JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
verantwortungslos verhalten können?
Endlich trat Vale einen Schritt zurück und half ihr von der Kommode herunter. Einen Moment lang legte er die Hände auf ihre Schultern. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du noch Jungfrau bist?“
In seinem Ton lag eine Mischung aus Verärgerung und Frustration. Na, toll.
Faith zog ihr Kleid zurecht. „Welche Rolle spielt das denn?“
„Eine große.“ Vale fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ich habe noch nie mit einer …“ Hilflos schwieg er.
Ich dachte, es geht hier um mich? dachte Faith grimmig. Sie schaute ihn an, registrierte Bedauern in seinem Blick. „Wirklich nicht?“, fragte sie und wusste selbst nicht, ob es ihr gefiel oder nicht.
„Ich hätte das nicht tun sollen, Faith. Nicht mit dir.“
„Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich habe mich nicht beschwert.“ So gern Faith ihm auch die Schuld für das gegeben hätte, was passiert war – und was sie vermutlich später als größten Fehler ihres Lebens betrachten würde – es wäre nicht richtig. Sie hatte ihn gewollt, ihn förmlich angefleht, mit ihr zu schlafen.
„Faith, warum warst du noch … Jungfrau?“
Sie biss sich auf die Unterlippe und ließ sich aufs Bett sinken. Das war nicht gerade die Art von Gespräch, die eine Frau nach dem Sex führen wollte.
Mühsam zwang sie sich zu einem Lächeln. „Ehrlich, Vale, es ist keine große Sache.“
„Anscheinend doch.“ Er setzte sich zu ihr. „Warst du denn nie so eng mit einem Mann liiert, dass du das Bedürfnis hattest, mit ihm zu schlafen?“
Nun ja, sie hatte ein paar Verabredungen gehabt, aber niemanden wirklich nah an sich herangelassen. Viel zu sehr hatte sie sich davor gefürchtet, so zu enden wie ihre Mutter. Bei Vale hatte sie ihren Gefühlen nachgegeben und einfach auf ihr Herz gehört. Ein Umstand, den sie ziemlich beunruhigend fand. „Es hat eben nie gepasst.“
„Du bist fast dreißig. Das ist wohl kaum eine ausreichende Erklärung.“ Sein Blick hielt ihren gefangen. „Ich möchte den wahren Grund erfahren.“
Den Faith ihm auf keinen Fall sagen würde. Sonst müsste sie sich selbst eine Wahrheit eingestehen, vor der sie lieber die Augen verschloss. Denn während ihre Mutter auf einen Mann nach dem anderen hereinfiel in der Hoffnung auf das wahre Glück, tat Faith genau das Gegenteil. Sie stieß alle zurück, die ihr nahekommen wollten.
Bevor sie selbst zurückgestoßen werden konnte.
Um Vales Blick auszuweichen, schloss sie die Augen.
„Faith?“ Seine Stimme klang sanft, und er strich ihr zärtlich über die Wange. „Hat dich jemand verletzt?“
Sie hielt die Augen geschlossen. „Vergiss es einfach.“
„Nein. Erst, wenn du mir erklärst, warum eine Frau wie du vor mir keinen anderen Mann hatte.“
Faith wusste, er würde nicht nachgeben. Seufzend holte sie tief Luft. „Warum sollte ich mich auf jemanden einlassen, der doch wieder geht?“
Er zog die Brauen zusammen. „Meinst du mich?“
„Ich meine alle Männer.“ Faith löste sich von ihm und trat ans Fenster. „Mein Vater hat uns auch verlassen. Warum sollte ein anderer Mann bei mir bleiben, wenn nicht einmal mein Vater das wollte?“
„Wenn dein Vater euch verlassen hat, dann war er nicht gut genug für euch, Faith. Nicht andersherum.“
Sie machte eine wegwerfende Geste. „Aber das ist doch überall so. Männer gehen fort. Das ist es, was sie am besten können.“
Vale schüttelte den Kopf. „Mir war nicht klar, dass du eine so negative Meinung über Männer hast.“
„Ich bin einfach nur realistisch.“ Sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu. „Gib mir doch ein Gegenbeispiel. Kennst du eine glückliche Ehe, die gehalten hat?“
„Natürlich. Mein Vater ist geblieben. Bis zu dem Tag, als er starb, hat er meine Mutter geliebt und war ihr treu. Sie führten eine glückliche Ehe.“
„Wirklich? Warum bist du ihrem Beispiel dann noch nicht gefolgt?“
„Das ist etwas anderes.“
„Ach ja?“ Sie fixierte ihn eindringlich. „Warum willst du nicht für dich selbst, was deine Eltern hatten?“
„Ich bin nicht wie meine Eltern. Das, was sie hatten, ist selten.“
„Eben, das sage ich ja.“
„Außerdem sind viele Frauen mehr am Namen Wakefield und am Vermögen meiner Familie interessiert als an dem, was eine gute Ehe ausmacht.“
Machte er Scherze? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass eine Frau Vale wegen seines Geldes und nicht um seiner selbst willen wollte.
„Was meinst du damit?“, hakte Faith
Weitere Kostenlose Bücher