JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
innen mindestens ebenso beeindruckend war wie außen.
Das Strandhaus der Wakefields. Oder eines davon. Und hatte sie nicht etwas von einem Landhaus irgendwo in Italien gelesen? Die Vorstellung, nicht nur ein Haus sein eigen zu nennen, sondern gleich mehrere, war für Faith schlichtweg überwältigend.
Sie hatte immer nur in Mietwohnungen oder Wohnheimzimmern gelebt und nie woanders als in New York. Wie langweilig Vale sie im Vergleich mit den Frauen finden musste, die ständig durch die Welt jetteten.
Trotzdem würde sie sich nicht von ihm herumschubsen lassen oder gar eine Affäre mit ihm beginnen, so verlockend diese Vorstellung auch war. Sie musste an ihre Karriere denken.
Vales Mutter hatte sie herzlich empfangen, ihnen Drinks angeboten und sie ins Wohnzimmer gebeten, das etwa doppelt so groß war wie Faiths Apartment. Die riesigen Fenster boten einen spektakulären Blick auf die über dem Atlantik untergehende Sonne. Es war so überwältigend, dass Faith unwillkürlich den Atem anhielt.
„Wir sind so froh, dass Vale Sie mitgebracht hat, Faith.“ Virginia Wakefield legte Faith die Hand auf den Arm. An ihren Fingern funkelten Diamanten. „Sagen Sie nur Bescheid, wenn Sie etwas brauchen, ja?“
Nicht nur die Umgebung verwirrte Faith, auch der herzliche Empfang, den ihr Vales Familie bereitete, war fast zu viel für sie. Damit hatte sie nicht gerechnet.
„Ich habe das Gepäck in dein Zimmer bringen lassen, Vale. Das von Faith natürlich auch.“
„Danke, Mom.“ Vale schaute seiner Mutter hinterher, die nun Sharons jüngere Schwester Angela begrüßte.
Faith drehte sich abrupt zu ihm um. Ihr Gepäck in seinem Zimmer? Wahrscheinlich wäre es unpassend, um ein eigenes Zimmer zu bitten. Seine sonstigen Begleiterinnen schliefen nun mal im selben Bett wie er. Sie gehörte aber nicht in diese Kategorie, das durfte sie nicht vergessen.
Allerdings würde es nicht leicht werden. Schließlich nahm Vale schon genug Raum in ihren Gedanken und ihrem Herzen ein, auch ohne dass er im selben Zimmer schlief wie sie.
Faith unterdrückte die Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag. Auf jeden Fall würde sie dafür sorgen, dass sie sich nicht das Bett teilten.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass Vale sich seit ihrer Ankunft ungewöhnlich still verhielt und sich aufmerksam um sie kümmerte. Vermutlich, um seine Familie davon zu überzeugen, dass er kein geeignetes Opfer für Verkupplungsversuche war.
„Wenn man dich mit deiner Familie erlebt, könnte man dich fast für einen ganz normalen Mann halten.“ Wobei normale Männer ihren Cognac nicht aus sündhaft teuren Gläsern in Räumen tranken, in denen wertvolle Gemälde an den Wänden hingen.
„Ich möchte gar nicht, dass du mich für einen normalen Mann hältst.“
Faith schüttelte belustigt den Kopf. „Ich sagte ja auch ‚fast‘. Keine Sorge, mir ist klar, dass du keineswegs normal bist.“
„Du hast eine ganz schön scharfe Zunge, Faith Fogarty.“
„Deswegen hast du mich doch eingestellt“, konterte sie. „Wegen meiner scharfen Zunge und meines scharfen Verstands.“
Vale lachte laut auf. Er griff nach ihrer Hand, um sie an die Lippen zu heben. „Damit hast du wahrscheinlich recht.“
Was machte er da?
Und warum hielt sie ihn nicht zurück?
Weil ihre Knie zitterten?
Warum meinte sie vor sinnlicher Erwartung schier zu vergehen, sobald er in ihrer Nähe war?
„Na los, alle Mann raus.“ Sharon trommelte die gesamte Gesellschaft für die Generalprobe der morgigen Trauung zusammen. Durch die breiten Terrassentüren ging es hinaus auf eine Veranda mit Schwimmbecken und Whirlpool.
Auf dem hinteren Teil des Grundstücks war ein großes weißes Pavillonzelt aufgebaut. Hier würde die Trauung stattfinden, die Gäste würden auf den weißen Stühlen Platz nehmen, die in Reihen aufgestellt waren.
Erschöpft von den Ereignissen des Tages und ihren widerstreitenden Gefühlen, ließ Faith sich auf einen Stuhl fallen und sah zu, wie Sharon mit der Autorität eines Fünf-Sterne-Generals das Kommando übernahm. Eine halbe Stunde später wurde der Ablauf der Zeremonie ein letztes Mal geprobt. An Vales Miene konnte sie ablesen, dass er sich langweilte und das Theater nur seiner Familie zuliebe über sich ergehen ließ.
Im Moment allerdings plagten Faith ganz andere Sorgen.
Es war eine Qual, hier zu sein. Es war eine Qual, den Hochzeitsmarsch zu hören. Ihr wurde beinahe körperlich übel, und sie wäre am liebsten sofort davongerannt.
Sie hasste Hochzeiten.
Hasste
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