JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
Unsinn! „Also, du trauerst noch immer darüber, dass dein Vater euch verlassen hat, und willst deswegen nicht mehr mit mir schlafen?“
Sie wurde blass. Sofort bereute er seine bissige Frage. Warum ließ er Faith nicht einfach aussteigen und fuhr nach Hause?
„Wozu sollte es gut sein, dass du bleibst?“, fragte sie schließlich.
„Abgesehen vom Vergnügen?“
„Es gibt genug Frauen, mit denen du Spaß haben kannst. Dieses Wochenende war ein Fehler. Lass uns vergessen, was passiert ist, und einfach wieder Kollegen sein.“ Mit zusammengepressten Lippen sah sie ihn an.
Er hielt ihren Blick fest. „Ist es das, was du willst, Faith? Was du wirklich willst? Dass wir vergessen, was geschehen ist, und einfach zusammenarbeiten, als wäre nichts gewesen?“
Sie zögerte einen Sekundenbruchteil, dann nickte sie.
„Schön.“ Jetzt meldete sich sein verletzter Stolz. „Du hast sicher recht. Eine Beziehung hat keinen Sinn. Überhaupt keinen Sinn.“
Der Montagmorgen war sonnig und begann viel zu früh für Faiths Geschmack. Sie hatte in der Nacht nur wenig geschlafen, obwohl sie völlig erschöpft ins Bett gefallen war. Allein.
Nein, nicht ganz allein. Yoda war zu ihr ins Bett gekrabbelt, glücklich, dass er sein Frauchen wiederhatte.
So einsam hatte Faith sich lange nicht mehr gefühlt. Vielleicht nicht mehr, seitdem ihr Vater sie und ihre Mutter verlassen hatte.
Und sie wusste genau, warum sie sich so fühlte.
Sie vermisste Vale, obwohl ihr das nach zwei Nächten mit einem Mann viel zu früh erschien. Dennoch hatte sie sich im Bett zusammengerollt und geweint. Dabei war sie es doch gewesen, die ihn abgewiesen hatte. Warum also weinte sie?
Auch das wusste sie genau. Denn irgendwann an diesem Wochenende hatte sie angefangen zu hoffen. Darauf zu hoffen, dass Vale sie vielleicht doch lieben könnte.
Als er sie oben auf dem Leuchtturm angesehen hatte, da war so viel Zärtlichkeit in seinem Blick gewesen, dass sie fast Angst bekommen hatte.
Er wollte eine Beziehung mit ihr, aber nur so lange, wie er sie aufregend fand, und das würde nicht lange dauern. Irgendwann würde er sie doch wieder verlassen, und was würde dann aus ihr werden? Sie fühlte sich schließlich schon nach einem Wochenende mit ihm völlig aus der Bahn geworfen.
Sie musste sich selbst schützen und diese Sache beenden, bevor es kein Zurück mehr für sie gab. Bevor sie so wurde wie ihre Mutter und einem Traum hinterherjagte, der niemals Wirklichkeit werden konnte.
Und nun musste sie Vale wieder gegenübertreten.
Wie würde er sich verhalten? Würde er über das sprechen wollen, was geschehen war, oder einfach so tun, als wäre alles wie immer?
Faith zog ein graues Kostüm an, das sich nach ihrer Shoppinglust am Freitag langweilig anfühlte, und steckte ihr Haar hoch. Der neue Haarschnitt ließ ihren gewohnt strengen Haarknoten nicht mehr zu, einige Locken ringelten sich widerspenstig um ihren Hals.
Als sie ihr Gesicht im Spiegel betrachte, erwog Faith, sich wieder zu schminken, so wie am Wochenende. Aber das würde Vale womöglich falsch verstehen. Es war besser, wenn sie sich so gab wie früher. Entschlossen schob sie den Kontaktlinsenbehälter beiseite und griff nach ihrer Brille.
Sie hätte sich die Mühe sparen können.
Vale war nicht da, als Faith in der Praxis von Wakefield and Fishe eintraf.
„Er hat angerufen, um Bescheid zu sagen, dass er ein Meeting in der Klinik hat und dich später im OP sieht“, informierte Kay sie und reichte ihr einen Stapel Papiere. „Und er bittet dich, so viele von diesen Anfragen wie möglich zu beantworten, damit er heute Nachmittag weniger erledigen muss. Er hat einen vollen Terminkalender.“
Wer hatte das nicht? Faith seufzte. „Natürlich.“
Kay musterte sie anerkennend. „He, ich mag deine neue Frisur. Hast du dir Strähnchen machen lassen?“
Seit dem vergangenen Freitag war so viel geschehen, dass Faith ganz vergessen hatte, dass ihre Kollegin ihr neues Styling noch nicht kannte. „Ja, Strähnchen und einen neuen Schnitt. Meine übliche Frisur habe ich heute Morgen nicht hinbekommen.“
„Na, ich finde, das ist eine Verbesserung.“ Wie gewohnt nahm Kay kein Blatt vor den Mund. „Und wie war nun die spektakuläre Hochzeit von Sharon, der Schönheitskönigin, und Steve, dem Quarterback?“
„Spektakulär, wie sonst“, gab Faith knapp zurück. Sie wollte nicht daran erinnert werden, wie sie ihr Wochenende verbracht hatte. Nackt, im Bett, mit ihrem Chef.
Und er hatte es nicht
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