henderson“, sagte Jamie mit einem steifen Unterton in der Stimme, „aber ich bin es gewohnt, die Dinge auf meine Art zu tun.“
„Diesmal nicht, Chavez. Keine Flüge mehr in den Canyon ohne meine Zustimmung, verstanden?“
Jamie presste die Lippen aufeinander, und Sydney fragte sich einen Moment, ob er wohl genug Rückgrat besaß, um sich den unumwundenen Befehl zu verbitten.
Offensichtlich nicht. Er gab klein bei. Wenn auch ungehalten.
„Ja, nun, dann sage ich Ihnen eben nächstes Mal vorher Bescheid.“
„Tun Sie das.“
Sydney kam sich vor wie ein alter Suppenknochen, den jemand zwischen zwei geschmeidige Jagdhunde geworfen hatte. Keiner von beiden wollte ihn wirklich, ebenso wenig aber wollte auch keiner zulassen, dass ihn der andere bekam.
„Das macht ihr Jungs besser unter euch aus“, sagte sie spitz. „Ich habe zu tun.“
Ein paar Minuten später hob Jamie mit wirbelnden Propellern in seinem vom Sonnenschein überfluteten kastanienbraun-silbernen Hubschrauber ab. Wenn nicht der starke Luftzug gewesen wäre, hätte Sydney es gar nicht registriert. Sie kniete auf dem Boden und half Zack und den anderen, die Kisten auszupacken. Henry Three Pines saß, in ein Gespräch mit Reece vertieft, im Schatten der Canyonwand und zog genüsslich an einem Stumpen, den der Ingenieur aus seiner Hemdtasche gezaubert hatte.
Zack hatte gerade den Deckel der zweiten Kiste aufgemacht, als Alberts rotes Gesicht Sydneys Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie ließ sich zerknirscht auf ihre Fersen zurücksinken. Er war diese mörderische Hitze nicht gewohnt. Wenn sie nicht die ganze Zeit nur daran gedacht hätte, möglichst schnell in diese Ruinen zu kommen, hätte sie schon früher gesehen, wie sehr ihm das Klima zu schaffen machte.
„Warum machst du nicht mit Katie für heute Schluss?“, schlug sie beiläufig vor. „Wir haben genug Tonmaterial. Es hat keinen Sinn, dass ihr hier herumsitzt und darauf wartet, dass der Wind wieder zunimmt. Lass mir für alle Fälle einen Rekorder und ein Mikro da, dann könnt ihr den Blazer nehmen und zurückfahren.“
„Nun …“ Albert wischte sich den Schweiß von der Stirn, widerstrebend, aber offensichtlich doch bereit, das Angebot in Erwägung zu ziehen.
Sydney warf einen Blick über die Schulter auf Reece, der immer noch mit Henry an der Felswand hockte. „Vielleicht kann Reece euch ja den Weg zeigen. Warte einen Moment, ich frage ihn.“
Sie ging zu ihm hinüber, und der Ingenieur nickte zustimmend. „Sicher.“
Reece schaute ihr nach, lehnte sich gegen die Felswand und gab sich alle Mühe, seine Wut im Zaum zu halten. Seit Sebastians Anruf war er höchst verärgert gewesen, aber als er gesehen hatte, wie Jamie Chavez gegenüber einer verschwitzten, mit ihren zerwühlten Haaren besorgniserregend verführerisch aussehenden Sydney seinen Charme hatte spielen lassen, hatte er vor Zorn gekocht, weil er auf ihre Lügen
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