JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
verletzt habe.“
„Ich will weder dein Mitleid noch deine Entschuldigungen.“
„Was willst du dann, Faith? Ich habe dir gesagt, dass ich dich will, dass ich gern ausprobieren würde, wohin das zwischen uns führt. Du warst es, die Nein gesagt hat. Was hast du denn von mir erwartet? Wie hätte ich deiner Meinung nach darauf reagieren sollen?“
Sie schaute ihn wortlos an, dann ließ sie hilflos die Arme sinken. „Es gibt nichts, was du tun kannst, Vale. Es ist zu spät.“
Er wusste, sie hatte recht. Bereits als er sie zum ersten Mal geküsst hatte, war die Unbefangenheit zwischen ihnen hinüber gewesen. Okay, vielleicht war er mit ihrer Zurückweisung nicht richtig umgegangen. Doch er hatte einfach nicht klar denken können. Er konnte noch immer nicht klar denken.
Faith wollte ihn verlassen.
Nein, nicht ihn, sondern die Klinik.
Es machte keinen Unterschied. Das Entscheidende war: Sie würde aus seinem Leben verschwinden.
Wenn sie wirklich nicht bereit war, ihnen beiden eine Chance zu geben − dieser besonderen Magie zwischen ihnen eine Chance zu geben – dann war es vielleicht auch besser, wenn sie ging.
Vielleicht war das der einzige Weg, wie sie beide das Wochenende in Cape May vergessen konnten.
„Gut, wie du willst, Faith“, sagte er, und seine Stimme klang rau. „Du bist eine hervorragende Neurochirurgin, es wäre ein harter Verlust für die Klinik. Aber wenn es wirklich dein Wunsch ist, dann kündige eben. Du sollst aber wissen, dass ich nicht will, dass du gehst. Weder persönlich noch beruflich.“
Ja, Vale wollte, dass sie blieb, dass sie dort weitermachten, wo sie aufgehört hatten. Aber am Ende würden sie doch immer wieder am selben Punkt angelangen. Warum das Unvermeidliche hinauszögern?
„Was du willst, spielt für mich keine Rolle, Vale. Es ist vollkommen irrelevant.“
Wenn sie ihn angeschrien hätte wie vorhin, dann hätte er ihre Worte als Ausdruck von emotionalem Stress abtun können. Aber Faith schrie nicht. Sie sprach mit einer Ruhe, die ihn erschreckte. Es war fast so, als könne sie seine Gedanken lesen und würde darauf antworten – um ihm zu sagen, dass sie nicht mehr von ihm wollte als Sex.
Nur, dieses Mal reichte ihm das nicht.
„Das meinst du nicht wirklich“, sagte er.
In ihrem Blick lag aufrichtige Überraschung, und ihre Stimme war fest, als sie erwiderte: „Doch, das tue ich. Goodbye, Vale. Ich werde jemanden schicken, um meine Sachen abzuholen.“
„Faith.“ Er hielt sie am Arm fest, wollte sie nicht vorbeilassen. Gleichzeitig verfluchte er sich für seine Schwäche. „Geh nicht. Nicht so.“
„Gibt es denn eine bessere Art zu gehen? Hast du da vielleicht einen Vorschlag? Soll ich morgen in dein Büro kommen und dir erzählen, dass ich ein Angebot einer anderen Klinik habe? Damit du dich wegen unserer Liaison nicht schuldig fühlen musst. Wäre das besser, würde es dir helfen und dein Gewissen erleichtern?“
Erneut zuckte er zusammen. Sie hatte recht. Er fühlte sich schuldig. Es war einfacher, sich schuldig zu fühlen, denn wenn es nicht Schuld war, was er fühlte, dann war es etwas anderes, sehr viel Beunruhigenderes.
„Hast du denn ein anderes Angebot, Faith? Ist es das, worum es hier geht?“
Erneut maß sie ihn mit einem kühlen Blick, nickte dann. Schwang da etwa ein Anflug von Enttäuschung in ihrer Stimme mit? „Ja, Vale. Genau darum geht es. Ich verlasse dich, weil ich ein besseres Angebot habe.“
9. KAPITEL
Mit stolz erhobenem Kopf, gestrafften Schultern und gebrochenem Herzen schritt Faith durch den Korridor, ließ Vales Büro Schritt für Schritt hinter sich. Es gelang ihr, so lange die Fassung zu bewahren, bis sie Zuflucht in der Damentoilette gefunden hatte.
Dann brach sie zusammen.
Ihr ganzer Körper schmerzte, während bitteres Schluchzen ihren Körper erschütterte. Sie stolperte in eine der Kabinen, ließ sich mit dem Rücken an der Wand hinabgleiten, während sie weinte, bis ihr die Augen brannten.
Was stimmte nur nicht mit ihr? Sie hatte in den vergangenen drei Wochen mehr geweint als in ihrem ganzen Leben. Kein Mann war das wert. Hatte der Anblick ihrer Mutter, die sinnlose Tränen vergoss, ihr nicht gereicht? Hatte sie daraus nichts gelernt? Hatte sie nicht ihre Lehre gezogen, als ihr Vater sie verlassen hatte?
„Faith?“, ertönte eine Frauenstimme vor der Kabine. „Bist du in Ordnung? Oh, was frage ich da? Natürlich bist du nicht in Ordnung. Darf ich reinkommen? Oder vielleicht kommst du besser
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