JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
langweiligen grauen Kostüme und ihre Brille und schaute von ihrem Computermonitor auf, als hätte Vale kein Recht, ihre Privatsphäre zu stören. Und als würde sie seit Stunden am Schreibtisch sitzen und nicht erst seit wenigen Minuten. Allerdings wusste er genau, wann sie zurückgekommen war, denn er hatte auf ihre Schritte gelauscht.
Sollte er sie daran erinnern, dass ihm das Büro gehörte, in dem sie saß? Dass ihm das ganze Gebäude gehörte?
„Ich war beim Mittagessen. Du erinnerst dich? Das ist das, was ich deiner Meinung nach um diese Zeit tun soll“, erwiderte Faith mit deutlicher Ironie.
Vale versuchte mühsam, den Frust zu bewältigen, der ihn vorhin bei Kays Nachricht überkommen hatte. Faith hatte angerufen, um ausrichten zu lassen, dass sie heute eine längere Mittagspause als gewöhnlich machen würde.
Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Damit habe ich aber nicht gemeint, dass du so lange fortbleiben kannst, dass wir womöglich deine Sprechstundentermine verlegen müssen.“
Durch seinen harschen Tonfall überrascht, sah Faith ihn einen Moment lang sprachlos an. Dann platzte sie zornig heraus: „Seit wann haben wir eine Stempeluhr? Du weißt sehr gut, wie viele Überstunden ich …“
„Mit wem warst du zusammen, Faith?“, unterbrach er sie abrupt.
Er konnte die Ungewissheit nicht ertragen. Natürlich ging es ihn nichts an, aber Kay hatte so geklungen, als wäre Faith mit einem Mann zum Essen verabredet. War es derselbe, mit dem sie sich schon vor ihrem gemeinsamen Wochenende getroffen hatte? Mit dem sie zwar bisher nicht geschlafen hatte, jetzt aber vielleicht doch? In dessen Armen sie dann lustvoll stöhnen und … Nein, darüber wurde er gar nicht erst nachdenken.
Die Vorstellung, wie Faith mit einem anderen zusammen war, erfüllte ihn mit rasender Eifersucht.
Faith rückte ihre Brille zurecht. „Es geht dich zwar nicht das Geringste an, aber ich habe mit Sharon zu Mittag gegessen.“
Sharon?
„Wieso denn das?“ Vale beantwortete sich seine Frage selbst. „Sie wollte mit dir über Steve sprechen?“
Als Faith nickte, ringelte sich eine Haarsträhne um ihren schlanken Hals. Vale hatte Mühe, den Blick abzuwenden.
„Darüber, dass er sie betrogen hat? Ja.“
Frauen . Steve liebte Sharon von ganzem Herzen, das wusste Vale, und war am Boden zerstört, weil sie auf sein Geständnis so heftig reagiert hatte. Sharon weigerte sich, mit ihrem Ehemann auch nur zu sprechen.
„Aber das ist so lange her, und die beiden waren zu dieser Zeit getrennt. Sharon sollte aufhören, sich wie ein verwöhntes Kind aufzuführen, und zu ihrem Mann zurückgehen.“
„Wie bitte?“ Faith funkelte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Sie hat während ihrer Flitterwochen herausgefunden, dass der Mann, den sie liebt, sie betrogen hat. Ich finde, sie hat durchaus das Recht, sich ein wenig aufzuregen.“
„Aber Sharon regt sich nicht einfach nur ein wenig auf. Sie sagt, dass sie die Scheidung einreichen wird“, erwiderte Vale. Er wusste, dass seine Cousine aus gekränktem Stolz handelte und nicht wirklich nachdachte. Sie liebte Steve schließlich.
Faith nickte nur. Ihre Miene verriet Vale, dass sie mindestens ebenso viel über die Angelegenheit wusste wie er.
„Sag mir bitte nicht, dass du sie darin auch noch bestärkt hast?“ Da sie nicht antwortete, stöhnte Vale entnervt auf. „Wie kommst du überhaupt dazu, ihr Ratschläge für ihre Ehe oder sonst irgendetwas zu geben? Du hast keine Ahnung, wie unser Leben aussieht. Die Presse wird sich auf sie und Steve stürzen. Alles, was sie tun, wird in den Klatschspalten breitgetreten.“
Wieder rückte Faith ihre Brille zurecht. „Es ist weder meine Aufgabe noch deine, darüber zu entscheiden, was für Sharon das Beste ist.“
„Sie muss mit diesem Unsinn aufhören, bevor sie ihre Ehe zerstört, das ist doch wohl klar. Sie muss zur Vernunft kommen.“
„Ach, und Vernunft bedeutet, dass sie zu dem Mann zurückgeht, der sie betrogen hat?“
Vale umfasste die Rücklehne des ledernen Besucherstuhls vor ihrem Schreibtisch mit beiden Händen, um die Fassung zu bewahren. „Tu nicht so, als seist du Expertin in diesen Dingen.“
„Ich weiß, was sie mir gesagt hat. Ihr Mann hat sie betrogen. Er hat ihr Vertrauen in ihn zerstört, und jetzt will sie die Scheidung.“
„Wenn man sie hört, klingt es, als hätte er nach ihrer Heirat eine Affäre gehabt. So war es nicht. Sie hatten sich gerade getrennt, als es passiert ist.“
Faith
Weitere Kostenlose Bücher